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Bischöflicher Machtmißbrauch ruiniert mit der Liturgie auch das Priestertum

05. Juni 2025

Sarah Cain, Crisis Magazine

1 - Liturgie

Blick in den Altarraum während des Stufengebetes

Gottesdienst statt Menschendienst

In unseren Beiträgen zu Traditionis Custodes oder dem Vorgehen von Bischof Martin, Charlotte, nehmen wir zumeist die Perspektive des Laien ein, der sich durch das faktische Verbot der überlieferten Liturgie um sein Geburtsrecht als Katholik gebracht sieht: Aus der ganzen Fülle der lehrmäßigen und liturgischen Tradition der Kirche schöpfen zu dürfen.

Die Autorin Sarah Cain hat in einem Artikel im Crisis-Magazine den Blick darauf gelenkt, was die Liturgie-Despoten den Priestern als geweihten Verwaltern der göttlichen Geheimnisse antun - die Perspektiven sind erschreckend.

Das durchgesickerte Dokument mit den liturgischen Normen Bischof Michael Martins von Charlotte liest sich wie eine Parodie auf den Eifer, der in den 1970er Jahre von den Händen einer Reihe unerbittlicher Diktatoren verbreitet wurde. Sie sind dabei, zunächst den Priestern der Diözese und durch ihren Schmerz den treuen Gemeindemitgliedern schweren Schaden zuzufügen.

Der Mann, der behauptet, die Liturgie sei nicht der Ort für „unsere Vorlieben“, geht ent­schlossen daran, sie zu seinem Spielplatz zu machen. Während er die Entscheidungen einzelner Gemeinden, die pastorale Überlegungen widerspiegeln, missachtete, läßt er seinen eigenen Launen ohne Rücksicht auf Umstände des Einzelfalls freien Lauf. Er be­hauptet, es gebe „keine besonderen Umstände, die es uns erlauben würden, gegen das Lehramt der Kirche oder die uns überlieferte reiche Tradition zu verstoßen“, und diktiert dann Änderungen, die gegen die Grundordnung des Missales verstoßen und jede an der Tradition orientierte Praxis, die er in der Diözese wahrgenommen hat, verunglimpfen.

Ein Thema, das bisher nicht ausreichend berücksichtigt wurde, sind die Auswirkungen solchen Verhaltens auf Priester, die ihr Leben in den Dienst Gottes gestellt haben und nun mit einem Verhalten konfrontiert sind, das nicht anders als Machtmißbrauch be­schrieben werden kann. Indem ihnen jeder Spielraum für pastorale Erwägungen und zur Ausübung persönlicher Spiritualität verweigert wird, verwehrt der Bischof dem Priester die Fülle seiner Berufung und degradiert ihn zum bloßen Vollstrecker der leicht­fertigen Wünsche eines anderen. Doch wenn er zum bloßen liturgischen Funktionär degradiert wird, bestreitet man ihm seine Rolle als alter Christus – als zweiter Christus .

Damit verlieren die, die Gott so sehr lieben, daß sie sich ihm ganz aufopfern, die Fähig­keit, die Messe mit der gebotenen Ehrfurcht zu feiern – mit symbolischen Handlungen, die ihre Hingabe und Liebe zu Christus widerspiegeln. Der Priester hat Anteil an der Weihevollmacht von Leib und Blut Christi, die er in der Person Christi ausübt. Sich in diese heilige Praxis einzumischen und jedes Element losgelöst von der universalen Tradition der Kirche auf eine diözesane Politik zu reduzieren, bedeutet, das Wesen der Weihe zu entstellen. Ironischerweise ist hier ein Hyperklerikalismus am Werk, der die Hierarchie leugnet.

Um es klar zu sagen: Dieser Bischof setzt nicht einfach das Zweite Vatikanische Konzil in die Tat um, wie er behauptet. Seine Anordnungeen stehen im Gegensatz dazu. Er bringt die schlimmsten liturgischen Missbräuche der 1970er Jahre zum Tragen. Während er selektiv Sacrosanctum Concilium zitiert, fordert er die Entfernung jeglichen Lateins aus der Liturgie, auch aus Gesängen und Antworten, während das Dokument, das er zitiert, das Gegenteil aussagt: „Der Gebrauch der lateinischen Sprache ist in den lateinischen Riten zu bewahren.“

So sind die Anordnungen des Bischofs Ausdruck von Einflüssen von außerhalb der grö­ßeren Gemeinschaft und der universellen Tradition der Kirche aus. Sie konstituieren eine Diözese, die die eiserne Hand der Präferenzen eines Einzelnen widerspiegelt. Die vorgeschlagenen Normen sind so rigide, daß sie den Priestern fast jede einzelne Bewe­gung vorschreiben – ironischerweise unter dem Vorwand von Offenheit.

Ein derart diktatorisches Mikromanagement leugnet, daß ein Priester wohlüberlegte Gründe für seine Entscheidungen haben könnte. Der heilige Gregor der Große betonte in seiner Pastoralordnung, daß der Priester in einer sogenannten „kontemplativen Würde“ verwurzelt sein und in der Stille lernen müsse, was er in seinen Worten und Taten nach außen hin verkünden soll. Doch wenn sein äußeres Verhalten diese Kontem­plation und persönliche Frömmigkeit nicht widerspiegeln können, wird seine Würde durch die autoritären Entscheidungen, denen er unterworfen wird, beeinträchtigt.

