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Der neue Papst. Oder:
Was bedeutet der Papst für uns Katholiken?

23. Mai 2025

Von P. Joachim Heimerl von Heimthal

6 – Kirchenkrise

Der Ausschnitt aus dem Gemälde Peruginos zeigt im Vordergrund Christus, der dem vor ihm knienden Petrus die Schlüssel überreicht. Im Hintergrund erhebt sich ein gewaltiger Tempelbau, der wohl für das Reich Gottes „im Himmel und auf Erden“ steht.

Petrus auf den Knien

Um es vorweg zu nehmen: Auch ich war nach dieser Papstwahl einigermaßen erleichtert. Wie viele andere bin ich vorsichtig optimistisch und habe durchaus Sympathien für den neuen Papst.

Das klingt nach einem „aber“ und so ist es auch, allerdings hat dieses „aber“ nichts mit Leo XIV. zu tun, sondern mit dem Pontifikat, das dem seinen vorausging und das wie ein finsterer Schatten auf uns liegt. In der Zeit dieses Pontifi­ka­tes habe ich an mir selbst beobachtet, dass wir Katholiken dazu neigen, aus dem Papst einen Fetisch zu machen: Verblüffenderweise schielen „Konservative“ wie „Progres­sive“ nach ihm und tun gerade so, als wäre er der „Herr“ des Glaubens und könnte über ihn verfügen, wie es ihm beliebt.

Im Fall Leos XIV. geht dies nun so weit, dass man jedes Detail in die eine oder in die an­de­re Richtung interpretiert. Vielen gilt er – endlich – wieder als „päpstlicher“ Papst, das heißt als einer, der die korrekten päpstlichen Gewänder trägt und der sich – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – dem Papstamt unterzuordnen scheint. Das alles haben andere Päpste auch getan. Dennoch blieben nicht alle davor bewahrt, falsche Entscheidungen zu treffen, den Glauben der Kirche zu verfälschen oder – freundlicher ausgedrückt – ihn zumindest zu verwunden. – Trug nicht auch Paul VI. die rote Mozetta und war nicht auch er ein „päpstlicher“ Papst? Und doch riss in seinem Pontifikat jene Bruchlinie auf, die ihn später zwar erschreckte, die er aber selber verursacht hat.

Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Wir können Paul VI. verklären, wir können ihn und das Zweite Vatikanische Konzil mit Heiligkeit überzuckern und seinen „Geist“ mit theologischen Purzelbäumen rechtfertigen, doch all dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirche nach Paul VI. eine andere war als zuvor. Die Bruchlinie, die sich in seinem Pontifikat ergab, zerbarst spätestens im jüngst zurückliegenden, und da sind wir wieder bei dem finsteren Schatten, der seitdem über uns liegt.

Unter Leo XIV. wird sich daran nichts ändern, im Gegenteil: Leo kann es bestenfalls gelingen, diesen Schatten aufzuhellen und die inneren Verwerfungen zu glätten; heilen kann er sie sicher nicht. Im Gegenteil: Wir müssen dankbar sein, wenn sich unter Leo nicht jene Häresien etablieren, die sein unglücklicher Vorgänger heraufbeschworen und teilweise selber vertreten hat.

Doch was bedeutet all dies für unser Verhältnis zum Papst und zum Papsttum insgesamt? – Ich selbst habe in der Zeit des „Desasters“ unter dem letzten Papst gelernt, mich nicht abhängig zu machen oder anders gesagt: Ich habe meinen Glauben an der Kirche fest­gemacht und nicht an der gegenwärtigen Zeit mit ihren jeweiligen Päpsten. Als Katholik darf ich darauf bestehen, dass nur katholisch ist, was immer katholisch war und was mich mit den Katholiken aller Zeiten verbindet. Diese Essenz des Katholischen fängt beim Glaubensbekenntnis an und hört bei der überlieferten Messe auf. Allem anderen bin ich nicht verpflichtet, keinen theologischen Moden und schon gar nicht den etwaigen Irr­tü­mern des einen oder anderen Pontifikates.

Was den Papst betrifft, darf ich sagen: Ich sehe die Heiligkeit seines Amtes heute als mehr als die Bedeutung dessen, der es bekleidet; auf das Amt des Petrus kommt es an, aber nicht auf den Mann, der heute oder morgen in seinen Schuhen steckt. Natürlich klingt hier wieder ein „aber“ durch und zwar eins, dem man sich als Katholik kaum ent­ziehen kann, denn selbstverständlich wünsche ich mir, dass Leo XIV. als guter Papst in die Geschichte eingeht, und sei es nur als ein besserer als es sein Vorgänger war. Sollte es an­ders kommen, ficht mich auch das nicht an, denn an der Essenz des Katholischen und an dem, was das Papsttum ausmacht, könnte es nichts ändern.

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