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Weitere Attacken auf den Ritus Authenticus

22. Januar 2024

6 - Angriffe auf die Liturgie

Benediktionsfeier im alten Ritus

Benediktionsfeier der St. Gregory Society mit Erzbischof Whealon 1990.

Über die Feiertage sind aus den USA und Frankreich neue Angriffe gegen die Anhänger der katholischen Tradition in Lehre und Liturgie bekannt geworden. Sie lassen vermuten, daß die seit 1965 an den Schalthebeln kirchlicher Macht sitzenden Modernisierer und Säkularisierer in Zukunft weniger auf globale Maßnahmen und Dokumente wie z.B. Traditionis Custodes setzen wollen, weil diese hochgradig sichtbaren Schritte Opposition weit über den eigentlichen Kreis der liturgischen Tradition hinaus provoziert haben. Statt dessen scheinen sie jetzt auf „chirurgische Schläge“ zu setzen, die zwar einzelne Gemeinden empfindlich treffen, aber nicht das Potential haben, weltweite Aufmerksamkeit und entsprechenden Unmut hervorzurufen.

Drei Angriffe, die diesem Schema entsprechen, sind hierzulande bekannt geworden. Die Zahl der bis jetzt unbekannt gebliebenen dürfte wesentlich größer sein.

  In New Haven, Connecticut, hat Erzbischof Blair (im Amt seit Dezember 2013) von Hartford der St. Gregory-Society die weitere Zelebration der überlieferten Liturgie untersagt. Das Edikt erging am 31. Dezember, die letzte mit bischöflicher Erlaubnis gefeierte „alte Messe“ war am 14. Januar. Was und wie es weitergehen soll, steht im Dunkeln.

Die St. Gregory-Society stellt eine Besonderheit unter den der überlieferten Liturgie verpflichteten Vereinigungen dar. Die bereits 1986 gegründete und von den Erzbischöfen von Hartford seitdem (in Maßen) geförderte Gesellschaft ist keine Priestergemeinschaft, sondern eine bischöflich anerkannte im wesentlichen von Laien getragene Gesellschaft mit dem Ziel, die liturgischen und musikalischen Schätze der Tradition lebendig zu erhalten. Die Liturgien wurden in einer der Gesellschaft von den Bischöfen zugewiesenen Kirche gefeiert. Die Gesellschaft ermöglichte es im Lauf ihres 38-jährigen Bestehens zahlreichen Gläubigen, den authentischen Ritus der Kirche wiederzuentdecken, half vielen Priestern dabei, dessen Zelebration zu erlernen und gab vielen jungen Männern den Anstoß, sich für ein Seminar einer der kanonisch errichteten Priestergesellschaften zu bewerben.

Eine ausführlichere Darstellung der Tätigkeit der Society von William Riccio ist auf New Liturgical Movement nachzulesen. Über die Motive und die rechtliche Grundlage der Entscheidung des Bischofs wird jedoch auch dort nichts mitgeteilt. Der Verdacht, Bischof Blair sei von Rom aus zu seinem Schritt gedrängt worden, läßt sich bisher nicht bestätigen – ist jedoch angesichts des Umstands, daß der Bischof 10 Jahre lang nichts an der Tätigkeit der Society auszusetzen fand, auch nicht von der Hand zu weisen.

  Aus der französischen Diözese Quimper et Leon im äußersten Westzipfel Frankreichs wird mitgeteilt, daß Bischof Dognin Mitte Dezember die bisher geltende Übereinkunft mit der Petrusbruderschaft aufgehoben hat, die der FSSP die seelsorgerliche Arbeit in der Diözese ermöglichte. Eine angeblich erfolgte ausführliche Begründung dieses Schrittes ist noch nicht öffentlich bekannt. Schon jetzt ist freilich absehbar, daß eine solche Entscheidung – auf wessen Veranlassung sie auch immer zurückgehe, die von der Petrusbruderschaft mit Franziskus erzielte Verständigung auf ihren eigentlichen harten Kern zurückführt: Die Bruderschaft darf die alte Messe „in ihren kanonischen Niederlassungen“ feiern. Für alles, was über diesen sehr beschränkten Raum hinausgeht, bedarf sie der Zustimmung der Bischöfe – und die sind unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht mehr als Befehlsempfänger der römischen Hauptverwaltung.