Im Versuch, ihrem Bischof zu folgen, werden Priester zwangsläufig zum unfreiwilligen Werkzeug des Kummers für ihre Herde indem sie den Gläubigen die ehrfürchtigen Messfeiern, die sie geprägt haben und in denen sie das Opfer unseres Herrn erkennen, vorenthalten. Selbst ein Kruzifix auf dem Altar wird ihnen verweigert, wenn der Bischof in der visuelle Darstellung Christi nicht mehr als eine „Sichtbehinderung“ erkennen will. Sie werden gezwungen, vor ihrem Volk zu stehen und Gesten zu vollziehen, die Priester wie Laien gleichermaßen verletzen: eine Liturgie, die ihrer heiligen Orientierung und ihrer symbolischen Transzendenz beraubt und zu einer horizontalen Präsentation umge­staltet ist. Es bedeutet eine Demütigung nicht nur ihres Priestertums, sondern auch ihrer Menschlichkeit, wenn sie gegen ihr Gewissen und erworbene Einsicht handeln müssen und nicht das vermitteln, was sie für angemessen halten, sondern das, was ihnen als zweckmäßig empfohlen wird.

Es liegt Grausamkeit in Geboten, die sich gegen diejenigen richten – Geistliche und Laien –, die Gott lediglich den größtmöglichen Respekt erweisen wollen. Man verweigert ihnen die geistige Nahrung, die nähren kann kann, und versucht, diese einstige Quelle des Trostes in einen unterhaltsame Veranstaltung zu verwandeln. Bloße „Unterhaltung“ kann niemanden zur Fülle führen – das ist eine vergebliche Versuchung der Welt. Sie wer­den sie durch die Vorgaben ihres Bischofs ungesättigt und voll Kummer über die Miß­achtung ihres Herrn zurückgelassen. Unter dem Deckmantel gesteigerter Zugäng­lichkeit wird ihnen der Zugang zu dem verwehrt, wofür sie geschaffen wurden. Ehrfurcht ist schließlich nicht nur unsere Pflicht; solches Verhalten ist auch symbolischer Ausdruck von Wirklichkeit und hilft uns, sich an unseren Platz zu erinnern, an die Geringfügigkeit unserer Anstrengungen und an die Größe des Herrn.

Der heilige Thomas von Aquin hat gelehrt, daß die Zeichen der Sakramente ausdrucks­stark sein sollte, da sie, indem sie die Menschen heiligen, selbst heilig sind. Daher sollten sie das, was sie bewirken, auch im Ausdruck verdeutlichen.

Unsere Ehrfurcht während der Messe sollte ihrer Bedeutung entsprechen. Der Messritus ist darauf ausgerichtet, die Passion Christi wieder zu vergegenwärtigen, die zu Recht un­ser aller Respekt, unseren Dank und unseren Schmerz fordert. Wenn die Symbolik ver­harm­lost und durch Banalität ersetzt wird, spiegelt unser Verhalten nicht die Wahrheit dessen wider, was ausgesagt wird. Wenn der Fokus von Christus auf die Laien verlagert wird, drückt das eine falsche Lehre aus und vermittelt den Menschen eine falsche Prägung. Nach den vorgeschlagenen Plänen wären die Priester gezwungen, bei dieser Entstellung mitzuwirken..

Dann gibt es die jungen Männer, die dem Ruf folgten und nun ein Priesterseminar absolvieren, das unter der Leitung des vorhergehenden Bischofs geradezu explodierte. Während diese Männer versuchen, mit der Hingabe ihres Lebens Ja zu Gott zu sagen, tun sie dies nun unter einem Hirten, der ihren Bedürfnissen gegenüber gleichgültig zu sein scheint – und der, indem er die Linie zwischen Laien und Klerus verwischt, ihr Opfer schmälert und ihren Nutzen in Frage stellt.

Doch es wäre ein Irrtum, anzunehmen, daß die Laien besser genährt oder geformt wer­den, wenn weniger Barrieren (visueller oder anderer Art) zwischen uns und dem Aller­heiligsten stehen. Vielmehr ist es diese Unterscheidung, diese Erhöhung alles Göttlichen, die uns aus uns selbst befreit und uns angemessen auf das Ewige ausrichtet. Es ist eine Ausrichtung auf Gott, die uns vom Trivialen und Hektischen weg und hin zum Frieden des Transzendenten führt.

Das Allerheiligste ist keine Bühne und die Liturgie keine Gesprächsrunde. Sie ist Begeg­nung mit dem Heiligen, ausgerichtet auf Gottes Ehre und unsere Verwandlung. Wenn die Unterscheidung zwischen Heiligem und Profanem verwischt wird, werden die Gläubigen nicht erhoben – sie werden eingeebnet. Und der Priester, gefangen zwischen der Treue zu seinem Bischof und der Treue zum Heiligen, wird gezwungen, sowohl seine Herde als auch seine Berufung zu verraten. Lasst uns weder Gott noch seine Diener verletzen.

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