Apostolica Sedes Vacans
22. April 2025

Wenn der Stuhl Petri verwaist ist
Nach langer und schwerer Krankheit ist Papst Franziskus im hohen Alter von 88 Jahren am Morgen des 21. April in seiner Wohnung im Vatikan verstorben. Für die Gläubigen bleibt damit nur noch die Möglichkeit – und die Verpflichtung – für das Seelenheil des gestorben Jorge Mario Bergoglio zu beten – und was wäre als Vorlage dieses Gebetes besser geeignet als die Postcommunio aus der Votivmesse für einen verstorbenen Papst nach dem Wortlaut der überlieferten Liturgie:

Wir bitten Dich, o Herr, Deine milde Barmherzigkeit, die wir stets anrufen, sei der Seele Deines Dieners Papst Franziskus zum Heile. Durch Dein Erbarmen möge er die ewige Gemeinschaft dessen erlangen, auf den er gehofft und an den er geglaubt hat.
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Mit dem Tod des Papstes treten Kirche und Vatikanstaat in das Stadium der Sedisvakanz ein, für das es in Kirche und Gesellschaft der Gegenwart nichts Vergleichbares gibt – zumindest nicht, seit wir mit Erlöschen des Königtums „von Gottes Gnaden“ in der weltlichen Herrschaft kein Interregnum mehr kennen – jene schwere Zeit, in der Verwandte und Vertraute des verstorbenen Trägers der Krone oft mit allen Mitteln, Giftmord und Bürgerkrieg eingeschlossen, darum kämpften, die Nachfolge anzutreten. Heute ist in der Welt die Nachfolge für die Inhaber von Leitungspositionen – zumindest in der Theorie – durch gesetzliche Regelungen zur Stellvertretung oder Nachfolge klar geregelt.
Der Papst allerdings hat keinen Stellvertreter, er ist Stellvertreter, darin besteht das Wesen seines Amtes, und wenn auch gerade Papst Bergoglio sich immer wieder schwer damit tat, die darin liegenden unüberschreitbaren Grenzen seiner Amtsgewalt einzuhalten, treten diese mit seinem Tode doch wieder deutlich vor Augen. Alle Ämter, an deren Träger der Papst Teile seiner Amtsgewalt delegierte (ohne diese selbst damit aufzugeben), sind mit seinem Tode erloschen, und sie leben erst dann wieder auf, wenn der Nachfolger in voller Entscheidungsfreiheit neue Amtsträger einsetzt oder auch vorherige Inhaber erneut beruft. Sede vacante – der Stuhl des Nachfolgers Petri ist verwaist. Bis zur Neuwahl kann in der Kirche und dem Vatikan nichts geschehen, was über die eng begrenzten Bereiche der Vorbereitung der Beisetzung und der technischen Organisation des Konklaves hinausginge.
Der Schatz der Orationen der Votivmesse bietet auch für die Zeit der Sedisvakanz wertvolle Gebetsanregungen.
Aus der Votivmesse gegen die Feinde der Kirche:

Wir bitten Dich, o Herr, nimm die Gebete Deiner Kirche gnädig auf, damit sie alle Widerstände und Irrtümer überwinde und in sorgloser Freiheit Dir diene.
Aus der Messe um Eintracht:

O Gott, Du Spender des Friedens und Du Freund der Liebe, gib Deinen Dienern wahre Übereinstimmung mit Deinem Willen , damit wir befreit werden von allen Versuchungen , die uns bestürmen.
Mit der Formel „in sorgloser Freiheit Dir diene“ greift das pilgernde Gottesvolk der Kirche weit in seine Vorgeschichte im Volk Israel zurück: Das Verlangen, in sorgloser Freiheit Gott dienen zu können, war die Hauptforderung, die Mose an den Pharao richtete – und das Hauptmotiv der Israeliten, von den unter ägyptischer Szepter gebotenen „Fleischtöpfen der Knechtschaft“ aufzubrechen in eine ungewisse Zukunft – was später, als die Dinge konkret wurden, viele von ihnen sehr bereuten.
Die Bitte um Eintracht (concordia) könnte zu dem Irrtum verleiten, es gehe darum in einer Art „synodalem Prozess“ jene Kompromisse aufzufinden und Übereinstimmungen herzustellen, in denen „alle sich wiederfinden“ können. Doch der Text sagt etwas anderes: Gib uns Übereinstimmung mit Deinem Willen. Und das ist keine klerikale Erfindung, sondern die Kurzfassung des Gebetes des Herrn selbst.
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