Zur 37. Woche III – Römisches
15. Juli 2025

Ein Schock in der Abendstunde
Machen wir uns nichts vor: Die meisten Nachrichten aus Rom, die derzeit an die Öffentlichkeit dringen, sind ärgerlich – und viele davon sind noch schlechter. Da hilft dem, der die Kirche an Lehre und Liturgie ihrer apostolischen Traditon festhalten sehen will, auch ein vorkonziliares Hochamt zur Wallfahrt der Traditionsbewegung nur berenzt weiter. Von außen ist schwer zu erkennen, ob die alte Mannschaft von Franziskus im Panikmodus ist und noch schnell versucht, einige ihrer katastrophalen „Errungenschaften“ unumkehrbar zu machen – oder ob sie bereits sicher sind, daß alles weitergeht, wie bisher, und sie nun ihre alten Ziele mit neuer Kraft weiterverfolgen können. Viele Anzeichen wie nicht zuletzt die angezeigte „Kulturveranstaltung“ deuten auf letzteres. Die neue Kirche wäre nicht mehr die „nach dem Konzil“, sondern die „nach Franziskus und in seinem Geiste“.
Von Papst Leo selbst kommt jedenfalls bislang nichts, was Klarheit schaffen könnte. Gut, wenn er mit despotischen Eingriffen überall in den Geschäftsgang der Behörden oder gar der Bistümer hineinregieren würde wie sein Vorgänger, wäre es unsereinem auch nicht recht. Und das Ausmaß der Verrottung an den Spitzen wichtiger Dikasterien (Lehre, Liturgie, Klerus) bis zur komplett vom alten Apparat beherrschten und manipulierten Öffentlichkeitsarbeit ist furchterregend – wie man da Besserung schafft, will wohl überlegt sein. Angesichts dessen gibt es vielleicht tatsächlich keine Alternative dazu, die Dinge erst einmal weiterlaufen zu lassen – vertrauenerweckend ist es nicht. Das in Rom rundum praktizierte „Weiter so“ macht es schwer, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, daß der neue Mann nicht nur bessere Manieren habe, als der alte (was auch nicht gering zu schätzen wäre), sondern tatsächlich in der apostolischen Tradition stehe und diese dort, wo sie bedroht ist, auch erhalten wolle und könne.
Geradezu programmatisch ausgesprochen wird dieses „Weiter so“ von den Kardinälen Grech und Hollerich, die jedem, der es hören will oder auch nicht, verkünden, daß die Kirche ab jetzt „synodal“ sein werde – was auch immer das zu bedeuten habe. Einen Vorgeschmack davon gibt jedenfalls der deutsche „Synodale Weg“, der nun in seine Umsetzungsphase tritt und dabei immer stärker die Befürchtung (oder Hoffnung, je nachdem) nährt, daß sich die Handvoll glaubenstreuer deutscher Bischöfe zur Trennung von der Mehrheitsfraktion gezwungen sehen könnte. Die wiederum fühlt sich dadurch bestärkt, daß weder der „überkonfessionelle“ (d.h. neu heidnische) Religionsunterricht Hamburger Art, noch die Genderungsrichtlinie des Bistums Limburg noch die unermüdlich wiederholte Forderung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zur Weihe von „Diakoninnen“ irgendein Wörtlein des Widerspruchs aus Rom provoziert haben.
Der Oberbätz gefällt sich unter dessen darin, die nun wahrhaftig schon nicht mehr als Verteidigerin christlicher Werte aufgefallene CDU dafür zu kritisieren, daß sie die Aufstellung des Regenbogen-Banners auf dem Gebäude des Bundestags verhindert hat. „Ich finde es schade, daß sie es dieses Jahr abgelehnt hat. Es wäre ein gutes Zeichen gewesen. Das sage ich bewusst als katholischer Bischof". Im katholischen Katechismus heiße es, gelebte Homosexualität sei "in sich nicht in Ordnung" und "in keinem Fall zu billigen", so der Apostaten-Bischof ungerügt weiter. „Wir wollen das ändern. Auch andere Teile des Katechismus wurden geändert, etwa zur Todesstrafe." (Quelle)
Womit wir wieder in Rom wären und beim Katechismus-Verderber Franziskus.
In Rom öffnete die Peterskirche ihre Tore nämlich dieser Tage weit für eine von Homo-Organisationen organisierte Demonstrations-Wallfahrt zum Stuhl Petri. Überschrift der Pressemeldung auf Vatican News: LGBTQ-Wallfahrt zeigt Vielfalt der Kirche Diese Wallfahrer trieben nicht nur in gewohnter Weise ihr buntes Wesen auf römischen Straßen und Plätzen, sondern konnten auch unter dem Banner des Regenbogens – pardon, unter einem in Regenbogenfarben bemalten Tragekreuz – siegreich in den Dom einziehen. Blasphemie? Die zur Wahrung der Achtung vor dem (noch) geltenden Katechismus zuständigen Instanzen zeigten jedenfalls keine Reaktion. Keine Reaktion gab es übrigens auch zu der bereits im vergangenen Monat stattgefundenen „Konzelebration“ eines mexikanischen Bischofs mit einer anglikanischen „Priesterin“ (Quelle). Über die Gültigkeit anglikanischer Priesterweihen mag man diskutieren – daß deren „Priesterrinnenweihen" ungültig und unwirksam sind, weil eine Frau nun einmal nicht die geeignete „materia“ für den Empfang dieses Sakraments ist, steht außer Zweifel. In katholischen Zeiten hätte der Vorfall in Rom sämtliche Alarmglocken schrillen lassen – nach Franziskus denkt man in den Dikasterien „synodal“ und verkneift sich jede Kenntnisnahme.