Eine uns unbekannte Stimme in der Twitter-Debatte über die bischöfliche Verfügung bringt den Gedanken ins Spiel, die Petrusbruderschaft müsse sich bereit erklären, (auch) im Novus Ordo zu zelebrieren. Das passt zu derzeit in Rom kursierenden Gerüchten, die öffentliche Tätigkeit der altrituellen Gemeinschaften könne zukünftig von der Bedingung abhängig gemacht werden, daß sie sich vollständig in die reguläre Seelsorge der Diözesen und Gemeinden eingliederten – d.h. für alle praktischen Zwecke „birituell“ würden. Wie die Geschichte der Franziskaner der Immakulata zeigt, die in ihren „öffentlichen“ Apostolaten auch im NO zelebrierten und den Ritus Authenticus gegebenenfalls auf die konventsinternen Messfeiern beschränkten, bietet das keinen sehr zukunftsweisenden Ausweg: In der Kirche Franziskus muß man die Neue Ordnung nicht nur zelebrieren, sondern auch lehren und predigen – Fiducia supplicans inklusive.

  Eine dritte schlechte Nachricht kommt wiederum aus den Vereinigten Staaten. Für die Diözese Covington in Kentucky hat Bischof Iffert (im Amt seit 2021) die Aufhebung der bisher als Gemeinschaft diözesanen Rechtes wirkenden „Missionare des hl. Johannes des Täufers“ angeordnet und die beiden von dieser Gemeinschaft betreuten beiden Personalpfarreien des alten Ritus aufgehoben. Als Begründung wird genannt, einer der Priester der Gemeinschaft habe die Konzelebration mit dem Bischof verweigert und in in einer Predigt gegen das Gebot zur Wahrung der Einheit der Kirche verstoßen… Die sachliche Grundlage dieser Vorwürfe ist von hier aus nicht überprüfbar, es fällt jedoch auf, daß ähnlich drakonische Maßnahmen gegenüber Priestern, die z.B. mit homosexuellen Paaren Parodien auf das Sakrament der Ehe durchführen, bisher nicht bekannt geworden sind.

Im übrigen verweist Bischof Iffert die bisher an den Gottesdiensten der Personalpfarreien teilnehmenden Katholiken auf einige im Bistum vom Diözesanklerus gehaltene Messen in der überlieferten Liturgie – wobei dort nur die Messfeier nach den (mehr oder weniger korrekt eingehaltenen) Büchern und Regularien von 1962 zugänglich ist, nicht jedoch die Spendung der übrigen Sakramente und Sakramentalien. Die gibt es freilich weiterhin in den 2 in der Diözese bestehenden Kapellen der FSSPX sowie – möglicherweise allerdings nicht ganz zweifelsfrei – in den fünf „independent Chapels“ auf dem Territorium des Bistums. Die Unzufriedenheit mit der Novus-Ordo-Kirche hat in Teilen der USA eine lange Tradition - aber niemand scheint bereit zu sein, daraus etwas zu lernen.

Auch wenn an der Situation in Covington – zumindest von hier aus gesehen – noch einiges unklar ist, so scheint es doch auch hier um den Versuch zu gehen, die Vorgaben des Skandaldokuments Traditionis Custodes nicht nur mit brachialer Gewalt durchzusetzen, sondern auch noch überzuerfüllen.

Solange das Pontifikat von Franziskus und der hinter ihm stehenden Säkularistentruppe anhält, wird sich daran auch nichts ändern.

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