Der Angriff auf die Schönheit ist
ein Angriff auf Gott
29. Januar 2025

Rot, grün, blau trägt dem Kasper seine Frau
Manche Dinge sind schlimmer als ein verheerendes Feuer. Das beweist Notre-Dame de Paris. Während die Fassade, die Wände und das Dach in ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt wurden, verkündet die liturgische Innenausstattung eine andere Botschaft.
– Der Altar ist zu einer Badewanne geworden;
– die Kanzel, eine Autobahnmautstelle;
– die Sedilien, geradewegs aus den Requisiten von Star Wars;
– und das Reliquiar für die Dornenkrone, Schrott von einer Müllhalde.
Aber die Gewänder. Die Gewänder waren das Glanzstück. Sie wurden vom Erzbischof von Paris und seinen Dienern getragen. Jeder Mensch mit Geschmack (ganz zu schweigen von vernünftigen Katholiken) schauderte. Sie schienen von einer Clowntruppe eines
All dies geschieht mit voller Absicht. Sie sind Zeuge des großen Kampfes zwischen dem revisionistischen Glauben und dem alten Glauben. Bei dieser Umgestaltung wird Notre-Dame zum Ground Zero im tödlichen Kampf zwischen der Welt und Christus.
Der Kreuzzug der Moderne war nichts weniger als die erfolgreiche Beerdigung Gottes unter den Trümmern der Moderne. Überspitzt, wenden Sie ein?
Denken Sie über die jüngsten Worte des Bischofs Franz-Josef Overbeck von Essen (Deutschland) nach: „Wir müssen nicht die ganze Welt missionieren. Gott wird einen Weg finden, Ungläubige zu führen. Viele brauchen weder Religion noch Glauben und natürlich auch keine Kirche.“
Dies, liebe katholische Leser, ist eine Beerdigung.
Natürlich tun viele auf allen Ebenen der Kirche solche Bemerkungen als kurios und harmlos ab und behandeln sie wie den Gebrauch des falschen Bestecks bei einer Dinnerparty. Sie ziehen es vor, eine positivere Einstellung an den Tag zu legen. Diese Vogel-Strauß-Feigheit hat den Weg für die gegenwärtige Katastrophe geebnet.
Während das bevorzugte Schlachtfeld der Modernisten die engen Mauern von Priesterseminaren, Universitäten, Graduiertenschulen und gelehrten Gesellschaften sind, wissen sie, daß ihre wirksamsten Waffen im Vokabular der Symbole, der Kunst und der Architektur liegen. Diese sind das Vokabular des menschlichen Herzens. Sie sind die Orte, an denen das Leben des Menschen verankert ist und sich verändert. Manipulieren Sie sie und Sie verändern die Welt.
Das lässt sich leicht beweisen. Lesen Sie beispielsweise das doktrinäre Meisterwerk des heiligen Thomas über die Heilige Eucharistie. Ihr Geist ist belehrt und überzeugt. Hören Sie dann Mozarts „Ave Verum Corpus “ oder die bekannte (einst übliche) katholische Hymne „Alles sterbliche Fleisch schweigt“. Ihr Herz wird ohnmächtig und Ihre Füße wollen im Gallop in den Himmel.
Dieses eiserne Gesetz der menschlichen Natur gilt auch für dunklere Dinge. Wenn Sie sich in die Abschnitte von Mein Kampf vertiefen , stoßen Sie auf die Wurzeln des Hasses. Und wenn Sie dann ein Hakenkreuz sehen, bricht Ihnen der kalte Schweiß aus. Daher das gebieterische Vokabular von Symbolen und Kunst. Auf diesem Schlachtfeld werden Herzen und Köpfe gewonnen.
Die theologischen Meisterdenker verstanden das gut. Nachdem sie ihre Bücher sorgfältig geschrieben hatten, begriffen sie, daß sie die Herzen und Köpfe mit ihrem Bildersturm gewinnen würden. Mit an Fanatismus grenzender Wut wurden sakrosankte Regeln, die die Architektur von Kirchen über Jahrtausende bestimmt hatten, umgeworfen. Heilige Gewänder, die immer den Gemälden von Rubens und van Eyck ähnelten, wurden systematisch eingesammelt und zerstört. Heiligtümer, die einst an die Seiten der Apokalypse erinnerten, wurden dem Erdboden gleichgemacht. Heilige Gefäße, die immer sorgfältig aus Gold und Juwelen gefertigt waren und Ehrfurcht vor dem heiligen Reichtum ausdrückten, den sie enthielten, wurden mit einer an Wahnsinn grenzenden bösartigen Hingabe beiseite geworfen.
Die ganze Zeit über wurde den Katholiken versichert, daß dieses liturgische Gemetzel dem Wunsch des neuen konziliaren Geistes der „Einfachheit“ der Kirche entspräche. Nein, war es nicht. In typischer Weise war dies die bevorzugte Masche der Modernisten, um den ungewaschenen Plebs zu beschwichtigen. Mit brutaler Konsequenz setzten die Auswirkungen von lex orandi, lex credendi ein. Lehren wie die Realpräsenz, die Messe als Opfer, die Realität der Sünde, der Kult der Heiligen und Engel und der eigentliche Begriff von Frömmigkeit und Hingabe wurden verwischt, wenn nicht wie Treibgut von einer Flutwelle weggespült.
Schönheit ist in der Heiligen Liturgie für ihre Integrität ebenso entscheidend wie Fleisch für den menschlichen Körper. Eigentlich sogar noch wichtiger. In der Sprache des heiligen Thomas ist es die strahlende Erhabenheit der Form (also das, was eine Sache zu dem macht, was sie ist). Schönheit ist die unwiderstehliche Anziehungskraft der Wahrheit. Die alten Griechen wussten, daß sie die Macht besitzt, die Seelen der Menschen zu formen oder zu verformen. Churchill hat omöglich diese Einsicht wiedergegeben, als er einmal schrieb: „Nachdem der Mensch seine Gebäude gebaut hat, machen seine Gebäude ihn.“
Der heilige Johannes von Damaskus kam der Schönheit im 8. Jahrhundert zu Hilfe, als der Bilderstreit die Kirche bedrohte. Die Ketzer glaubten, daß schöne Kunst die Wahrheit des Geistigen verzerre. Sie führten einen Feldzug, um alles zu zerstören, und hätten dies auch getan, wenn nicht das Zweite Konzil von Nicäa im Jahr 787 eingegriffen hätte, dessen wichtigste Inspiration der heilige Johannes von Damaskus war.
Er stützte seine Argumente für die sakrale Kunst auf die Menschwerdung Christi und argumentierte, daß Christus sich herabließ, gewöhnliche sichtbare Gestalt anzunehmen, damit die Menschen das fleischgewordene Wort sehen konnten. Wenn Gott selbst dieses Beispiel gegeben hat, sollte kein Mensch es wagen, die sichtbare Darstellung himmlischer Personen zu verbieten. Mit lyrischer Überzeugungskraft schrieb der Damaszene:

