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Nuntius Buendia zu Englands Bischöfen:
„Traditionis Custodes bleibt!“
— Die Kulturrevolution geht weiter.

15. November 2025

1 - Liturgie

Das Poster zeigt die unter den Bannern der Revolution voranstürmenden Massen der Arbeiter, Bauern und Soldaten, die die Bücher und die Götterbilder der Vergangenheit in den Staub treten.

Aufruf zur Zerstörung der Tradition in China

Das meldet am Nachmittag des 14. No­vem­ber die Website der US-Bischofs­konferenz unter Bezug auf Aus­füh­run­gen des Nuntius gegenüber britischen Bischöfen auf deren gleichzeitig stattfindender Jahres­hauptversammlung. Außerdem habe der Erz­bi­schof mitgeteilt, die bereits von Franziskus ein­geräumte Möglichkeit zu einer zweijährigen Ver­längerung von Ausnahmeregelungen zur Nut­zung von Pfarr­kirchen könne künftig wiederholt beantragt werden. Das bedeutet eine leichte praktische Abschwächung der Wirksamkeit von Traditionis Custodes bei gleichzeitiger Beibehaltung dessen grundsätzlichen Gehalts.

In dem Artikel von Cindy Wooden, der Chefin des römischen Büros von „Catholic News Service“ heißt es dann weiter: „Dabei handelt es sich lediglich um eine Bestätigung der bisherigen Praxis des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung seit Inkrafttreten des Motu proprio Traditionis Custodes“, sagte Monsignore Enda Mur­phy, ein Beamter des Dikasteriums. „Der Nuntius bezieht sich also ganz eindeutig auf die Notwendigkeit für einen Diözesanbischof, eine Ausnahme von Art. 3 § 2 der Traditionis Custodes zu beantragen, damit die Messe nach dem Missale Romanum von 1962 in ei­ner Pfarrkirche gefeiert werden kann“, sagte er“.

Für weitergehende Auskünfte war im Presseamt des Vatikans am Freitag Nachmittag niemand mehr zu erreichen. Auf der Website der englischen Bischofskonferenz selbst ist das Thema bisher nicht aufgetaucht.

Soweit die bisher veröffentlichten Fakten – und insoweit bietet die nun deutlich gemach­te Bekräftigung für Traditionis Custodes für uns auch keine große Überraschung. Natür­lich ist Leo XIV. nicht Franziskus II – dazu ist er hinsichtlich seines Charakters, seines Lebensweges und auch seines Verständnisses vom Papstamt zu verschieden. Aber Prevost ist mindestens so sehr wie Bergoglio und das mit noch größerer Selbstverständlichkeit ein Mann des Konzils(-Geistes). Als eines der wesentlichen Kennzeichen dieses Ungeistes erweist sich immer mehr die dem Zeitgeist der 50er Jahre geschuldete tiefe Abneigung gegen alles Alte und Beständige, das sich dem Weg in die kommende strahlende Zukunft hemmend entgegenstellt. Die Chinesische Kulturrevolution der 60er Jahre hat das dann in ihrer Parole „Zerschlagt die Vier Alt, schafft die Vier Neu“ (Philosophie, Kultur, Bräu­che und Moral) auf ihren Begriff gebracht. Das dahinter stehende Denken entstammt wesentlich der europäischen Aufklärung (Kants selbstverschuldeter Un­mün­digkeit inklu­sive) und hat folgerichtig auch den westlichen Zeitgeist ab den 60er Jahren stark geprägt — bis weit hinein in den Konzilsgeist als legitimen Sohn dieses Zeitgeistes.

