Summorum Pontificum.de

Zur Eröffnung des Konklaves:
Missa pro eligendo Summo Pontifice
— nebst einer historisch-ironischen Anmerkung

07. April 2025

1 - Liturgie

Statt eines Brustkreuzes träght der Papst hier die verkleinerte Abbildung eines  „Ephods“, einer rechteckigen Tafel mit 12 Halbedelsteinen

Paul VI. mit ungewohntem Pectorale – s. dazu Anmerkung unten.

Die Kardinäle haben heute zur Eröffnung des Kon­klaves die Messe Pro Eligendo Summo Pontifice ge­feiert, die im Missale von 1962 noch in exakt der gleichen Form wie im Missale Romanum von Trient und dessen stadtrömischen Vorgängern enthalten war. Auffällig am Proprium dieser Messe ist die starke Parallelisierung des päpstlichen Amtes mit dem des alttestamentlichen Hohe­priesters, die aus den Texten von Introitus, Graduale, Trac­tus , Offertorium und Communio hervorgeht. Hier die Texte im Einzelnen nach der Übersetzung im Schott von 1953:

Introitus (1. Kön. 2, 35): Einen treuen Priester will ich mir erwecken, der nach Meinem Herzen und nach Meinem Sinn handeln wird. Ich werde ihm eine festes Haus erbauen, und er wird wandeln vor meinem Gesalbten alle Tage. (Ps.131, 1:) Gedenke Herr des David und aller seiner Frömmigkeit.

Oratio: In tiefer Demut flehen wir Dich an, o Herr: Deine unermeßliche Vaterliebe wolle der hochheiligen römischen Kirche einen Hohepriester (pontifex) gewähren, der ob seie­nes väterlichen Eifers für uns Dir stets wohlgefalle, bei Deinem Volk aber wegen seiner segensvollen Regierung immer hoch in Ehren stehe zum Ruhme Deines Namens.

Epistel (Hebr. 4, 16; 5 1 – 7)

Graduale: (Lev. 21, 10): Er, der erhabene Hohepriester unter seinen Brüdern, über des­sen Haupt das Salböl gegossen ward, dessen Hände für das Priestertum geweiht sind, der bekleidet wurde mit den heiligen Gewändern: Er mußte in allem seinen Brüdern gleich werden. (Hebr. 2, 17:) Damit er ein barmherziger und treuer Hohepriester bei Gott wer­de, um die Missetaten des Volkes zu sühnen. Alleluja, Alleluja, (Leviticus 21, 8:) Heilig sei der Priester, wie auch Ich heilig bin, Ich, der Herr (Dominus/ Jahweh), der Ich euch hei­li­ge. Alleluja.

Tractus (Ps. 131, 8 – 10): Erhebe Dich o Herr! Auf! Deiner Ruhestätte entgegen, Du und Deine heilige Bundeslade. Gerechtigkeit sei Deiner Priester Kleid, und jubeln mögen Deine Heiligen. Um Deines Knechtes David willen weise nicht zurück, den Du gesalbt.

Evangelium (Si diligitis me, Jo 14, 15 – 21)

Offertorium (3 Esdr. 5, 40): Sie sollen sich nicht am heiligen Dienste beteiligen, bis ein Hohepriester ersteht im Schmuck der Erleuchtung und Wahrheit.

Secreta: Herr, Deine überströmende Vaterliebe gewähre uns die Freude, daß auf Grund der heiligen Gaben, die wir Dir in Ehrfurcht darbringen, die oberste Regierung der hei­lig­sten Mutter, der Kirche, von einem Hohepriester übernommen werde, der Deiner Majestät genehm ist.

Communio (Exodus 29, 29 – 30): Mit dem heiligen Gewande sei bekleidet, wer zum Hohepriester bestellt ward, und so trete er ein in das Zelt des Bundes, um Dienst zu tun im Heiligtum.

Postcommunio: Nachdem uns das Sakrament Deines kostbaren Leibes und Blutes, o Herr, gestärkt hat, möge uns die wunderbare Huld Deiner Majestät dadurch erfreuen, daß Du uns einen Hohepriester schenkest, der Dein Volk in der Tugend unterweise und die Seelen der Gläubigen mit dem Dufte himmlischer Weisheit erfülle.

