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Hymnus eines Kardinals auf einen oft mißverstandenen Heiligen

01. Oktober 2025

1 - Liturgie

Der Metallschnitt des 18. Jh. zeigt den am Boden kauernden Franziskus, der von Christus in der Gestalt eines Seraphs die Wundmale empfängt.

Franziskus empfängt die Wundmale

Wenige Heilige sind so oft und so gründlich miß­verstanden worden wie Franziskus von Assisi, dessen „dies natalis“, dessen irdischen Sterbetag und himmlischen Geburtstag die Kirche am 4. Oktober gefeiert hat. Einige dieser Mißverständnisse sind eher harm­los und charmant, wie Franco Zeffirellis gefühliger Film „Bruder Sonne, Schwester Mond“ von 1972, der den Mann aus Umbrien ganz im Stil der Zeit als stets etwas verträum­ten Hippie zeichnet, der zwischen geldgierigen Bürgern, grünen Hügeln und intriganten Kardinälen seinen Idealen nachjagt. Andere sind problematischer, wie die, die ihn zum Sozialarbeiter und Armenküchen-Betreiber zurechtstutzen oder, wie seit längerem in Rom zu besichtigen, als Propheten von Umweltbewußtsein und Klimagerechtigkeit mißdeuten und mißbrauchen. Doch die Liebe von Franziskus galt nicht der Schöpfung, sondern über und durch diese dem Schöpfer. Und als „arm“ galt ihm jeder, der in Gefahr stand, den Weg zum himmlischen Heil zu verfehlen.

Das Hymnarium hat zum Festtag des Franz von Assisi einen Hymnus präsentiert, den der damalige Kardinal Rainerus Cappoccius wenige Jahre nach dem Heimgang des Heiligen (Todesjahr 1226) für das Reimoffizium des Julian von Speyer verfaßt hat. Wir zitieren aus der Übersetzung Franz Wellners zwei Strophen, die erkennen lassen, dass der hochgestellte Herr Kardinal seinerzeit genau begriffen hat, worum es dem Heiligen Franziskus gegangen ist:

Arm, nackt und bloß, so zieht er aus,
Reich tritt er in des Himmels Haus;
Der Tugend streut er selgen Lohn
Und bricht der Krankheit blutge Fron.

Der wahren Armen Vater du,
Mach uns auch alle arm im Geist,
Führ uns dem Chor der Heilgen zu,
Wenn du dem Abgrund uns entreißt.

Für die Lektüre des ganzen Textes in Latein und Deutsch bitten wir um einen Besuch auf dem Hymnarium.

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Die oben gezeigte Abbildung fanden wir im Angebot des Antiquariats Klaus Altschäfl. Vielleicht hat ja einer unserer Leser Interesse.

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