Und in diesem Zusammenhang nicht zu übergehen, selbst wenn der Skandal schon einige Wochen länger andauert: Kein römisches Wort bisher zu den unpastoralen und menschenfeindlichen Schikanen einiger amerikanischer Bischöfe (die sich freilich auf Traditionis Custodes berufen können) gegen traditionstreue Gemeinden und gegen ihre unbestreitbar rechtswidrigen Anordnungen, zumindest in Schulgottesdiensten und -kapellen die Kniebänke zu entfernen, obligatorisch Video-Kommentare in die Messfeier einzublenden, den Kommunionempfang ausschließlich stehend und auf die Hand zu erlauben sowie in allen Messen unabhängig von der Zahl anwesender Priester Kommunionspenderinnen vorzuschreiben. Vielleicht ahnen die Kurialen schon, daß derlei in Zukunft die neue Norm sein soll. „Unumkehrbar“ heißt auch „immer weiter voran“.
Zum Abschluß, jetzt wieder aus der 37. Woche, zwei bedenkliche Entwicklungen aus dem für die Synodalkirche immer mehr in den Mittelpunkt rückenden Bereich „Kultur, Wissenschaft und Ideologie“. Bekanntlich hat Franziskus ja das seit vielen Jahrhunderten genutzte Sommerdomizil der Päpste Castel Gandolfo zum ökologischen Studien- und Propagandazentrum „Laudato Si’“ umgewidmet. Dort und im Vatikan hat in der vergangenen Woche eine mehrtägige Tagung zu Zukunftsfragen der Menschheit stattgefunden, die nach allem, was wir bisher in Erfahrung bringen konnten, weitestgehend grün-säkular ausgerichtet war – so wie sich im Schreiben „Laudato si’“ ja bereits andeutet. „Wir reichen uns die Hände und bauen gemeinsam, achtsam und ressourcenbewußt eine neue und bessere Welt.“ Das schaffen wir!
Die zweite vielleicht noch alarmierendere Meldung: Mit Unterschrift des Papstes wurde eine gewisse Dame namens Christiana Perrella zur Präsidentin der Päpstlichen Akademie der schönen Künste ernannt. Was uns daran stört ist nicht, daß eine Frau ernannt wurde, sondern daß diese Frau (hauptamtlich Leiterin des Römischen Museums für moderne Kunst MACRO und zuvor Hochschullehrerin für Kulturmanagement in Mailand) eine ausgewiesene Vertreterin der absurdesten Strömungen dieser mediengestützten Eventkunst darstellt, weithin als Anhängerin der LGBT+XXX-Bewegung und antikirchlichen Ressentiments wahrgenommen wird. Auch in diesem Fall dürfen wir vermuten, daß die skandalöse Ernennung noch zu Lebzeiten von Franziskus „eingestielt“ und von dessen nach wie vor an sämtlichen Schalthebeln der Macht sitzendem Apparat „durchgezogen“ worden ist – so wie es nun mal bei der Mafia der Brauch ist.
Aber warum hat Papst Leo diese Ernennung abgezeichnet, die doch kaum mit der von ihm ausgedrückten Absicht zusammenpasst, ein Brückenbauer der Einheit zu sein? Mußte Robert Prevost vielleicht nach der Wahl zum Papst seinen persönlichen Laptop abgeben? Darf er nur noch zensiert ins Internet und bekommt nur noch die Informationen, die ihm die Hofschranzen des Verstorbenen zukommen lassen? Mußte er vielleicht feierlich versprechen, kein Jota am Evangelium Franziskus’ zu ändern, sonst … ? Ja wem denn? Und was sonst? Solche Fragen stellen sich mit jedem Tag lauter.
Wie eingangs schon gesagt: Noch wollen wir davon ausgehen, daß Leo XIV. voll damit beschäftigt ist, das wahre Ausmaß der in den vergangen 15 Jahren der Kirche zugefügten Verheerungen auszuloten und Strategien zu entwickeln, vielleicht auch Verbündete zu suchen, um Abhilfe zu schaffen. Leider – vielleicht aber auch gottseidank – ist er seinem Naturell nach kein Herkules, der seinerzeit den Fluß Alpheios umleitete, um den seit Jahrzehnten verdreckten Stall des pflichtvergessenen Königs Augias zu reinigen. Es wäre keine leichte Aufgabe, den von jahrzehntelanger Glaubenszerstörung und Mißwirtschaft stinkenden Vatikan zu reinigen– das Elend von Vetternwirtschaft und Seilschaften, Geldgier und Pink-Purple Mafia reicht weit in die Zeit vor Franziskus zurück. Aber ab und zu einen Eimer Wasser aus dem Tiber geholt und die Kreaturen aus dem Sumpf dahin zurückgespült, wo sie hingehören – das würde uns Hoffnung und Glaube schon erleichtern. Die dem Nachfolger Petri geschuldete Liebe käme dann wie ein pfingstlicher Sturm.
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