Motu Proprio: Summorum Pontificum


Zusatzinfo

Was der Papst will:

es folgt ein Zitat:Lassen sie mich das ganz klar sagen: Der Heilige Vater will, daß die überlieferte Form der Messe regulärer Bestandteil des liturgischen Lebens der Kirche wird, damit alle Gläubigen – die jungen wie die alten – sich mit den alten Riten vertraut machen und von ihrer spürbaren Schönheit und Transzendenz profitieren können. Der Heilige Vater will das sowohl aus pastoralen als auch aus theologischen Gründen."

Dario Kardinal Castrillón,
14. 6. 2008, in London
Quelle

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Archiv Juli 2011

Aktuell:

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Martin Mosebach in RomFoto: Badde

Konspirateur von Wahrheit und Schönheit –
Martin Mosebach wird 60

31. Juli 2011

Martin Mosebach feiert heute seinen 60 Geburtstag. Seine Würdigung als Romancier und Schriftsteller überlassen wir beruhigt Berufeneren – sie haben ihn 2007 mit dem geachtetsten deutschen Literaturpreis ausgezeichnet, der den Namen Georg Büchners trägt. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Während man Büchner sicher nicht zu nahe tritt, wenn man ihm Sympathien für das Jakobinertum unterstellt, ist der glaubenstreue Mosebach nachgerade zum Hassobjekt der Epigonen der dunklen Seite der Aufklärung geworden. An ihm vorbei kommt keiner, und so druckt auch der Spiegel, was Mosebach zum „Fall Williamson“ zu sagen hat, und die TAZ seinen Gedenkartikel zum zehnten Todestag des scharfzüngigen kolumbianischen Philosophen Nicolás Gómez Dávila.

Dort fanden wir als Zitat einen Satz, der nicht alles, aber doch vieles erklärt, wofür Mosebach steht: „Gegen die heutige Welt konspirieren wirksam nur die, die insgeheim die Bewunderung der Schönheit verbreiten.“

Von „insgeheim“ mag man bei Mosebach dabei kaum sprechen. Sein bisher erfolgreichstes und wirkungsvollstes Buch, „Die Häresie der Formlosigkeit“, verdankt Erfolg und Wirkung dem Umstand, daß der Autor die welt-bewegende Schönheit in der überlieferten Liturgie der Kirche wahrgenommen hat – und offen zum Ausdruck bringt, daß diese Schönheit der Wahrheit entspricht.

Für die subalternen Diener und Profiteure des Zeitgeistes bedeutet dieser Mut zum Unzeitgemäßen eine Provokation, der sie nur noch Ausfälligkeit entgegenzusetzen haben. Was übrigens nicht nur für die Zeitgeister in der jakobinischen Tradition gilt, sondern auch für die innerhalb der leidgeprüften kämpfenden Kirche. Auch sie sehen am Ende eines zunächst überaus erfolgreichen „langen Marsches durch die Institutionen“, wie ihnen teuer erkaufte „Errungenschaften des 20. Jahrhunderts“ aus den Händen gleiten. Und nicht ohne Grund vermuten sie in dem mit der Schönheit konspirierenden Mosebach einen der Schuldigen dafür.

Dazu gratulieren wir Martin Mosebach aus Anlass seines Geburtstages ganz herzlich und überaus dankbar. Für seine weitere Konspirationstätigkeit wünschen wir ihm alles Gute.

Einen längeren Abschnitt aus dem Kapitel „Liturgie – die gelebte Religion“ halten wir hier für Sie bereit.

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Hw. Gero Weishaupt

Keine Messdienerinnen, Laiendienste und Handkommunion im überlieferten Ritus

28. Juli 2011

Im 8. Teil seines großen Kommentars zu Universæ Ecclesiæ, der soeben auf kathnews.de erscheinen ist, nimmt der Kanonist Hw. Gero Weishaupt einige Bestimmungen der Instruktion in den Blick, die nach deren Erscheinen für besonderes Aufsehen gesorgt haben. Es geht dabei um die Außerkraftsetzung von nach 1962 erlassenen Gesetzen, soweit diese im Widerspruch zu Vorgaben des Ritus nach den Büchern von 1962 stehen. Wir übernehmen leicht gekürzt die einführenden Überlegungen des Kirchenrechtlers und fassen dann noch einige Kernaussagen zusammen. Auf kath.news finden Sie den ganzen 8. Teil des Kommentars.

