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Der Streit um die Weihe von Diakoninnen geht weiter - mit neuen Kombattanten

10 Dezember 2025

6 - Kirchenkrise

Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt der Titelseite von Silere non Posse mit der Überschrift des Artikels und dazu ein Photo von einer Beratung an der Kurie mit Papst Franziskus in Rückenansicht und ihm gegenüber „auf Augenhöhe“ Suror Pocher.

Suror Pocher als Gegenüber von Papst Franziskus

Schneller als erwartet hat der nunmehr dritte Kommissionsbericht zur Frage des Frauendiakonats eine der endlosen Kon­troversen wieder belebt, die nach der faktischen Suspendierung des päpstlichen Lehramtes durch Franziskus die römische Landschaft kennzeich­nen. Gerne würde man die Sache im Interesse des vorweihnachtlichen Friedens auf sich beru­hen lassen, ließen nicht die in der neuen Ausei­nandersetzung agierenden Personen und ihre zum Teil überaus merkwürdigen Argumente vermuten, daß die Auseinandersetzung über dieses Thema sich im kommenden Jahr zu einem der Brennpunkte im endlosen Kampf zwischen den modernistischen Glaubenszerstörern und den – oft ja selbst genug von modernistischen Einflüssen angekränkelten – Kräften entwickeln würde, die am überlieferten Glauben mehr oder weniger entschieden festhalten wollen.

Grund dafür ist die Tatsache, daß der bis jetzt nur aus einem Brief des Vorsitzenden an den Papst bekannt gewordene Befund der Kommission – anders als eine von Anfang sehr ideologisch agierende Berichterstattung (Beispiele dafür bei Vatican News und katho­lisch.de zu suggerieren versuchte – die Sache offenbar durchaus nicht unentschieden in der Schwebe läßt, sondern erkennbar Position bezieht: Er widerlegt und entwertet prak­tisch alle Argumente, die bisher von den Befürwortern einer Frauenordination vorge­bracht worden sind, verweist aber abschließend darauf, daß diese Kommission sich in keiner Weise befugt sieht, hier eine Entscheidung zu treffen oder auch nur vorzuschlagen, sondern daß das eine Aufgabe ist, der sich das Lehramt zukünftig widmen muß.

Die Neukirchlicher, die einen sakramentalen Frauendiakonat als Einstieg in einen grund­stür­zenden Umbau der überlieferten Lehre von den Sakramenten und vom Priesteramt anstreben, haben das schnell erkannt und fahren nun schweres Geschütz auf, um ihre Position zu verteidigen. Eine Schlüsselrolle dabei kommt der italienischen Don-Bosco-Schwester Linda Pocher (gb. 1980) zu, die in ihren Kreisen gerne als „Theologin und Papstberaterin“ bezeichnet wird – in dieser Rolle hatte Papst Franziskus die an einer römischen Hochschule tätige Lehrbeauftragte für Christologie und Mariologie Anfang des vergangen Jahre installiert und gefördert.

Nachdem die Kommission in ihrem Bericht die bisher vorgebrachten historischen und ekklesiologischen Argumente für ein Frauendiakonat entwertet hatte, versuchte Linda Pocher Anfang Dezember im Interview mit der linken „Repubblica“, das Diskussionsfeld auf das ihr erfolgversprechender erscheinende Gebiet der Soziologie und Kirchenpolitik zu verschieben. In groben Strichen skizziert: Die modernen Frauen in einer modernen Gesellschaft seien nicht länger bereit, ihren als Überbleibsel patriarchalischer Kultur festgeschriebenen Ausschluß vom Sakrament der Weihe hinzunehmen, und eine Kirche, die dieser frauenfeindlichen Diskriminíerung kein Ende bereite, habe keine Zukunft. Dabei bediente sie sich einer derart holzschnittartigen Argumentation, daß das kon­ser­vative Portal „Silere non Possum“ (Ich kann nicht länger schweigen) zu einem ebenfalls recht holzschnittartig abgefassten Gegenschlag ausholte, in dem Schwester Pocher als „Lügnerin“ bezeichnet wurde.

Das entsprach sicher nicht ganz dem Geist christlicher Nächstenliebe – von der Sachar­gumentation her ist jedoch gegen den Artikel wenig einzuwenden. Zumindest für den doch recht weitgespannten Leserkreis von „Silere non possum“ war damit der in Deutsch­land begeistert aufgenommene Versuch Pochers, die Debatte von einer theolo­gischen auf eine soziologische Ebene zu verschieben, so gut wie gescheitert. Und das wiederum rief einen den Anhängern der überlieferten Lehre und Liturgie wohlbekann­ten Strippenzieher in dem den Vatikan durchziehenden Spinnennetz der Modernisten auf den Plan: Andrea Grillo startete mit einem offenen Brief auf seinem Blog einen Versuch zur Schadensbegrenzung, in dem er die Bedeutung des Kommissionsberichtes kleinredete und erfolgreich daran ging, den groben Ton von „Silere non Possum“ mit noch grobinianischeren Tönen zu übertreffen. Die Argumentation – wenn man sie denn so nennen will – kann hier nicht im Einzelnen diskutiert werden – das bleibt späteren Beiträgen vorbehalten, die wohl mit der jetzt stattfindenden Ausweitung der Debatte unumgänglich geworden sind. Aber zur Kennzeichnung der Tonart Grillos seien hier zumindest die Einleitungssätze seine Artikels wiedergegeben:

Es begint ein Zitat

Die berechtigte Reaktion auf die plumpen und beleidigenden Formen des Journalismus, die skrupellos und unkultiviert sind, darf eine grundlegende Tatsache nicht verdecken. Der jüngste Vorfall, in den Linda Pocher und ande­re Theologen verwickelt sind und die von einer seit Jahren fragwürdigen Website angegriffen werden, hat seinen Ursprung in der Veröffentlichung des mehr oder weniger offiziellen Berichts der Zweiten Studienkommission zum Zugang von Frauen zum Diakonat. Es ist wichtig festzuhalten, dass der allseits kritisierte plumpe Ton auf einer plumpen Herangehensweise an die Thematik beruht, die seit 1976 im katholischen Diskurs über Frauen im kirchlichen Dienst üblich geworden ist.

Mit diesem Alarmruf wohl mehr als mit der darauf vorgebrachten mageren Argumen­tation hat es Netzwerker Grillo innerhalb weniger Tage geschafft, bisher 325 zum Teil prominente Theologen als Unterstützer seines „offenen Briefes“zu gewinnen.

Diese Unterstützung ist insofern nicht unbedeutend, als es in Zukunft – falls denn der Weg zur Frauenordination endgültig versperrt bleiben sollte – verstärkt darum gehen dürfte, in Fortsetzung von bereits nach der Amazonas-Synode beschlossenen „mini­stries“ neue „Laienämter“ zu schaffen, die immer mehr Laien - nach Lage der Dinge hauptsächlich Frauen - den Zugang zum Altarraum ermöglichen. Damit wäre der direkte Angriff auf das Sakrament des Ordo zwar abgewehrt, der Weg zur Relativierung des Prie­stertums und zur Verwischung der hierarchischen Strukturen in Liturgie und Disziplin der Kirche könnte aber ungehemmt weitegehen — mit Folgen, die letztlich auf das gleiche Ziel hinauslaufen.

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