Summorum Pontificum.de

Gefahr für die Meinungs- und Informationsfreiheit im Internet
LifeSiteNews und Messainlatino

12. Juli 2025

9 - allgemein, Politik, Gesellschaft

Beim Aufruf von Messainlatino erscheint eine fast leere Seite von blogspot, die mitteilt, daß das Angebot vom Netz genommen wurde.

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Das ist übel: Wo gestern noch das gut in­formierte und ohne falsche Rücksichten der Wahrheit verpflichtete Blog Messainlatino seine Nachrichten und Kommentare anbot, herrscht heute gähnende Leere. Dienstanbieter Blogspot, der zum globalen Netz des Datenkraken Google gehört, hat die Website Messainlatino ohne Vorwarnung gelöscht. Zur Begründung schreibt Google/Blogspot dem Betreiber:

„Ihr Blog mit dem Titel ‚MiL – Messainlatino.it‘ wurde uns zur Überprüfung gemeldet. Wir sind zu dem Schluss gekommen, daß er gegen unsere Richtlinien verstößt und haben die URL https://blog.messainlatino.it für Blog-Leser gesperrt.“ (Quelle) So einfach ist das. Widerspruch ist zwar möglich – erfahrungsgemäß aber in den allermeisten Fällen aussichtslos. Google kann seine „Richtlinien“ täglich ändern, Google ist Hausherr bei Blogspot, und der zur Begründung genannte, Vorwurf der „Hassrede“ ist geeignet, so ziemlich jede Meinungsäußerung zu unterbinden, die über die Bewertung von Kochrezepten hinausgeht. Und selbst da könnte man einem Italiener, der chinesische Rezepte postet, vorwerfen, er mache sich der respektlosen und daher rassistischen „kulturellen Appropriation“ schuldig.

Google bzw. die von Blogspot zur Bewertung eingehender Denunziationen herangezogene „künstliche Intelligenz“ zensiert übrigens nicht oder zumindest nicht überwiegend aus eigenem Antrieb. Das durchaus passend benamste Netzwerkdurchsetzungsgesetz sieht für den Fall, daß tatsächlich von einem Gericht (später) als rechtswidrig befundene Inhalte nicht innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden, Geldstrafen von bis zu 50 Millionen € vor. 50 Millionen – da gehen die Diensteanbieter lieber auf Nummer sicher und löschen, was das Zeug hält.

Das machen sich die entsprechenden und genau zu diesem Zweck massiv subventionierten „Demokratieförderungsvereine“ gerne zunutze und organisieren bei unliebsamen Webangeboten – Messainlatino wurde nicht nur in kirchlichen Kreisen als störend empfunden – schnell ein paar Dutzend Meldungen, die den Diensteanbieter unter Druck setzen. Hier mehr zum Thema. Messainlatino ist, wenn wir uns recht erinnern, bei weitem nicht die einzige, wohl aber die bedeutendste, konservative katholische Website, die bisher auf diese Weise zur Strecke gebracht worden ist.

Gefahren für die Meinungs- und Informationsfreiheit im Internet drohen aber nicht nur von außen, sondern auch von innen. Gerade in der zu Ende gehenden Woche ist die oben zitierte bedeutende kanadische Website „LifeSiteNews“ in eine schwere Krise geraten, deren Auswirkungen noch nicht zu übersehen sind.

Das aus der „Bewegung für das Leben“ hervorgegangene Magazin LifeSiteNews ist wie fast alle nordamerikanische katholische Webprojekte, strikt kommerziell organisiert. Das betrifft einerseits Aufbau und Arbeit der Redaktion und andererseits ein professionell agierendes Anzeigen- und Spendenmanagement. Für die Gesamtzahl der fest angestellten Mitarbeiter in Management, Redaktion und Akquise von LifeSiteNews werden Zahlen zwischen 50 und 100 genannt – als steuerbegünstigtes gemeinnütziges Unternehmen ist LifeSiteNews nicht voll publizitätspflichtig. Und dieser Apparat kann sich nicht auf dem Kissen einer in Nordamerika nicht existierende Kirchensteuer (samt den damit verbundenen Abhängigkeiten) ausruhen, sondern muß sich komplett selbst tragen.

