Summorum Pontificum.de

Meldungen aus der Sedisvakanz – 4:
Zwischen den Päpsten

03. Mai 2025

6 - Kirchenkrise

Die Website des Vatikans zeigt für die Zeit zwischen dem Tod eines Papstes und der Wahl seines Nachfolgers ein besonderes päpstliche Signum : Die gekreuzten Schlüssel Petri unter dem Basilika-Schirm - ohne weiteres Wappen. Dazu die Aufschrift: Apostolica Sedes Vacans

Wir haben keinen Papst

Unter diesem Kolumnentitel werden wir in den kommenden Wochen bis zur Wahl des neuen Papstes Kurzmeldungen und Lesetipps sammeln, die uns keinen eigenen Kommentar zu erfordern scheinen, die wir aber quasi der Vollständigkeit halber und zur Erleichterung der Informationsbeschaffung für unsere Besucher nicht ganz übergehen wollen.

Die Flut der Nachrufe auf den verstorbenen Papst Franziskus ist in dieser Woche deut­lich zurückgegangen. Die lesenswertesten davon glauben wir inzwischen verlinkt zu haben. Die große Masse der Nachrufe hatte sich an der altrömischen Devise „Über die Verstorbenen nur Gutes“ orientiert. Viele waren dadurch erstaunlich kurz geraten, an­dere suchten das Gute auch da, wo es nur mit Mühe aufzufinden war… Nun gut, diese Phase der journalistischen „Verarbeitung“ ist ist nun weitgehend zu Ende, allenfalls einige Betrachtungen zu Einzelaspekten des verflossenen Pontifikats versprechen noch neue Einsichten, wie etwa dieser kenntnisreiche Text von Andrés Henríquez über „Franziskus – der Papst der die Kirche auf Grünkurs brachte“.

Die Masse der Textproduktion blickt jetzt voraus; zunächst auf das Konklave, und dann auf das, was der jeweilige Autor dem künftigen Papst als Pflichtprogramm vorgeben will – oder vor dessen Verwirklichung er mit apokalyptischen Untertönen warnt. Wenig überraschend läßt sich die Mehrzahl dieser Stellungnahmen zwei Richtungen zuordnen. Diejenigen, die vom vergangenen Pontifikat profitierten oder in ihm zumindest einen Türöffner für noch weitergehende Erfüllung ihrer Vorstellungen sahen, sprechen ganz offen davon, nur ein Franziskus II. könne die Kirche in eine strahlende Zukunft führen. Etwa die Kardinäle Reina oder Gambetti.  Aus Nigeria melden sich die Theologen des Landes zu Wort, um das Erbe von Franziskus zu verteidigen. Wohlgemerkt: Die Univer­sitätstheologen, nicht die Bischöfe, denen man in vielem eine andere Meinung unter­stellen kann. Ein schönes deutsches Beispiele bietet katholisch.de unter der Überschrift „Vor dem Konklave haben sich die Gläubigen schon entschieden

Erstaunlich hoch ist die Zahl der hohen Würdenträger und Angehörigen des Weltepis­kopats, die sich derzeit dahingehend äußern, der nächste Papst müsse ein „unverwech­selbar katholische Profil“ haben. Auch Kardinal Ruini fordert „Wir müssen die Kirche den Katholiken zurückgeben“. Das klingt möglicherweise kritischer gegenüber dem Vorgängerpontifikat, als es ist: Als „katholisch“ gilt nicht erst seit Franziskus so ziemlich alles, was nicht den Ritus nach Trient feiert – hier bestehen weite Auslegungsspielräume. Bemerkenswert ist auch, daß nicht nur der ehemalige Limburger Bischof Tebartz van Elst sich als neuen Papst „eine Mischung aus Benedikt und Franziskus“ wünscht – da kann man gespannt sein, was bei einem solchen Riesenwichtel herauskäme.

Wir wollen das nicht weiter verfolgen: Wünschen kann man sich viel, aber was beim Zusammentritt dieses wohl heterogensten Konklaves der Neuzeit herauskommt, ist nach wie vor völlig unvorhersehbar. Deshalb lassen wir uns auch nicht auf das Spiel mit Favo­ritenlisten ein, das hier und da gepflegt wird. Das überlassen wir den Londoner Buch­ma­chern, die bisher aber auch keine eindeutigen Kurse veröffentlicht haben. Die einzige Liste, die uns bisher einigermaßen einleuchten konnte, fanden wir auf Rorate Caeli: The Who's Who of Bad Options in the Conclave.

Alles in allem: Viel Gerede, wenig Substanz. Und natürlich hohe Saison für Verschwö­rungs­theoretiker aller Farben und Fraktionen: Einige Beobachter sehen in dem chine­sischen Vorstoß, unmittelbar nach dem Tod des Papstes zwei neue Bischöfe „wählen“ zu lassen, einen Versuch, die Wahlchancen des für das China-Geheimabkommen zustän­di­gen Staatssekretärs Parolin zu verringern. Andere knüpfen weitreichende Überlegungen an das ebenfalls zwei Tage nach dem Tod von Franziskus veröffentlichte Papier der deut­schen Bischofskonferenz zur Segnung irregulärer Paare. Kardinal Kasper (92, und damit nicht mehr wahlberechtigt) orakelte im Interview mit Domradio von der Gefahr, daß eine Fronde konservativer Konklaveteilnehmer die Wahl eines ihnen nicht genehmen Kandidaten blockieren könne – und wie eine solche Blockade aufzubrechen sei.

Wer von alledem, was derzeit in der Sedisvakanz und in Hinblick auf die bevorstehende Papstwahl geschrieben wird, nicht genug bekommen kann, der sei auf die laufende Samm­lung teils seriöser Berichte und teils abenteuerlicher Gerüchte bei Messa in Latino verwiesen. Das ist die vollständigste derartige Übersicht, die wir kennen – und durch Google-Translate und andere Hilfsmittel auch für Nicht-Kenner des Italienischen hinrei­chend verständlich.

Wichtiger erscheint uns freilich, sich an den Gebetsaktivitäten zu beteiligen, zu der mehrere Bischöfe und andere Würdenträger aufgerufen haben. Den ersten dieser Aufrufe von Bischof Strickland haben wir seit Tagen auf unserer Titelseite verlinkt; inzwischen sind weitere Aufrufe von Kardinal Burke und Bischof Schneider und wohl noch vielen anderen hinzugekommen.

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