Papst Leo äußert sich im Interview zu liturgischen Fragen
19. Juli 2025

Papst Leo in der Audienzaula
Die amerikanische Journalistin Elise Ann Allen (Crux), die derzeit im Rahmen der Vorbereitung einer Prevost-Biographie mehrere Gespräche mit Papst Leo führt, hat den Papst in diesem Zusammenhang auch auf die überlieferte Liturgie angesprochen. Wir haben Frage und Antwort zu diesem Punkt nach der englischen Wiedergabe von Teilen des Gesprächs auf Crux übersetzt. Der dort gebotene Text stellt offensichtlich noch eine redigierbedürftige Rohfassung dar, so daß wir hier vorläufig auf eine eigene Kommentierung verzichten.
Frage:
Worum geht es in der (von Papst Leo nach Vorarbeiten unter Franziskus kürzlich eingerichteten)
Studiengruppe zur Liturgie? Inwieweit hat ihre Gründung beispielsweise mit den
Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit der traditionellen lateinischen Messe oder mit Fragen
wie dem neuen amazonischen Ritus zu tun?
Antwort: Meines Wissens nach sind die Gründe für die Einrichtung der Gruppe in erster Linie Fragen der Inkulturation der Liturgie. Wie kann der Prozess fortgesetzt werden, die Liturgie in einer anderen Kultur, in einer bestimmten Kultur, an einem bestimmten Ort und zu jeder Zeit bedeutungsvoller zu gestalten? Ich denke, das war das Hauptthema.
Es gibt noch ein weiteres, ebenfalls brisantes Thema, zu dem ich bereits zahlreiche Anfragen und Briefe erhalten habe, nämlich die „lateinische Messe“. Man fragt sich, warum immer von der „lateinischen Messe“ die Rede ist. Man kann die Messe schließlich jederzeit auf Latein feiern. Wenn es sich um den Ritus des Zweiten Vatikanischen Konzils handelt, ist das kein Problem. Wenn es jedoch um die der tridentinischen Messe und die Messe des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Messe Pauls VI. geht, bin ich mir nicht sicher, wie sich das entwickeln wird. Das ist offensichtlich sehr kompliziert.
Ich weiß, daß ein Teil dieses Problems leider Teil eines Polarisierungsprozesses geworden ist, der dazu geführt hat, daß Menschen die Liturgie als Vorwand benutzt haben, um andere Themen voranzubringen. Sie ist zu einem politischen Instrument geworden, und das ist sehr bedauerlich. Ich denke, die sogenannten liturgischen Mißbräuche in dem, was wir die Messe des Zweiten Vatikanischen Konzils nennen, waren nicht hilfreich für Menschen, die nach einer tieferen Gebetserfahrung suchten, nach einer Berührung mit dem Mysterium des Glaubens, die sie in der Feier der Tridentinischen Messe zu finden scheinen. Ich betone es noch einmal: Die Polarisierung ist so weit fortgeschritten, daß wir nicht mehr einfach sagen können: „Wenn wir die Liturgie des Zweiten Vatikanischen Konzils richtig feiern, ist das dann wirklich ein so großer Unterschied zwischen dieser und jener Erfahrung?“
Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, mich wirklich mit einer Gruppe von Menschen zu unterhalten,
die sich für den Tridentinischen Ritus einsetzen. Aber bald wird sich eine erste Gelegenheit dazu
bieten, und ich bin sicher, weitere werden folgen. Aber ich denke, das ist ein Thema, zu dem wir uns
vielleicht auch im Geist der Synodalität zusammensetzen und reden müssen. Das gehört zu
den Themen, die so polarisieren, daß die Menschen oft nicht mehr bereit sind, einander
zuzuhören. Bischöfe haben mir berichtet: „Wir haben sie zu diesem und jenem eingeladen, und sie
wollen einfach nichts davon hören.“ Sie wollen nicht einmal darüber reden. Das ist an sich schon ein
Problem. Es bedeutet, daß wir uns in einem Raum der Ideologie bewegen und die kirchliche
Gemeinschaft gar nicht mehr wahrnehmen. Das ist eines der Themen auf der Tagesordnung.
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