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Die große Fiducia-Supplicans Krise

13. Januar 2024

6 - Kirchenkrise

Papst Franziskus und Fernandez vor einem Bild des hl. Ignatius

Koch oder Kellner?

Über „Fiducia Supplicans“ ist im Grunde schon alles gesagt. In weit über einhundert Artikeln wird festgestellt, daß das Dokument gegen wesentliche Elemente der Lehre zu den Sakramenten und zur Wirkungsweise der göttlichen Gnade verstößt und geeignet ist, bei der großen Zahl lehrtreuer Katholiken Zweifel und Unsicherheit hervozurufen. Kommt dazu, daß der Autor der vom Papst unterzeichneten Erklärung über die „nicht wirklich aber doch“-Segnung irregulärer Paarungen neben seinem zweifelhaften Buch über den Segen des Kusses eine weitere, noch zweifelhaftere Publkikation zu verantworten hat, in der er die „Spiritualität des Orgasmus“ in einer durchaus körperlichen Weise so beschreibt, daß einige Leser es als pornographisch und andere als blasphemisch beurteilt haben. Und die Sache wird nicht besser dadurch, daß – wie der Fernandez jetzt wissenläßt – der so verhängnisvoll regierende gegenwärtige Papst ihn in voller Kenntnis beider Publikationen in sein Amt berufen hat – „ICH bin Papst und ICH kann tun, was ICH will“.

Mit welchem Personal er am liebsten zusammenarbeiten will, hat Franziskus in den letzten Jahren ja deutlich genug gezeigt: mit schlüpfrigen Gestalten wie dem Förderer erotischer Kunst Vincenco Paglia, dem Serien-Mißbraucher Rupnik, dem gerade noch der Festnahme auf einer Koks-Party entronnenen Kardinal Coccopalmerio und dessen Spießgesellen Msgr Capozzi, dem von ihn nach der Ausweisung aus Urugay, wo er mit einem Callboy im Aufzug stecken geblieben war, in finanziell einträgliche Positionen gerückten Msgr Battista Ricca – ein Artikel auf LifesiteNews setzt die Liste, die uns hier schon zu lang ist, noch weiter fort.

Mehr als jedes andere päpstliche Dokument der Vergangenheit – mit Ausnahme vielleicht von „Humanae Vitae“ Pauls II. – hat Fiducia Supplicans den Widerspruch zahlreicher Bischöfe und ganzer Bischofskonferenzen hervorgerufen. Eine stets aktuell gehaltene Liste der Opponenten gibt es hier (https://blog.messainlatino.it/2023/12/in-germania-tutto-e-permesso-ma-gli.html). Beim Vergleich beider Fälle ist freilich ein wichtiger Unterschied zu beachten: Humanae Vitae wurde widersprochen, weil es die Lehre der Kirche auf unbequeme Weise bekräftigte. Fiducia Supplicans wird abgelehnt, weil es die Lehre der Kirche verändern oder zumindest aufweichen will. Dementsprechend kommen Widerspruch bzw. Unterstützung beider Dokumente aus unterschiedlichen Lagern: Die Gegner von Humanae Vitae freuen sich über FS, und die Verteidiger von Humanae Vitae lehnen FS ab. Die Ablehnung von FS ist heute im Zeitalter der sozialen Medien und des Internets außerordentlich lautstark. Die Unterstützer oder Befolger hanlten sich – von einigen besonders lautstarken Exemplaren wie dem kürzlich von Franziskus kardinalisierten Madrider Erzbischof Cobo weitgehend zurück, zumal unter diesen „Unterstützern“ viele sind, denen FS noch lange nicht weit genug geht.

Innerhalb der Kirche hat die Segnungsdebatte bereits jetzt einige bemerkenswerte Folgen hervorgebracht. Der Präsident der Afrikanischen Bischofskonferenz SECAM, Kardinal Ambongo, hat – in Abstimmung mit FS-Autor Fernandez, wie er betont – ein Schreiben an Papst Franziskus gerichtet, in dem er die unverbrüchliche Einheit der afrikanischen Bischöfe mit dem Papst betont – und gleichzeitig ankündigt, diese Bischöfe würden „aus pastoralen Grunden“ in ihrem Amtsbereich keinerlei der Segnungen irregulärer Paare, insbesondere homosexueller, zulassen. Zu groß sei die Gefahr, damit in ihrem gesellschaftlichen Umfeld schwerwiegende Mißverständnisse und vielleicht noch Schlimmeres hervorzurufen. Dazu muß man wissen, daß afrikanische Staaten, die z.B. die gesetzliche „Homo-Ehe“ ablehnen, vom Westen der Diskriminierung von LGBT-Menschen beschuldigt und mit Wirtschaftssanktionen bedroht werden. Das hat bereits in mehreren afrikanische Staaten zu teilweise gewaltsam ausgetragene Auseinandersetzungen geführt, bei denen insbesondere moslemische Bevölkerungsteile eine militant antiwestliche Haltung einnehmen. Das führt dann auch zu Angriffen auf die Kirche, und so ist eine Situation entstanden, die jedoch dem Klippschultheologen Fernandez bei seinem Bestreben zur Verbiegung der Kirchenlehre in Richtung einer „Situationsethik“ verborgen geblieben zu sein scheint.