Daß dem jährlichen Geschäftsbericht und der damit verbundenen Haushaltsplanung unter diesen Umständen überragende Bedeutung zukommt, liegt auf der Hand – und daß es hier potentiellen Konfliktstoff in Menge gibt, auch. Kommt hinzu, daß es in konservativen katholischen Institutionen oft noch mehr „menschelt“ als in säkularen Einrichtungen mit Managern, die alle die gleiche BWL studiert, und Journalisten, die größtenteils die gleiche Grundausbildung durchlaufen haben: „Augen links, marsch!“

Derlei katholische Diversität ist sympathisch, aber nicht nur.

Jedenfalls hat das Controlling bei LSN wohl Anfang des Jahres festgestellt, daß es finanziell mau aussieht. Besucherzahlen der Website sind deutlich zurückgegangen, heißt es, die Finanzeingänge auch, es muß etwas geschehen. Was im einzelnen geschehen ist, ist von hier aus schlecht zu erkennen und letztlich auch gar nicht so wichtig – hier ein recht objektiv und vollständig erscheinender Überblick. Als verantwortlich für die schwächer werdende Marktposition wurde der Mitbegründer und langjährige Chefredakteur John Henry Westen ausgemacht, der das Gesicht des Magazins seit zwei Jahrzehnten geprägt und in den Jahren „seit Corona“ zunehmend kritische Positionen zur Geltung gebracht hatte. Der anscheinend mehr betriebswirtschaftlich argumentierende Steve Jalsevac, ebenfalls Mitgründer, setzte sich im Aufsichtsrat durch, und John Henry Westen wurde mit vielen lobenden Worten aber entschiedenen Taten von einem Tag auf den anderen vor die Tür gesetzt, wie das in Amerika so zu gehen pflegt. Freiheit von der Kirchensteuer bringt eben andere Abhängigkeiten mit sich.

Unter Schreibern wie Lesern hat diese Entscheidung heftige Irritationen ausgelöst, die nach Ansicht vieler Beobachter geeignet sind, dem Projekt LifeSiteNews ein kaum weniger brutales Ende zu bereiten wie der Angriff der Zensurapparate auf Messainlatino. Was in beiden Fällen gleicherweise zu bedauern wäre.

In Amerika enden Krisen wie die aktuelle bei LSN oft in dem Sinne positiv, daß aus einem vielleicht zu groß gewordenen Projekt nach einer Phase schmerzhafter Auseinandersetzungen ein oder zwei kleinere hervorgehen, die das alte Werk mit neuer Kraft fortsetzen. Hoffen wir das beste.

Auch für Messainlatino wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben. Wünschen wir den Machern, daß sie die über 22 000 im Lauf der Jahre veröffentlichten Artikel so gesichert haben, daß eine Rekonstruktion zumindest der wichtigsten Bestände und baldige Fortsetzung der Arbeit möglich ist. Anders als im Gründungsjahr 2007, als viele Blogger auf die Technik von Diensteanbietern wie Blogspot angewiesen waren, kann man sich davon – und damit auch von der stets drohenden Knebelung durch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz – weitgehend, aber keinesfalls vollständig, befreien. Aber eine solche Rekonstruktion macht viel Arbeit, und hinter Messainlatino steht keine Firma mit 50 – 100 Mitarbeitern.

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Falls sich nun jemand die Frage stellt, wie es denn um die Überlebensfähigkeit von summorum-pontificum.de bestellt ist: Aufsichtsrat und Etatverabschiedung haben wir nicht. Die Datenbestände seit 2007 sind auch außerhalb des Netzes gesichert und könnten im Falle eines Falles jederzeit zu 99,9% wiederher­gestellt werden. Kostet aber auch, und macht Arbeit.