Die ganze Erde ist ein lebendiges Abbild des Antlitzes Gottes. ...Ich bete nicht die Materie an. Ich bete den Schöpfer der Materie an, der um meinetwillen zur Materie wurde, der in der Materie Wohnung nehmen wollte, der durch die Materie meine Erlösung bewirkte. Niemals werde ich aufhören, die Materie zu ehren, die meine Erlösung bewirkt hat! Ich ehre sie, aber nicht als Gott. Aus diesem Grund grüße ich alle kontingente Materie mit Ehrfurcht, weil Gott sie mit seiner Gnade und Kraft erfüllt hat. Durch sie ist meine Erlösung zu mir gekommen.
Damaszenes Argumente sind für die Diskussion über die Rolle der Schönheit in der Kirche von höchster Bedeutung. Bevor die zweite Person im Schoß der Unbefleckten Jungfrau Fleisch wurde, war sie das Verbum im Schoß der Dreifaltigkeit. Sein anderer Name war Σοφία (Sophia – Weisheit), durch ihn wurden alle Dinge geschaffen (Nicänisches Glaubensbekenntnis). Es gibt Ordnung im Kosmos aufgrund des Wirkens der Heiligen Weisheit. Daher ist Ordnung das Wesen der Schönheit (daher der heilige Thomas und die drei Merkmale der Schönheit: Integrität, Proportion und Ausstrahlung).
So lernen wir vom Doctor Angelicus sowie von den Griechen und der gesamten Tradition der westlichen Kunst, daß Schönheit nicht subjektiv , sondern verblüffend objektiv ist und die Ordnung und Schönheit der Natur widerspiegelt, die die Schönheit Christi ausstrahlt, der die Schönheit selbst ist.
Die Moderne hat das klassische Verständnis von Schönheit völlig verworfen und die Kunst zu einer bloßen Reise in die Untiefen des Subjektivismus degradiert. Der Modernismus ist der Führung der Moderne mit sklavischem Gehorsam gefolgt. Der Zweck der modernen Kunst besteht darin, ein metaphysisches Ungleichgewicht zu schaffen. Keine Bezugspunkte, keine festen Beobachtungsnotizen, kein objektiver Bewertungsindex. Ihr Slogan ist allen bekannt, die das desorientierende Universum der Moderne bewohnen: Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
Nein, dort liegt sie nicht. Schönheit liegt in dem, was das Auge erblickt. Darin liegt ein himmelweiter Unterschied. Wie bei der Realität verneigt sich der Mensch demütig davor. Für den Modernisten verneigt sich die Realität unterwürfig vor dem Menschen.
Wenn Sie genau hinhören, können Sie Echos von „Non Serviam“ hören . Ja, von diesem ursprünglichen, ersten Neugestalter der Wirklichkeit, in Schach gehalten von St. Michael. Papst Benedikt bemerkte einmal:

Wenn die Kirche weiterhin die Welt verändern und humanisieren will, wie kann sie dann auf Schönheit in ihren Liturgien verzichten, auf jene Schönheit, die so eng mit der Liebe und dem Glanz der Auferstehung verbunden ist? Ohne sie wird die Welt zum ersten Kreis der Hölle.
Noch bekannter ist sein Satz:

„Die einzige wirklich wirksame Verteidigung des Christentums läuft auf zwei Argumente hinaus, nämlich die Heiligen, die die Kirche hervorgebracht hat, und die Kunst, die in ihrem Schoß gewachsen ist.“
Die neue Notre-Dame de Paris würde die Heiligen und Kirchenlehrer schockieren, die in ihren heiligen Säulen und unter der gewölbten Decke beteten. Doch heute stöhnen ihre Mauern, weil sie gezwungen sind, die Höllenlandschaft liturgischer Neuerungen zu akzeptieren.
Es ist vielleicht nicht der erste Kreis der Hölle, aber es kommt dem doch schon ziemlich nahe.
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