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Der „Sonnengesang“ des Heiligen Franziskus von Assisi. — Oder: Warum Papst Franziskus
den falschen Namen trug.

29. April 2025

Von P. Joachim Heimerl von Heimthal

1 - Liturgie

Das Gemälde zeigt die Mitteltafel eines Gemäldes, auf der der hl. Franziskus im Original von mehreren kleinformatigen Darstellungen von Szenen aus seinem Leben umgeben ist. Man beachte, daß Franziskus hier vor reinem Goldgrund dargestellt ist — das Gemälde ist noch vor der „naturalistischen Wendung“ der europäischen Malerei entstanden.

Der hl. Franziskus mit den Stigmata

In den letzten Jahren habe ich viel über Papst Franziskus geschrieben. Nach seinem Tod scheint es mir deshalb umso wichtiger, mich mit dem anderen Franziskus zu befassen, mit dem „echten“ Franziskus, wenn man so will, mit dem heiligen Original und nicht mit dem, der lediglich seinen Namen annahm.

Da passt es gut, sich daran zu erinnern, dass Franziskus von Assisi genau vor 800 Jahren seinen berühmtesten Text ver­fasste: den „Sonnengesang“.

Der Heilige war zu diesem Zeitpunkt nahezu erblindet; eine Augenoperation, die damals durchaus üblich war, hatte sei­ne Situation obendrein verschlechtert. So gesehen ist der „Sonnengesang“ sein geistliches Vermächtnis, und natürlich ist er ein sehr persönlicher Text, der wie alle Texte eben auch einen kulturgeschichtlichen Kontext hat.

Man merkt es dem „Sonnengesang“ an, dass Franziskus die französische Dichtung seiner Zeit sehr gut gekannt hat; im Grunde ist er ein typisch hochmittelalterliches Liebes­ge­dicht, er ist das Lied eines Mannes, dessen Herz von Liebe entflammt ist.

Freilich handelt es sich dabei um eine übernatürliche Liebe, aber darauf kommt es zuerst nicht an, sondern darauf, dass Franziskus von dieser Liebe so durchdrungen ist, dass er Gott wie ein französischer Troubadour preist. Der „ Sonnengesang“ ist so das Hohelied eines Sängers, der ganz und gar in Gott verliebt ist. Alles, was er - halb blind - noch wahr­nehmen kann, macht er mit „Bruder Mond“ und „Schwester Sonne“ zu Zeugen seiner Liebeserfahrung, bis schließlich die ganze Schöpfung zum Spiegel dessen wird, den seine Seele liebt.

Franziskus schildert uns vor diesem Hintergrund keine Naturerfahrung, sondern ver­sucht in der bildhaften Sprache des Mittelalters eine mystische Gotteserfahrung zu beschreiben. Um etwas anderes geht es ihm nicht. Wer dagegen meint, der „Sonnen­gesang“ sei ein Naturgedicht, hat Franziskus so wenig verstanden wie die Dichtung des Hochmittelalters insgesamt.

Schon deshalb lässt sich „Sonnengesang“ nicht von jenen „Klima-Heiden“ vereinnahmen, die heute die Kirche bevölkern und meinen, unsere Rettung hinge von einer „Rettung“ der Umwelt ab. - Nein, das tut sie nicht, und im Gegensatz zu Papst Franziskus hätte der heilige Franziskus dies nie so gesehen! Franziskus ist kein „Öko-Heiliger“, keiner der von einer „geschwisterlichen“ Umwelt schwafelt, sondern einer, der von dem entflammt ist, der heute in der Kirche der große Unbekannte ist: von unserem einzigen Retter Jesus Christus.

Alles, was geschaffen ist, ist aus dem Nichts auf Christus hin geschaffen, und alles wird durch Christus vollendet werden. Genau dies drückt der Heilige Franziskus mit seinem „Sonnengesang“ aus. Alles Irdische ist hier ihn nur ein Hinweis auf Gott, aber es ist eben niemals das, um das es eigentlich geht. Die Natur bleibt lediglich zeichenhaft und hat keinen Selbstzweck.

Papst Franziskus hat es dagegen anders gehalten, und seine Enzyklika „Laudato si“ blieb nur eine misslungene Hommage an den „Sonnengesang“ seines vermeintlichen Vorbilds. Während sich der Text des Heiligen Franziskus von Assisi ganz nach dem göttlichen Ge­lieb­ten ausstreckt, hat der Papst gleichen Namens alles getan, um ein neues Ökö-Heiden­tum in der Kirche zu implementieren, das mit einem Gutteil südamerikanischer Befrei­ungstheologie durchsetzt war.

Der Heilige Franziskus konnte auf der letzten Wegstrecke seines Lebens das natürliche Sonnenlicht kaum noch sehen, aber das innere Licht seiner brennenden Liebe zu Christus lies den gesamten Kosmos erstrahlen - und nur um diese Erfahrung geht es in seinem „Sonnengesang“; er ist ein Werk der geistlichen und nicht der weltlichen Dich­tung.

Wer Franziskus von Assisi kennt, weiß ,dieser Mann ist kein Heiliger, der sich gefällig missbrauchen lässt. Er taugt nicht als Namensgeber für einen „linken“ Papst oder als Galionsfigur kirchlicher „Klimaretter“. Er ist das, was wir alle werden sollen, einer, der sich in Christus verliebt hat und der ein Liebeslied anstimmte, als er den „Sonnengesang“ verfasste.

Ich wünsche uns allen, dass wir in dieses Liebeslied einstimmen. - Das Lied, das man dagegen heute in der Kirche hört, ist nach Goethe meist nur noch ein „garstiges Lied, ein politisches Lied“, und auch dies verdanken wir Papst Franziskus.

Am Heiligen von Assisi ist er ohne Zweifel gescheitert, und seine Namenswahl blieb allenfalls ein kitschiges Klischee. Mit dem Troubadour aus Assisi hatte Jorge Mario Bergoglio nichts gemein; der „Papst der Armen“ hat die spirituelle Strahlkraft des „Poverello“ nie erreicht, dessen „Sonnengesang“ noch nach 800 Jahren die Zärtlichkeit seiner Gotteserfahrung beschreibt.

Für „soziale Gerechtigkeit“ und einen kirchlichen Sozialismus stand der Heilige in Wirk­lichkeit nie; und der Papst, der sich nach ihm benannt hat, war als „Franziskus“ nur ein falscher Prophet.

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