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Die reformierte Karwoche von 1955 —
auch noch im Missale von 62

20. März 2024

1 - Liturgie

Das ist der Alttext

Schon leicht abgegriffen – aber immer noch gut

Der ungarische Kirchenmusiker László Dobszay (1935 – 2011) wurde durch seine berufliche Tätigkeit auch zu einer intensiven Beschäftigung mit der Geschichte der lateinischen Liturgie geführt. Eines der Ergebnisse dieser Beschäftigung ist das über 200 Seiten starke Buch „The Bugnini-Liturgy and the Reform of the Reform“ (2003), in dem er eine fundierte Darstellung und Kritik der wichtig­sten Reformen vornimmt, denen die römische Liturgie im Lauf ihrer 2000-jährigen Geschichte unterworfen war. Dabei behandelt er weniger die Liturgie der hl. Messe, zu der 2003 bereits wichtige Veröffentlichungen von Michael Davies vorlagen, sondern beschäftigt sich auch mit dem Brevier und – selbstverständlich – auch mit der Gregorianik und anderen Zweigen der Kirchenmusik. Besonders auf­schlussreich ist seine im 2. Kapitel des Buches niedergelegte kritische Darstellung der bereits vor dem 2. vatikanischen Konzil unter Pius XII. erfolgten Reform der Liturgie der Karwoche, an der auch bereits Hannibal Bugnini beteiligt war – wenn auch noch nicht in leitender Position.

Diese Reform von 1955 weist neben einigen begrüßenswerten Elementen – etwa dem nur bedingt erfolgreichen Versuch zur Rückverlegung der Ostervigil in die Stunde vor Mitternacht – auch erhebliche Schwachstellen auf. In vielem sind bereits deutlich die Grundsätze zu erkennen, die dann später von den Schreibtischtätern des Consiliums zur Leitlinie ihrer Totalrevision des römischen Ritus gemacht worden sind. Leider sind diese Schwachstellen auch noch im Missale und Brevier von 1962 enthalten.

Kuriosität am Rande: Einige dieser Reformen von 1955 wurden bereits 1965 als so irritierend empfunden, daß sie bei der dann anstehenden und 1969 in Kraft gesetzten Totalrevision zumindest teilweise wieder zurückgenommen wurden – nicht ohne, daß Paul VI. und seine Reformkommission wieder zahlreiche ebenso schwerwiegende Defekte neu eingebaut hätten.

Bereits zur Karwoche 2009 hatten wir auf Summorum Pontificum das ganze 2. Kapitel von Dobszays Buch mit freundlicher Genehmigung des Autors in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht. Nichts davon ist inzwischen überholt (höchstens die eine oder andere Wendung in unserer Übersetzung). Wir können allen Anhängern der überliefer­ten Lehre und Liturgie, die sich derzeit auf die Feier der Karwoche vorbereiten, nur sehr empfehlen, diese Lektüre mit in ihre Vorbereitung einzubeziehen.

Zur Reform von 1955 ist noch anzumerken, daß in den vergangenen Jahren in mehreren Kirchen, die von Gemeinschaften der Tradition betreut werden, das Triduum auch nach den Büchern vor 1955 gefeiert wurde. Beim Institut Christuskönig dem Vernehmen nach sogar mit einem noch von Ecclesia Dei ausgefertigten Indult. Auch aus einigen „hoch­kirch­lichen“ anglikanisch/episkopalen Gemeinden in den USA wird berichtet, daß sie die Osterliturgie nach dem Brauch von vor 1955 feiern – mit breiter Stola, Planeta plicata und allen „smells and bells“. Nur darf man sich dort dann nicht darüber wundern, wenn beim Levitenamt in der Dalmatik des Diakons eine feierlich blickende Dame daher­kommt – die Liebe zur Tradition hat eben ihre Grenzen. Auf Summorum-pontificum war sogar einmal ein Beweisphoto dafür zu sehen, das aber leider nicht mehr aufzufinden ist.

Doch zurück zur Darstellung der Karwochenliturgie bei László Dobszay. Das 2003 in Zusammenarbeit mit der Church Music Association of America auf Englisch erschienene Buch war längere Zeit nicht lieferbar, wird jedoch derzeit wieder von der CMAA angebo­ten. Außerdem kann man es dort nach wie vor als PDF kostenlos downloaden, und unsere Übersetzung von 2009 ist auch nach dem zweiten Relaunch ebenfalls noch in unserem Archiv greifbar.

Hier die Links:

Karwoche I - Palmsonntag
Karwoche II - Die Tenebrae
Karwoche III - Gründonnerstag
Karwoche IV - Karfreitag
Karwoche V - Feier der Osternacht

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