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Der Novus Ordo hat hier (nach der Editio Typica Altera 1975) eine Messe „Zur Wahl eines Papstes oder Bischofs“ die folgenden Elemente:

Introitus: Wie oben, aber ohne Psalm

Collecta: Gott ewiger Vater, der Du fürsorglich für Deine Herde sorgst, gewähre in Deiner großen Treue der Kirche einen Hirten, dessen Frömmigkeit Dir gefällt und der wachsam für uns sorgt.

Super oblata: Deine übergroße Treue möge uns gewähren, daß wir durch die heiligen Gaben, die wir Dir ehrfürchtig darbringen, uns eines Deiner Majestät genehmen Hirten als Vorsteher Deiner heiligen Kirche erfreuen mögen.

Ad Communionem (Jo 15, 16): Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, daß ihr Frucht bringt und daß eure Frucht bestehen bleibt – so spricht der Herr.

Post Communionem: Herr, nachdem wir durch das heilbringende Sakrament des Leibes und des Blutes deines Eingeborenen gestärkt sind, möge uns dank des wunder­baren Geschenks Deiner Majestät die Gewährung eines Hirten erfreuen, der Dein Volk in den Tugenden unterweist und den Sinn der Gläubigen in der Wahrheit des Evange­liums festigt.

Abstrakt theologisch gesehen dürfte gegen diese Texte wenig einzuwenden sein – insbesondere die Postcommunio entspricht mit leichter „Verheutigung“ erkennbar dem Vorbild. Aber mit Ausnahme des Introitus sind sämtliche Verweise auf den Hohepriester des Alten Bundes verschwunden – die moderne Kirche und ihre Theologie stehen gleich­sam ohne Wurzeln in einer rationalistisch bereinigten Fläche.

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Eine ironische Nachbemerkung ist erforderlich, um die Wahl des eingangs gezeigten Bildes von Papst Paul VI. zu erklären – hier gleich mit drei Beispielen:

Zwischen den beiden Bahnen der Stola des Papstes ist dort nicht sehr deutlich, aber doch erkennbar, ein mit einer großen Quaste behängte Tafel zu erkennen, die mit 12 Halb­edel­steinen besetzt ist. Es handelt sich dabei um ein (vermutlich neugeschaffenes) Ephod, auch als Rationale oder Pectorale bezeichnet, das im hohen Mittelalter zum Ornat der Bischöfe und damit auch des Papstes gehörte. Es ist eine bewußte Übernahme des golde­nen Brustschildes des alttestamentlichen Hohepriesters, die die Kontinuität zwischen altem und neuem Bund herausstellte und erst im Lauf des späteren Mittelalters in die Form des ebenfalls mit Edelsteinen besetzten bischöflichen Brustkreuzes überging.

Papst Paul VI. hat dieses Ephod bei mehreren Gelegenheiten getragen, und zwar soweit wir sehen, nicht zusätzlich, sondern historisch und zeichenhaft durchaus korrekt an dessen Stelle. Die Ironie liegt nun darin, daß ausgerechnet Paul VI., der das hoch­prie­ster­liche Ephod nach vielen Jahrhunderten der Vergessenheit wieder sichtbar machte, die ebenfalls auf die Amtsgewandung des Hohepriesters zurückgeführte Mitra ablegte und eine Liturgiereform promulgierte und mit aller Gewalt durchzusetzen versuchte, die nicht nur in der „Missa pro elegendo Summo Pontifice“ zahlreiche Bezüge zum Kult des Alten Bundes tilgte. Die Vermehrung der unkommentiert oft kaum verständlichen Schrift­lesungen aus dem Alten Testament im Lektionar bietet dafür keinen Ersatz, son­dern nur einen weiteren Beleg dafür, wie undurchdacht und vielfach ohne Sinn und Verstand durchgeführte „Verheutigung“ der Liturgie in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorgenommen wurde.

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