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Kardinal Müller über moderne Götzenbilder —
II. Teil des Interviews von Diane Montagna

24. September 2025

6 - Kirchenkrise

Projektion des Franziskus-Porträts über dem Petersdom

... und der Geist von Franziskus schwebt über Rom

Der zweite Teil des Interviews von Diane Mon­tagna mit Kardinal Müller behan­delt Fragen um das „Welttreffen zur menschlichen Brüderlichkeit“, das im September mit Veranstaltungen in Rom und Castel Gandol­fo stattfand. Die Veranstal­tungsserie – bei der von außen nicht klar erkennbar war, welche Teile direkt vom Vatikan und welche von Auftragneh­mern wie Disney gestaltet wurden – orientierte sich generell an den Leit­linien von Franziskus Enzyklika „Fratelli Tutti“ – die ihrerseits ganz wesentlich auf dem Dokument über die „Brüderlichkeit aller Menschen“ von Abu Dhabi 2019 beruht. Wir übernehmen und übersetzen (mit Google-Translates Hilfe) aus dem Interview den ersten Abschnitt, bei dem es um die Drohnen-Projektion eines gewaltigen Franziskus-Porträts über dem Petersdom geht.

Diane Montagna: Eure Eminenz, wenden wir uns dem jüngsten Welttreffen für mensch­liche Brüderlichkeit zu, das am 12. und 13. September in Rom stattfand und von Kardinal Mauro Gambetti, Erzpriester des Petersdoms, der Stiftung „Fratelli Tutti“ und dem Verein „Be Human“ organisiert wurde.

Der Vatikan hatte angekündigt, der Abend werde „durch eine spektakuläre Darbietung von 3.500 Drohnen, die den Himmel über der Kuppel des Petersdoms erleuchten, einzigartig bereichert“. Kardinal Gambetti wies darauf hin, daß die Drohnen das Gesicht von Papst Franziskus zusammen mit Bildern aus der Sixtinischen Kapelle auf die Kuppel selbst projizieren würden. Letztendlich wurde das Gesicht von Papst Franziskus jedoch stattdessen in der Luft rund um die Kuppel angezeigt.

Kardinal Müller: Das ist kaum zu glauben. In seiner ursprünglichen Form erinnerte es an die antike Apotheose, als der römische Senat den Kaiser zu einer heidnischen Gottheit erklärte, oder an den Roten Platz in Moskau, wo riesige Bilder von Stalin und Lenin als neue Idole aufragten. Doch in seiner endgültigen Form rief es etwas anderes hervor – das Gefühl, vom Großen Bruder bewacht zu werden.

Man sollte Papst Franziskus in Frieden ruhen lassen. Als Christen beten wir für die Ver­storbenen, daß ihre Seelen vom Fegefeuer in den Himmel gelangen. Selbst heilig­ge­spro­chene Heilige werden zur Ehre Gottes verehrt und nicht wegen ihres posthumen Ruhms. Wir müssen jeden Personenkult vermeiden, der eine heidnische Haltung darstellt.

Der Petersdom steht als Symbol der universalen Kirche Jesu Christi, der sie auf dem Felsen des Heiligen Petrus gründete. Als Nachfolger Petri ist der Bischof von Rom beru­fen, der demütige „Stellvertreter Christi“ zu sein, nicht der „Nachfolger Christi“ (wie der Osservatore Romano einmal fälschlicherweise behauptete), der die göttliche Offenbarung mit seinen eigenen Ideen oder Lehren ergänzt.

Welche Botschaft sendet die Projektion des Antlitzes von Papst Franziskus – statt des Antlitzes Jesu Christi – an die Welt? Eine solche Zurschaustellung ist völlig unpassend. Selbst das Bild heiliger Päpste sollte niemals auf diese Weise verwendet werden, indem man sie wie Götzen einer Klimareligion oder einer humanitären Bruderschaft behandelt, die der Vaterschaft Gottes und seines eingeborenen Sohnes Jesus Christus, des einzigen Erlösers der Welt, beraubt ist.

Diane Montagna: Wenn früher katholische Missionare heidnische Länder betraten, war es eine ihrer ersten Handlungen, die Bilder der Götzen zu zerstören. Glauben Sie, daß in der Kirche heute eine gewisse „Zerschlagung von Götzen“ stattfinden muss?

Kardinal Müller: Man hat den Petersdom erneut missbraucht, nur eine Woche nach der sogenannten „LGBT-Jubiläumswallfahrt“.

Der Petersdom ist eine christliche Kirche, das Symbol des Katholizismus schlechthin. In seinem Zentrum steht Gott selbst – die Realpräsenz Jesu Christi im Allerheiligsten Sa­kra­ment. Doch die Organisatoren übergaben ihn einer säkularisierten Welt und machten ihn zu einer Plattform für eine Ideologie, die dem von Gott offenbarten katholischen Glauben letztlich entgegensteht. Ein solcher Kompromiss mit der Welt steht im direkten Widerspruch zu Gottes Offenbarung in Jesus Christus. Denn wie der Herr sagte: „Wenn die Welt euch liebt, seid ihr nicht meine Jünger“ (vgl. Joh 15,18–19).

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