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Diözese Rom — Ruinen, so weit das Auge reicht

19. Februar 2025

6 - Kirchenkrise

Die Reproduktion eines Stiches von Piranesi zeigt die drei gewaltigen noch stehenden Gewölbe der Maxentius-Basilika auf dem Forum Romanum

Piranesi: Ruinen der Maxentius-Basilika

Das amerikanische Webmagazin „The Pillar“ hat dieser Tage einen ausführlichen Bericht über die tumultöse Situation in der Diözese Rom gebracht. Das ist nicht nur von lokaler Bedeutung: Die römische Diözese ist eine der sichtbaren Grundlagen des Petrusamtes; nicht der Papst ist mehr oder weniger zusätzlich oder nebenamtlich Bischof von Rom, sondern der Bischof von Rom als Nachfolger des hl. Petrus ist der oberste Pontifex der Kirche Christi.

Und diese Diözese mit immerhin 2,4 Millionen Katholiken, über tausend Diözesan­priestern, 330 Pfarreien und mit über 700 Kirchen ist in einem beklagenswerten Zustand. Nicht nur finanziell und administrativ, wo anscheinend niemand mehr weiß, welche Immobilien – darunter Hunderte hochpreisige Mietwohnungen, oft nur spärlich ausgestattete Sozialeinrichtungen und wertvolle Grundstücke – von wem verwaltet werden und ihre Erträge wohin abführen, so daß am Ende ein enormes Defizit heraus­kommt. Auch die kirchliche Verwaltung und die Seelsorge im eigentlichen Sinn versin­ken im Chaos. Im Januar 2023 brachte die apostolische Konstitution In Ecclesiarum Communio eine Neuordnung in fünf Regionen: Eine für jede Himmelsrichtung und das historische Zentrum; jede von ihnen unter einem eigenen Weihbischof, die dem Kardi­nal­-­Vikar unterstehen, der selbst seinerseits den Ortsbischof, d.h. den Papst vertritt.

Doch bereits anderthalb Jahre später wurde die Zentralregion per Motu Proprio aufge­löst und aufgeteilt – mit der Begründung, daß „das Zentrum sich zunehmend isoliert habe und in Gefahr stehe, mehr zu einem Touristenziel zu werden als ein lebendiger Aus­druck der Frömmigkeit Roms zu sein“. In der Folge der durch die mehrjährigen Umorga­ni­sationen ausgelösten Unruhe durch den Neuzuschnitt der Verwaltungsbereiche haben inzwischen sechs der insgesamt acht Weihbischöfe des Bistums ihre Ämter aufgegeben oder wurden „von oben“ ihrer Aufgaben entbunden. Der Artikel in The Pillar listet die Fälle und ihre jeweiligen offiziellen oder vermuteten Begründungen im Einzelnen auf – eine deprimierende Lektüre.

Die In Ecclesiarum Communio 2023 aufgestellte Regel, die jede Region einem Weih­bischof unterstellte, wird von Anfang an mißachtet: Derzeit werden drei Regionen von einem Nicht-Bischof administriert, während es zwei Weihbischöfe gibt, die keine regionale Zuständigkeit haben. Im Prinzip sollen die Regionen und die ihnen zugeordneten Pfar­rei­en nach „synodalen Grundsätzen“ arbeiten – gleichzeitig macht die Konstitution jedoch den Papst unmittelbar zum Vorsitzenden zahlreicher Gremien und verlangt für viele dort zu treffende bzw. vorzubereitende Entscheidungen die päpstliche Approbation. Das würde selbst einen hauptamtlichen Diözesanbischof überfordern, und es entwickelte sich ein Dschungel von Beauftragungen und Vertretungsvertretungen, so daß niemand mehr weiß, wer wofür zuständig ist oder auch nur, auf welche Weise Entscheidungen zustande kommen. Ein ideales Feld für die Bildung von Lobbies und Seilschaften der verschieden­sten Art.

Der „Pillar“ – ein Magazin, das seine Entstehung dem Aufschrei amerikanischer Katho­liken gegen die Verschleierung des Mißbrauchsskandals um den inzwischen laisierten ehemaligen Kardinal McCarrick verdankt – vermutet als eine der treibenden Kräfte um die faktische Handlungsmacht in der päpstlichen Diözese das in Rom anscheinend besonders einflußreiche Umfeld des Kirchenmalers Fr. Marko Rupnik (ehedem S.J.). Rupnik steht seit Jahren im Zentrum von Anschuldigungen und Verdächtigungen zahlreicher Fälle auf der ganzen Skala vom spirituellen bis zum sexuellen Mißbrauch von Mitarbeiter*innen seiner in Rom angesiedelten Kunstfabrik und wurde bisher nur durch mehrfaches Eingreifen höchster Kreise ­vor der Exkommunikation und möglicherweise auch Laisierung bewahrt. Auch hier spart der Bericht des Magazins nicht mit Einzelheiten, die allerdings aus unserer Sicht angesichts der undurchsichtigen Verhältnisse im Bistum des Papstes eher begründbare Spekulationen als bewiesene Tatsachen mitteilen.

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