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Die Petrusbruderschaft beruft Fr. John Berg zum Generaloberen

12. Juli 2024

4 - Gemeinden und Gemeinschaften

Porträtphoto von Fr. Berg

Fr. John Berg FSSP

Für Außenstehende überraschend hat das Generalkapitel der Petrusbruderschaft zu Beginn dieser Woche einen neuen Generaloberen gewählt: P. John Berg, geb. 1970 im ländlichen Minnesota, USA; Priesterweihe 1997. Wer meint, den Namen John Berg schon einmal gehört zu haben, liegt durchaus richtig: Der verhältnismäßig junge (mit 54 Jahren liegt er genau ein Jahr unter dem gegenwärtigen Durchschnittsalter der Petrus-Priester) Pater hat bereits schon einmal (von 2006 bis 2018) die Bruderschaft geleitet und konnte in dieser Zeit wertvolle Erfahrungen innerhalb der Gemeinschaft und mit Organisation und Personal der Weltkirche sammeln und zahlreiche wertvolle Kontakte aufbauen. Satzungsgemäß mußte Berg dann nach zwei Amtsperioden seinen Platz räumen – das war drei Jahre, bevor sich mit Traditionis Custodes jene Kräfte in Rom durchsetz­ten, die die überlieferte Liturgie radikal abschaffen wollen, und die ihr verpflichteten geistlichen Gemeinschaften am besten gleich mit.

Wenn Berg jetzt – ebenfalls satzungs­ge­mäß – erneut an die Spitze berufen wird, spricht daraus nicht Unzufriedenheit mit dem damals als Nachfolger gewählten Andrzej Komorowski (Jahrgang 1975), sondern die Einsicht, daß die Bruderschaft in den kommenden Jahren alle verfügbaren Kompeten­zen, Erfahrungen und Verbindungen innerhalb wie außerhalb der Gemeinschaft mobili­sieren muß, um diese Angriffe abzuwehren und zu verhindern, in ein bedeutungsloses „Reservat für Ewiggestrige“ abgeschoben oder ganz „gecancelt“ zu werden.

Die gegenwärtige Situation der Bruderschaft ist durchaus prekär. Nicht wegen eigener Schwächen – insbesondere in den USA nimmt die FSSP eine weithin anerkannte Position als „Stütze der katholischen Rechtgläubigkeit“ ein – sondern wegen der von den Theologen des Bruches unermüdlich vorgetragener Angriffe auf alles, was die Kirche des 21. Jahrhunderts mit der Tradition der vorangehenden zwei Jahrtausende verbindet. Die genau dieser Verbindung verpflichtete Petrusbruderschaft hat derzeit 570 Mitglieder, 370 „fertige“ Priester und 200 Seminaristen, von denen 22 als Diakone zur alsbaldigen Priesterweihe anstehen. Damit hat die Gemeinschaft eine Stärke und eine Wachstums­dy­na­mik erreicht, von der die meisten Diözesen (und andere modernisierte Gemeinschaf­ten erst recht) nur träumen können.

Schon allein diese Zahlen sind für die Vertreter der These von der Unzeitgemäßheit und mangelnden Menschenfreundlichkeit der Tradition eine schwer erträgliche Provokation. Diese wird noch dadurch verstärkt, daß die Priester der FSSP, dort, wo man ihnen Freiräume für die Seelsorge zugesteht, regelmäßig überaus erfreuliche Ergebnisse erzielen. Kein Wunder, daß die oft häretisch angekränkelten Novus-Ordo-Radikalen immer wieder versuchen, den Nachwuchs an Priestern für die Tradition zu begrenzen, wie erst unlängst wieder bei den Missionaren der Barmherzigkeit in der Diözese Frejus-Toulon. So sollen Priesteramtskandidaten, die sich der Tradition verpflichtet sehen, abgeschreckt und die Gemeinschaften selbst mittelfristig „ausgetrocknet“ werden.

Nach dem Erlaß von Traditionis Custodes sah es so aus, als ob mit diesem Dokument die Grundlagen dafür geschaffen würden, die Gemeinschaften der Tradition nicht nur aus dem regulären Leben der Kirche auszugrenzen, sondern auch ihr Wachstum und damit ihren weiteren Bestand zu unterbinden, und zweifellos ist genau das auch weiterhin die Absicht der von Grillo und Roche angeführten Fraktion der NO-Radikalen. In einer der vielen widersprüchlichen Maßnahmen dieses Pontifikats hat dann Papst Franziskus 2022 aus welchen Motiven auch immer zunächst der Petrusbruderschaft eine Art „Bestandsschutz“ für ihr Apostolat eingeräumt und dieses Privileg unlängst auch auf das Institut Christus König und Hoher Priester ausgeweitet. Befürchtungen, daß zum dritten Jahrestag von Traditionis Custodes wohl schon seit längerem in den römischen Schubladen liegende Dokumente mit weiteren Verbotsmaßnahmen gegen die Ex-Ecclesia-Dei-Gemeinschaften veröffentlicht werden sollten, sind dadurch zumindest etwas gedämpft worden.

Grund zur Entwarnung ist das nicht. Die angeführten „Privilegien“ erscheinen nicht nur unklar und sehr begrenzt, sie haben auch keine andere Rechtsgrundlage als den gegen­wärtigen Willen des gegenwärtigen Papstes – beides also höchst unsicher. Und der Wille der NO-Radikalen, die sich der Liturgiereform Pauls VI. durchaus gegen dessen Absich­ten als Hebel für grundlegende Veränderungen und Verkehrungen der Lehre der Kirche bedienen wollen, ist ungebrochen. Sie nehmen inzwischen in Rom durchaus mit Zustimmung von Franziskus bedeutende Machtpositionen ein, die sie rücksichtslos zu nutzen wissen. Mit überraschenden Wendungen und katastrophalen Zuspitzungen ist jederzeit zu rechnen. Die Wiederberufung des als Organisator und Diplomat über enorme Erfahrung verfügenden P. Berg als Generaloberer weist darauf hin, daß die Bruderschaft sich der darin liegenden Herausforderungen bewußt ist.

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