Zitat:Die Instruktion “Universae Ecclesiae” erklärt, dass Gesetze, die nach 1962 erlassen worden sind und mit den Riten der außerordentlichen Form des Römischen Messritus nicht vereinbar sind, “derogiert” (= aufgehoben) sind (UE, Nr. 28). Es handelt sich hierbei um Gesetze, die eine Disziplin vorgeben, die mit dem außerordentlichen Ritus – für die Messfeier gelten die Riten des Römischen Messbuch von 1962 – eng verbunden ist. (...) Da das Motu Proprio “Summorum Pontificum”, dessen Text zu erklären und dessen Vorgehensweise zu entfalten und zu bestimmen Aufgabe der Instruktion ist (vgl. can. 34 § 1), ein Spezialgesetz darstellt, hebt es alle Gesetze auf, die nach 1962 erlassen worden sind und “sich auf die heiligen Riten beziehen und mit den Rubriken der liturgischen Bücher unvereinbar sind, die 1962 in Kraft waren” (UE, Nr. 28). Neben den Normen über die Konzelebration, die Kommunion unter beiden Gestalten oder den außerordentlichen Kommunionspender zählen zu den Gesetzen, die den Ritus direkt oder indirekt betreffen, die Normen über die Messdienerinnen und die Bestimmungen bezüglich der Handkommunion. Diese nach 1962 erlassenen Normen können in der außerordentlichen Form des Römischen Messritus keine Anwendung finden.

Dem schließen sich im Kommentar umfangreiche juristische Darlegungen an. Was diese für die gottesdienstliche Praxis der Gruppen und Gemeinden bedeuten, die die überlieferte Liturgie pflegen, sei hier noch einmal in Wortgebrauch und Diktion des Autors zusammengefasst:

  • Messdienerinnen und Lektorinnen können in der außerordentlichen Form nicht zugelassen werden.
  • Die Laiendienste des Lektors oder des außerordentlichen Spenders der heiligen Kommunion sind in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus nicht einzuführen. Wo dies doch geschieht, liegt ein empfindlicher liturgischer Missbrauch vor.
  • Die Handkommunion ist mit den Rubriken der außerordentlichen Form nicht vereinbar und daher in den Messfeiern der außerordentlichen Form ausgeschlossen. (...) Ein Katholik, der in einer Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus zu erkennen gibt, die Handkommunion praktizieren zu wollen, kann nicht zur Kommunion zugelassen werden.

Der Kanonist schließt diesen Teil seines Kommentars mit der bemerkenswerten Aussage:

Zitat:Mit dieser Vorgabe der Instruktion “Universae Ecclesiae” werden anderslautende Interpretationen unter Kirchenrechtlern bezüglich der Handkommunion in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus hinfällig. Ich selber nehme hiermit von meiner eigenen Interpretation, die ich in meinem Kommentar zum Motu Proprio “Summorum Pontificum” formuliert habe und die von der Instruktion abweicht (vgl. Gero P. Weishaupt, “Päpstliche Weichenstellungen” 134-137), Abstand.

Roma locuta, causa finita. Rom hat gesprochen. Die Sache ist erledigt.

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P. Walthard Zimmer

Eine unvermeidliche Zuspitzung

25. Juli 2011

Bisher haben wir dem „Aufruf zum Ungehorsam“ einer österreichischen Pfarrerinitiative wenig Aufmerksamkeit geschenkt – man kennt dergleichen. Obwohl uns die Punkte 3 und 4 des Aufrufs vielleicht hätten früher alarmieren sollen:

Zitat: WIR WERDEN möglichst vermeiden, an Sonn- und Feiertagen mehrfach zu zelebrieren, oder durchreisende und ortsfremde Priester einzusetzen. Besser ein selbstgestalteter Wortgottesdienst als liturgische Gastspielreisen.

WIR WERDEN künftig einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung als "priesterlose Eucharistiefeier" ansehen und auch so nennen. So erfüllen wir die Sonntagspflicht in priesterarmer Zeit."

Mit der Ansage, eine Messsimulation als Erfüllung der Sonntagspflicht zu werten, treten die Mitglieder der Initiative – es sind inzwischen über 300, die aber nicht alle ausdrücklich diesem Aufruf zugestimmt haben – in einem zentralen Punkt in Widerspruch zur Lehre der Kirche: „priesterlose Eucharistiefeier“ ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und die bekundete Absicht, solche Messsimulationen herbeizuführen, nimmt dem Aufruf zu diesem Verstoß auch noch die letzte Chance einer Bemäntelung „aus pastoralen Rücksichten“.

Der Grazer Diözesanbischof und stellvertretende Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz Dr. Egon Kapellari, hat nun als Reaktion darauf verlauten lassen, er stelle sich „als Bischof klar und entschieden“ gegen diesen Aufruf, der „auf schwerwiegende Weise die Identität und Einheit der katholischen Kirche“ gefährde. Pater Walthard Zimmer von der Petrusbruderschaft hat daraufhin jetzt die Frage gestellt, ob mit dieser Zurückweisung die Situation ausreichend geklärt sei – und kommt zu der Ansicht, das sei bei weitem nicht der Fall:

Zitat: Vor dem Hintergrund offen ausgerufenen Widerstandes ist es nicht mehr möglich, gemeinsam weiter zu arbeiten. Ein Rücktritt der Bischöfe geht nicht, ein Kompromiss mit diesen Forderungen geht aber auch nicht, also bleibt nur...