Immerhin war Fernandez biegbar genug, die afrikanische Zauberformel „Wir stehen in voller Einheit mit dem Papst – aber wir befolgen Fiducia Supplicans nicht“ hinzunehmen. Dem Erzpriester und obersten Verwalter der Peterskirche, Kardinal Mauro Gambetti, steht diese Elastizität nicht zu Gebote: Als pflichtbewußter Hofschranze hat er dieser Tage angekündigt, daß es im kommenden Jahr auch in seinem Verantwortungsbereich die nach Fiducia Supplicans möglichen Paarsegnungen geben werde – um „getreu dem Auftrag des Papstes der Welt das mütterliche Gesicht der Kirche zu zeigen“.

Die in Sachen Öffentlichkeitsarbeit sehr kompetent agierende LGBTI+XYZ-Lobby wird sich das nicht entgehen lassen, um in einer der Hauptkichen der Christenheit herzbewegende „Trauungsbilder“ zu inszenieren und in alle Welt zu senden; da braucht es wenig Phantasie um sich auszumalen, wie das die zu Recht um den Ruf der Kirche besorgten afrikanischen Bischöfe aussehen lassen wird. Noch mehr Kirchen werden brennen in Afrika.

Bei alledem stellt sich die Frage nach den mittel- bis längerfristigen Auswirkungen des bergoglianischen Reformkurses, der in „Traditionis Custodes“ und insbesondere jetzt „Fiducia Supplicans“ seine beisherigen Höhepunkte gefunden hat. Angesicht des weltweiten episkopalen Aufruhrs um TS kann man wohl ohne Übertreibung sagen, daß das „Lehramt“ des Franziskus, dem Fernandez eine so überhöhte Position zuschreiben will, als errledigt gelten kann. Ebenso der Präfekt Fernandez, dessen Position mit dem Tode von Franziskus ohnehin erlöschen wird und der bis dahin bestenfalls noch zur Witzfigur taugt. Erledigt haben sich wohl auch alle Erwartungen, daß es der Mafia, die Franziskus ins Amt getrickst hat, gelingen könnte, einen „Franziskus II“ als Nachfolger zu installieren. Selbst Papstwähler, die ihren Sitz im Konklave der Ernennung durch Bergoglio verdanken – der Afrikaner Ambongo ist nur einer davon – konnten inzwischen erkennen, daß die meisten, wenn nicht alle, „Reformen“ des Argentinier bei ihrer Umsetzung die Kirche geradewegs in den Abgrund führen würden. Die Wahl eines wirklich „guten“ Papstes ist mit dieser Erkenntnis noch keinesfalls garantiert – aber ein Franziskus II, so sehr sich der noch amtierende Papst auch darum bemüht, wird es nicht werden.

Immer deutlicher wird auch eine weitere Konsequenz dieses durch und durch misslungen Pontikats. Die Pseudo-Theologie der Franziskus, Fernandez und Co. ist nichts anderes als eine spezifisch südamerikanische besonders säkularistische Ausdrucksweise des „Geistes des Konzils“, der die Kirche seit der „Machtergreifung“ deutscher Reformtheologen in den 60er Jahren umtreibt. Mehrere Beobachter – darunter besonders klar der bisher keinesfalls als Verächter des zweiten Vatikanums hervorgetretene einflußreiche amerikanische Theologe und Publizist Larry Chapp – ziehen daraus die Konsequenz, daß sich „nach Franziskus“ dem Lehramt unabweisbar die Aufgabe stellt, die teils widersprüchlichen und uneindeutigen Dokumente dieses Konzils quasi Punkt für Punkt durchzugehen und ihnen eine aus der Tradition begründete autoritative Interpretation zu geben, die allen heterodoxen Deutungen der Konzilsgeister die Basis nimmt. Das klingt wie eine Sisyphusarbeit, aber die ist wohl der einzige Weg, um das Konzil als solches zu „retten“, bevor seine Ungeister die Kirche ruinieren.

Sollte eine solche Interpretations als Spätfolge des Bergoglio-Pontificates tatsächlich stattfinden, kann man dem Mann sogar (in Grenzen) dafür dankbar sein, mit seinem Scheitern den Weg zu dieser Einsicht vorangebracht zu haben.

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