Was von der 50. Woche übrigblieb
15. Dezember 2025
Die Papstwohnung über den Kolonaden des Petersplatzes
Auch wenn wir es nicht darauf angelegt haben: Dieser Rückblick auf die vergangene Woche steht ganz im Zeichen der Skandale und Bedenklichkeiten, die uns in zunehmender Zahl das Leben schwer machen. Nachdem eine Woche vorher unsere Aufmerksamkeit auf die gesichtslosen Krippenfiguren von Brüssel gelenkt worden war, schauen wir jetzt ins italienische Avellino, wo der von allen üblen Zeitgeistern gleichzeitig besessene Ortspfarrer DellaSala – vor ein paar Jahren hatte er dem Jesuskind in der Regenbogenkrippe bereits einmal zwei Mütter gegeben – dieses Jahr ein kleines Jesusmädchen in seine Pfarrkrippe gelegt hat. „Die Kirche muss sich wandeln. Ich habe mich entschlossen, eine weibliche Jesusfigur in die Krippenszene aufzunehmen, weil wir eine Diskussion über die Rolle der Frau anstoßen müssen. Wir brauchen Priesterinnen. Wer hat entschieden, dass Priester ausschließlich Männer sein müssen? Gott ist auch in Frauen Mensch geworden“. (Quelle)
Als ob es nicht außerhalb der Kirche schon genug kreative Schwachköpfe gäbe, die mit sicherem Gespür dafür, daß religionsfeindliche Kundgebungen vor hohen christlichen Feiertagen die größte Resonanz in der Öffentlichkeit finden, in Advent oder Fastenzeit entsprechende „Kunstprojekte“ (und Subventionsverstärker!) auf die Welt loslassen. Mit auf der Welle schwimmt das „Wiener Künstlerhaus“ mit seiner Ausstellung „Du sollst dir ein Bild machen“, das vom „gekreuzigten Frosch“ bis zum „Wolf im Messgewand“ so ziemlich alles zusammenträgt, was in diesem Bereich schlecht und teuer ist.
Schwerer wiegt der Skandal, der sich erneut um den von Franziskus ins Amt gehobenen und bisher von Papst Leo beibehaltenen Glaubenspräfekten Manuel Fernández entwickelt. Der „Carminante Wanderer“, der selbst in Argentinien lebt und daher Zugang zu Dingen hat, die hier in Europa schwer oder gar nicht erreichbar sind, hat drei weitere Schriften ausfindig gemacht, in denen der Präfekt des Heiligen Offiziums seine nicht ganz so heiligen erotischen Phantasien zum Ausdruck bringt. Wer meint, er müsse sich Auszüge aus diesen auf der Grenze von sektiererischem Mystizismus, Softporno und Kitsch balancierenden Texten antun, findet den Artikel des Wanderers in deutscher Übersetzung bei katholisches.info Wieder einmal werden vor allem in den USA und nicht nur bei liturgischen Traditionalisten lautstark Forderungen nach Entlassung des in seinem Amt restlos überforderten Amateurtheologen erhoben – ob sie in Rom Gehör finden, steht dahin.
Womit wir bei Papst Leo angelangt wären, dessen bisheriges Regierungshandeln von einer merkwürdigen Zweigleisigkeit geprägt ist. Wo er sich von Rechtsakten seines Vorgängers in seinen Absichten behindert sieht – das betrifft vor allem verwaltungsrechtliche Vorgaben, von denen Leo bislang schon mindestens vier einschneidend geändert oder ganz abgeschafft hat – zögert er nicht lange, sie wieder aufzuheben. Wo Inhalte der Lehre betroffen sind – sei das die Einsegnung gleichgeschlechtlicher „Paare“ die Frauenordinationm oder die „alte Messe“ – hat er bislang jedes Abweichen von Franziskus’ Vorgaben vermieden. Nun zeichnet sich ab, daß er sich auch in allgemeinpolitischen Fragen nicht an den Kurs von Franziskus gebunden fühlt: Schon zum vierten Mal in seiner gerade ein halbes Jahr dauernden Amtszeit hat er sich am vergangenen Donnerstag mit dem ukrainischen Staatspräsidenten Zelensky getroffen – diesmal wieder in Castel Gandolfo. Anschließend ließ er vor der Presse erkennen, daß er nicht wie sein Vorgänger oder – zumindest in Worten – US-Präsident Trump – eine vermittelnde Position anstrebt, sondern eher die europäische „Koalition der Willigen“ unterstützt, die Zelensky um jeden Preis im Amt halten will.
Apropos Castel Gandolfo: Es zeichnet sich ab, daß Papst Leo nach Möglichkeit alle Donnerstage in Castel Gandolfo verbringt, um ein wenig Distanz zum nicht enden wollenden Ringelpiez der Empfänge und Audienzen im Vatikan zu gewinnen. Das ist im Prinzip sinnvoll und begrüßenswert, wird jedoch in der Praxis dadurch konterkariert, daß Leo abends auf dem Weg zum Lufttaxi, das ihn wieder in den Vatikan fliegt, bereitwillig den zahlreichen auf ihn wartenden Journalisten Rede und Antwort steht. Da liegen Mißverständnisse und Mißdeutungen geradezu in der Luft.
Und was den Vatikan und den Apostolischen Palast selbst betrifft, so wird jetzt quasi amtlich bestätigt, daß Papst Leo, der bisher noch in seiner alten Kardinals-Wohnung im Gebäude der Glaubenskongregation logierte, Anfang Januar in die renovierte Wohnung seiner Vorgänger bis Benedikt XVI. einziehen wird.(Quelle). Ursprünglich war entsprechend der bereits kurz nach seinem Amtsantritt veröffentlichten Entscheidung des Papstes erwartet worden, daß die Renovierung vielleicht fünf oder sechs Wochen in Anspruch nehmen würde. Daraus sind jetzt ebenso viele Monat geworden, und das nicht ohne Grund: Die zum letzten Mal vor dem Einzug von Papst Johannes Paul II. vor fast 50 Jahren überholten Sanitär- und Elektroinstallationen bedurften einer grundlegenden Erneuerung, und die während der franziskanischen Vernachlässigung eingetretenen Wasserschäden unter dem Flachdach des 500 Jahre alten Bauwerks waren deutlich größer, als zunächst vermutet.
Zumindest hier wird also demnächst die alte Ordnung bald wiederhergestellt – ob und wieweit das auch für andere Bereiche gelingen kann, bleibt weiterhin abzuwarten.
*