Zum Fest der hl. Schutzengel
03. Oktober 2025

Der Schutzengel weist Weg und Ziel
Wenige Tage nach dem mit dem höchsten Rang (Duplex I. Class) ausgezeichneten Fest des hl. Erzengels Michael am 29. September verzeichnet der überlieferte Kalender für den 2. Oktober das Schutzengelfest (Dupl. Major). Ähnlich wie das Fest des als besonderer Patron der Deutschen betrachteten Erzengels hat auch das Schutzengelfest eine spezielle Verbindung zu unserem Land: Es wurde 1676 – knapp zwei Jahrzehnte nach dem Ende des verheerenden 30-jährigen Krieges – von Papst Clemens IX. auf Bitten von Kaiser Leopold I. für das Römisch-Deutsche Kaiserreich eingeführt und wenige Jahre später auf die ganze Kirche ausgedehnt. Der moderne Kalender bewahrt den Termin als Gedenktag – immerhin.
Die Schutzengel gehören zum im Glauben verpflichtenden Bestand der Lehre der Kirche. Der Katholische Katechismus von 1993 schreibt in Abschnitt3 336 dazu:

Von der Kindheit an bis zum Tod umgeben die Engel mit ihrer Hut und Fürbitte das Leben der Menschen. „Einem jeden der Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen“ (Basilius, Eun. 3,1). Schon auf dieser Erde hat das christliche Leben im Glauben an der glückseligen Gemeinschaft der in Gott vereinten Engel und Menschen teil.
Das oben abgebildete italienische Gemälde aus dem 17. Jh. gibt einen Begriff davon, wie tief der Glaube an das segensreiche Wirken der Schutzengel verwurzelt war. In der populären Katechese verband sich dieser Glaube mit dem oft, aber nicht ausschließlich, an Kinder gerichteten Appell, die Sünde zu meiden, „um deinen Schutzengel nicht zu betrüben“. Restbestände des Glaubens an Schutzengel haben sich in vormals christlichen Gesellschaften weit über den Bereich der Kirchen und Glaubensgemeinschaften erhalten. Vielfach jedoch in einer degenerierten Form: Als Kitschfiguren, Grußpostkarten oder Amulette. Die moderne psychologisch-therapeutische Spiritualität schätzt Schutzengel als individuelle Ansprechpartner, denen eine größere Zugänglichkeit als dem fernen und unerreichbaren Gott zugeschrieben wird. Die amtskirchliche Katechese und Glaubensverkündigung läßt die Schutzengel – zumindest in Deutschland – generell unbeachtet und läßt die in ihrer Gestalt liegenden Möglichkeiten, am säkularen Bewußtsein anzusetzen, weitgehend ungenutzt. In diesem Jahr war so gut wie nichts davon zu höreen.
Die glaubenstreue amerikanische Publizistik hat den Feiertag demgegenüber sehr wohl beachtet; auf CatholicWorldReport fanden wir eine Zusammenstellung von neun Zitaten größtenteils neuzeitlicher Heiliger zu Wesen und Wirken der Schutzengel:

St. Johannes Vianney (Pfarrer von Ars):
Unsere Schutzengel sind unsere zuverlässigsten Freunde, da sie uns Tag und Nacht, immer und überall begleiten. Wir sollten sie oft um ihre Hilfe anrufen.
St. Johannes Bosco:
Wenn Du einer Versuchung ausgesetzt bist, rufe deinen Schutzengel an. Er ist eifriger dabei, dir zu helfen, als du bist, dir helfen zu lassen. Achte nicht auf den Teufel und habe keine Angst vor ihm – er zittert und ergreift beim Anblick deines Schutzengels die Flucht.
St. Hieronymus:
Wie hoch ist die Würde einer jeden Seele, wenn jeder Mensch von Geburt an einen Engel zu ihrem Schutz erhält.
St. Thérèse von Lisieux:
Mein heiliger Schutzengel – bedecke mich mit deinem Flügel. Erleuchte meinen Weg mit deinem Feuer. Komm, lenke meine Schritte; hilf mir, ich rufe Dich an. Gerade heute.
St. Basilius der Große:
Neben Jedem Gläubigen steht ein Engel als Schützer und Hirte, der ihn zum ewigen Leben führt.
St. Bernhard von Clairvaux:
Wir sollten den Engeln unsere Liebe zeigen, denn so, wie sie hier auf Erden unsere vom Vater eingesetzten Schützer und Vertrauten sind, werden sie eines Tages unsere Mit-Erben sein.
St. Franz von Sales:
Macht euch vertraut mit den Engeln und wendet euch ihnen oft im Geiste zu. Auch ungesehen sind sie stets bei euch.
St. Josemaria Escrivá:
Wenn ihr euch der Gegenwart eurer Engel und der eurer Nächsten bewußt wäret, würdet ihr viele von den unklugen Dingen vermeiden, die euch über die Lippen kommen.
St. Johannes Cassianus:
„Cherubim“ bedeutet überfließende Weisheit. Sie bieten unaufhörlichen Schutz für das, was Gott gefällt, insbesondere den Herzensfrieden, und sie spannen einen Schutzschirm auf gegen alle Angriffe böser Geister.
In einem antiquarisch erworbenen Gebetbuch des frühen 20. Jahrhunderts fanden wir auf der Rückseite eine Schutzengel-Bildes das folgende deutschsprachige Gebet:
Heiliger Schutzengel, ich danke Dir für Deine Freundschaft und Liebe, die Du mir bisher erwiesen hast, und bitte Dich, mir auch in Zukunft ein treuer Begleiter und Beschützer zu sein. Für die häßlichen Bilder, Worte und Taten, die ich Dir immer wieder zumute, bitte ich aufrichtig um Verzeihung.
In der Stunde meines Todes nimm auf meine Seele und geleite sie in Deine himmlische Wohnung, damit wir im Angesicht des ewigen Vaters vereint selig sein werden.
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