Summorum Pontificum.de

Karmeliterinnen in Texas und anderswo

04. Dezember 2025

3 - Gemeinden und Gemeinschafteb

Das Phot zeigt eine in scherenschnittartigem  Profil erscheinende Nonne in traditionellem Habit vor dem Hintergrund eine bunt leuchtenden Kirchenfensters.

Eine Nonne aus dem Bilderbuch

Im letzten Jahr hatten wir ausführlich über die Karmeli­terinnen von Arlington berichtet, die in einen Mehr­frontenkampf mit ihrem Ortsbischof Michael Olson von Fort Worth verwickelt waren und sich schließlich der Piusbruderschaft unterstellten. Anlaß der Auseinan­der­set­zungen war eine ziemlich wirre Geschichte um die Oberin des Klosters, die nach einer ärztlichen Behandlung unter dem Einfluß von Betäubungsmitteln von einer „Telephon­sexaffäre“ mit einem Priester gesprochen haben soll – eine anschließend eingeleitete Untersuchung blieb ohne jedes Ergebnis. Eigentliche Ursache des Konflikts war wohl eher, daß die Schwestern am überlieferten Ritus festhielten und die von Papst Franziskus mit Cor Orans verfügten Neue­run­gen des (nicht mehr ganz so) kontemplativen Lebens ablehnen. Als weiterer Grund wird genannt, daß die Diözese ein Auge auf Gebäude und Grundbesitz des Konvents geworfen hatte. Diesem Konflikten entzog die Schwestern den Boden, indem sie den ganzen Besitz einem von Laien getragenen Förderverein über­schrieben. Das steht zwar im Widerspruch zum Kirchenrecht, wurde aber von der welt­lichen Rechtsprechung anerkannt. Auf das Vermögen von Laien getragener Vereinigun­gen haben weder Diözese noch Vatikan irgend einen Zugriff.

Nach diesem „doppelten Befreiungsschlag“ haben wir von den Karmeliterinnen in Ar­ling­ton längere Zeit nichts gehört – bis jetzt einigermaßen überraschend bekannt wurde, daß Bischof Olson den Aufbau eines „eigenen“ und diesmal linientreuen Kon­vents in die Wege geleitet hat. Dazu hat er sechs Schwestern und zwei Postulan­tinnen aus drei Karmeliterinnen-Klöstern der USA angeworben, die sich bereitwillig Cor Orans un­ter­stellt haben und wohl auch mit der Reformliturgie keine Probleme haben.

Hätte die ganze Sache nicht so eine bemerkenswerte Vorgeschichte, könnte man der Erklärung des Bischofs zu dieser Gründung aus ganzen Herzen zustimmen: Er freut sich über den „neuen Anfang“ für sein Bistum, dankt dem Vatikan für die dazu offenbar erforderliche Erlaubnis und spricht von einem „Augenblick ganz besonderer Gnade für unsere Ortskirche" „Der Karmel vom gekreuzigten Jesus wird ein Ort sein, von dem aus die Schönheit des kontemplativen Lebens in die Welt ausstrahlt. Mit Schweigen, Gebet, Arbeit und Opfer werden die unbeschuhrten Karmeliterinnen die Gläubigen begleiten und für die Bedürfnisse unserer Gemeinden beten.“

Wie aufrichtig diese frommen Worte gemeint sind, können wir von hier aus nicht beur­teilen. Wir haben die Aktion – sechs Ordensschwestern und zwei Bewerberinnen für die Gründung eines neuen Konvents zu gewinnen, ist sicher keine Kleinigkeit – zum Anlaß genommen, einmal genauer hinzuschauen, wie es um diese Ordensgemeinschaft in den USA und in Deutschland steht.

Das Ergebnis hat uns überrascht: In den Vereinigten Staaten mit nominell etwa 65 Mil­lionen Katholiken gibt es an die 65 Klöster dieser Gemeinschaft mit mehr als 800 Schwestern. Und fast noch überraschender: Die Zahlen aus Deutschland können hier im Vergleich durchaus mithalten: Hierzulande (bei 20 Mio Katholiken gibt es 20 Klöster von Karmeliterinnen mit insgesamt etwa 250 Schwesten – d.h. relativ gesehen sind die Positionen in Deutschland und den USA fast vollständig gleich. Auch die Altersstruktur ist relativ ähnlich. Sie wird für Deutschland von unserer schlauen Suchmaschine (per­plexity) auf über 70 Jahre geschätzt, für die USA auf zwischen 60 und 70, mit einer bemerkenswerten Einschränkung: Bei neueren und konservativen Gründungen sei ein deutlich niedrigeres Durchschnittsalter anzusetzen. Daß die überlieferte Liturgie dabei besondere Anziehungskraft entfaltet, wird ausdrücklich erwähnt.

Über Zahlen von der traditionellen Liturgie anhängenden Klöstern war nichts Genaues in Erfahrung zu bringen – Perplexity vermutet für die USA „5-10 Klöster“, was uns etwas hoch gegriffen erscheint – wir wissen nur von dreien. Die mangelnde Präzision der Such­ma­schinen-Angabe kann jedoch nicht überraschen: Beim Besuch von Webseiten als tra­di­tionsnah geltender Gemeinschaften ist uns schon öfter aufgefallen, daß es nur sehr gezielt ausgewählte Bilder von Liturgien gibt, die keine Rückschlüsse darauf erlauben, nach welchem Ritus dort zelebriert wird. Im Übrigen ist gerade bei Frauenorden noch zu berücksichtigen, daß die Spiritualität des Novus Ordo – soweit man einen solchen Be­griff dort überhaupt noch verwenden kann – eine größere Kompatibilität zu Formen weiblicher Spiritualität aufweist, als zu männlicher. Überhaupt gibt es Anzeichen dafür, daß die Liturgie des NO ohnehin besser „funktioniert“ in einem Umfeld, in dem die Mitfeiernden bereits informierte und gefestigte Glaubensüberzeugungen mitbringen, als dort, wo es nötig wäre, korrektes Glaubenswissen erst aufzubauen – was nebenbei be­merkt primär nicht Aufgabe der Liturgie, sondern außerliturgischer Kartechese ist.

Wir werden versuchen, die Sache im Auge zu behalten - in Texas und allgemein.

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