Und natürlich bis weit hinein in die vom II. Vatikanum doch so zutreffend als „Quelle und Gipfel“ der Gottesverehrung bezeichnete Liturgie der Messfeier, wo die alther­ge­brachte Orientierung „ad Dominum“ und ihre transzendental-vertikale Perspektive von platter, aber enorm zeitgemäßer Horizontalität abgelöst wurde. Und so wird der Altar­raum vom Portal zur übernatürlichen Welt zum Tummelplatz menschlicher Aktivitäten und der Altar selbst vom auf Stufen dem Alltag enthobenen Opfertisch zum Vorstands­tisch der „eucharistischen Versammlung. Das das ehedem im Zentrum der Verehrung stehende Kruzifix wird unsichtbar flachgelegt, statt der zweimal drei Kerzenleuchter gemäß der geheimen Offenbarung stehen da ein geschmackvolles Ikebana aus „Schöner wohnen“ und Stumpenkerzen vom Sofatisch. Das früher Priestern und Leviten analog dem Gesetz Moses (oder zumindest Jungen als potentiellen Klerikern) vorbehaltene Allerheiligste wird von Frauenpower übernommen, daß es dem emanzipatorischen Ge­sellschaftsbild eine wahre Lust ist. daß der stehende Kommunionempfang „auf die Hand“ dann an die Stelle der kindlich-knienden „auf die Zunge“ tritt, wird da zur unmit­telbar einleuchten­den Selbstverständlichkeit: Nieder mit den vier Alt!

Wir brechen eine möglicherweise seitenfüllende Aufzählung hier schaudernd ab, denn die Greuel erfassen ja nicht nur den heiligen Ort, sondern verwüsten auch die Lehre, von der er gestaltet ist und die er seinerseits gestaltet. Lex orandi – lex credendi. Doch alle diese hier einzubringen – wie etwa die Erhebung von einst als „himmelschreiende Sünde“ betrachtetem Verhalten zur segenswürdigen Lebenspraxis – griffe weit über den liturgi­schen Raum hinaus.

Zurück also zu dem nun auf unbestimmte Zeit weitergeltenden Dokument Traditionis Custodes. Tatsächlich müssen wir Franziskus in gewisser Weise dafür dankbar sein, daß er mit seiner Erklärung des (in sich übrigens weitgehend von strenger Ordnung dispen­sier­ten) Novus Ordo als „der einen Form der Liturgie“ für den Glauben der Kirche nach DEM KONZIL® etwas ausgesprochen und klargestellt hat, für das die Anhänger der Tradition jahrzehntelang als Hermeneutiker des Bruches und potentielle Schismatiker beschimpft wurden: Der vom Geist des Konzils umgestaltete Glaube ist nicht mehr voll identisch mit dem Glauben, den Christus gelehrt, den die Apostel überliefert, die Kir­chen­väter erklärt und die ökumenischen Konzilien definiert haben, Und nur zur Erin­ne­rung: Das II. Vatikanum sollte und wollte nichts neue definieren und hat das auch nicht getan – zumindest formell nicht.

Was bedeutet nun also die Zerstörung der Hoffnung auf eine Revision oder gar Abschaf­fung von TC für das praktische Leben der an der Tradition in Liturgie und Lehre fest­hal­tenden Gläubigen? Die Antwort hängt wie so vieles in der nachkonziliaren Kirche vom Wohnort der Gläubigen und den Launen des für sie zuständigen Bischofs ab. In Deutsch­land sind praktisch keinerlei Änderungen zu erwarten, weil die Bischöfe sich weitgehend geweigert haben, die von Summorum Pontificum erweiterten Spielräume für die über­lie­ferte Liturgie zu nutzen. Anders sieht das vor allem in Nordamerika aus, wo seit Monaten heftige Auseinandersetzungen stattfinden. Hier ist zwar in manchen Fällen – wenn der je­weilige Bischof es denn so will – eine gewisse Abmilderung zu erwarten, weil die Mög­lich­keiten zur Dispens erweitert worden sind und zumindest den einen oder anderen Härtefall abmildern könnten. „Dispensen“ ändern jedoch nichts am Grundsätzlichen: Die Liturgie der Tradition bleibt weiterhin ausgegrenzt und verdächtig; ihre im übrigen durch­aus eingeschränkte (keine Taufe, keine Firmung usw. nach den alten Riten) Prak­t­zierung beruht auf einem hoheitlichen Gnadenakt, der jederzeit eingeschränkt oder ganz aufgehoben werden kann.

Wir müssen uns auf ein Leben am Rande des Exils einrichten und jederzeit damit rech­nen, ganz verbannt zu werden - bis das Gebäude des neuen Unglaubens unter seinen eigenen Widersprüchen zusammenfällt.

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