Paris-Chartres im Zeichen neuer Normalität. Und: wie geht es weiter mit Roche?
10. Juni 2025

Levitenamt zum Abschluß der Wallfahrt am Pfingstmontag
Die alljährlich stattfindende Wallfahrt der Tradition von Paris nach Chartres ging am Pfingstmontag mit einem feierlichen Levitenamt in der Kathedrale von Chartres zu Ende. Zelebrant des Hochamtes war der „Feldkaplan“ der Wallfahrt, P. de Massia von der FSSP (Bildbericht), das Amt selbst wurde, wenn wir die Bilder recht deuten, nach den Rubriken als „Amt in Anwesenheit eines höheren Prälaten“ gefeiert. Der höhere Prälat war kein anderer als der Hausherr, Bischof Maurice Marie Joseph Christory von Chartres, der auch die Festpredigt hielt. In dieser Predigt teilte Mgr Christory mit, daß man ihm aus Rom mitgeteilt habe, der Papst habe die Teilnehmer der Wallfahrt ausdrücklich in sein Gebet eingeschlossen.
Die Zeichen stehen also auf Normalität – und das ist nicht so selbstverständlich, wie es sein sollte. Noch kurz vor der Wallfahrt und noch vor der Wahl von Robert Prevost zum neuen Papst hatten die Gegner der überlieferten Liturgie in Frankreich im Zusammenspiel mit dem noch amtierenden Präfekten des Gottesdienstdikasteriums ein Schreiben an alle französischen Bischöfe gerichtet, das jede Menge klerikal-bürokratischer Hindernisse für die Durchführung der Wallfahrt errichten sollte. Wie das im Einzelnen abgewehrt wurde, ist bis jetzt öffentlich nicht bekannt – aber es wurde abgewehrt, und alles konnte wie gewohnt stattfinden. Vom Auftakt-Gottesdienst in der größten Pariser Pfarrkirche St. Sulpice (hier die Predigt) über das von Bischof Schneider zelebrierte pfingstliche Feld-Pontifikalamt „auf halber Strecke“ bis zum feierlichen Abschluß in Chartres.
Normalität prägte ebenfalls die äußeren Umstände der Veranstaltung, die auch in diesem Jahr mit einer Teilnehmerzahl von um die 20 000 die Größenordnung einer „Mittelstadt in Bewegung“ erreichte. Anscheinend ist damit eine nicht nur von Seiten der Behörden verordnete, sondern auch seitens der Organisatoren als sinnvoll akzeptierte Maximalgröße erreicht, Verpflegung, Hygiene, Entsorgung, notärztliche Begleitung und ähnliche Lebensnotwendigkeiten stellen da schon erhebliche Anforderungen. Zumal an den gleichen Tagen auch die von der Piusbruderschaft ausgerichtete Parallelwallfahrt Chartres – Paris durchgeführt wurde, die ihrerseits noch einmal um die 10 000 Teilnehmer auf die Beine brachte.
Ob mehr Normalität auch die zukünftigen Entwicklungen um die überlieferte Liturgie prägen wird, ist derzeit noch offen. Die Vewaltungsstelle für den Gottesdienst – die Bezeichnung „Dikasterium“ geht uns nur schwer in die Tastatur – ist, nachdem Präfekt Arthur Roche wie alle anderen Inhaber kurialer Spitzenpositionen sein Amt beim Tode von Franziskus niedergelegt hat, nur beschränkt handlungsfähig. Roche selbst, der sich als kenntnisschwacher, aber willensstarker Gegner der überlieferten Liturgie einen Namen gemacht hat, ist am 6. März 75 geworden – aber reicht das, wie ein im Internet kursierendes Gerücht wissen will, um den Hardliner schon jetzt abzulösen? Sein Präfektenamt hat er jedenfalls erst bot vier Jahren angetreten - und dann bliebe ihm selbst bei strenger Anwendung der von Franziskus eingeführten 5-Jahres-Regel noch mindestens ein Jahr.
Und wer könnte ihm jetzt oder nach einem weiteren Jahr nachfolgen? Geborene Kandidaten für die Nachfolge waren in der Vergangenheit oft die Sekretäre der Kongregationen – diese Funktion versah im Gottesdienstbüro bis jetzt der von Franziskus ins Amt beförderte Multifunktionär und Liturgologe Vittorio Francesco Viola OFM, dessen wesentliche Qualifikation sich darin ausdrückt, den Bischofsring von Hannibal „umpflügen und mit Salz einstreuen“ Bugnini geerbt zu haben. Ihn zu ernennen, würde bei den Anhängern der Tradition die schlimmsten und schwer widerlegbare Befürchtungen hervorrufen, ihn nicht zu ernennen, würde die mächtige Betonfraktion um Andrea Grillo in San Anselmo zur Weißglut reizen.
Es ist nicht leicht, nach Franziskus Papst zu sein – aber zur nächsten Wallfahrt Paris-Chartres wissen wir mehr.
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