Mit dem Aufruf zum Ungehorsam hat die Pfarrer-Initiative eine Grenze überschritten, hinter der kein Platz mehr ist für den Glauben an den guten Willen aller Beteiligten. Hier haben Priester gesprochen, die ganz genau wissen, was die Kirche lehrt, diese Lehre ablehnen und die daher eine andere Kirche wollen und nun offen aufrufen, gegen die Kirche Christi zu handeln und für die andere Kirche tätig zu werden."

Daraus zieht er eine schwer abzuwehrende Konsequenz:

Zitat: Die Kirche hat erkannt, dass für die Gültigkeit von Sakramenten relativ wenig notwendig ist. Auch wenn ein Priester nicht an die Sakramente glaubt, auch wenn er offen Irrtümer verkündet oder in schwerer Sünde lebt, bleibt die Sakramentenspendung gültig. Die Sakramente müssen in Materie und Form korrekt gespendet werden und der Priester muss lediglich die Absicht (Intention) haben, zu tun, was die Kirche tut. Wer allerdings eine ausdrückliche Gegenintention hat, also ganz bewusst etwas anderes tun will als die Kirche mit einem bestimmten Sakrament tut, spendet das Sakrament ungültig. (...)

Die Ankündigungen der Pfarrer-Initiative (PI) Wortgottesdienste mit Kommunionspendung als „priesterlose Eucharistiefeiern“ anzusehen, das Predigtverbot von Laien missachten zu wollen, sonntags nur ein Mal zu zelebrieren, denn „ein selbstgestalteter Wortgottesdienst“ sei besser als eine heilige Messe durch einen ortsfremden Priester, aufgrund eines „neuen Priesterbildes“ Laien, Männer und Frauen, gleichermaßen wie Priester als Vorsteher einer Pfarre (?) anzusehen, diese als Kolleginnen und Kollegen in der Seelsorge zu begrüßen, verletzen kirchlichen Normen, die letztlich die Natur des Sakramentes schützen und damit ausdrücken, was die Kirche mit der (sonntäglichen) Eucharistiefeier durch einen männlichen, gültig geweihten Priester will.

Die Kirche will etwas tun, was nur ein gültig geweihter, männlicher Priester tun kann.

Sie wollen etwas tun, was gleich wertvoll auch jeder Laie tun kann."

Damit ist für Pater Zimmer die Frage aufgeworfen, ob die Unterstützer dieses Aufrufes die Messe noch gültig zelebrieren. Und er gibt, mit aller Vorsicht, eine Antwort:

Zitat: Wenn Priester ankündigen in Zukunft Dinge zu tun, die seitens der Bischöfe als schwerwiegende Gefährdung der Identität und Einheit der katholischen Kirche gewertet werden, dann ist es zu wenig, sich mit einer einmaligen bischöflichen Stellungnahme zu begnügen und sonst zu hoffen, die Situation irgendwie aussitzen zu können. Das verlangt nach Maßnahmen, die unsere katholische Identität und Einheit auch schützen. Die Maßnahmen, die von den Bischöfen gesetzt werden müßten, können wir nur erbitten (von Gott und den Bischöfen).

Wir hingegen können Identität und Einheit der Kirche durch unser Verhalten schützen, in dem wir klar zum Ausdruck bringen, dass wir mit diesen Unterzeichnern keine Einheit im Glauben mehr haben. Das kirchliche Lehramt antwortet seit vielen Jahren auf diese Forderungen; allein die Antworten werden nicht zur Kenntnis genommen. Christus sagt: „und hört er auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie der Heide oder Zöllner“ (Mt, 18,17) Ich rate daher allen Gläubigen ganz bewusst bei solchen Priestern nicht mehr zur heiligen Messe zu gehen und lieber die Mühen auf sich zu nehmen, die es bedeutet, von entfernter wirkenden, rechtgläubigen und guten Priestern die Sakramente zu erbitten. Für einen gläubigen Katholiken ist es inakzeptabel, die Spendung auch nur möglicherweise ungültiger Sakramente in Kauf zu nehmen."

Die Bischöfe werden nicht umhin können, hier Klarheit zu schaffen – und zwar nicht nur mit Worten, sondern auch durch ihr Handeln. Die Zeit, in der man hoffen und glauben konnte, um der Einheit willen vieles zu ertragen, endet da, wo diese Einheit in eklatanter Weise aufgekündigt wird.

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Ein Schatz in irdenen Gefäßen

Ein deutscher Bischof kritisiert die „zeitgemäße Gottesdienstgestaltung“ – und was daraus folgen müßte

24. Juli 2011

  1. Dass man trotz aller Anstrengungen um einen zeitgemäßen Gottesdienst der Not, in welche die Liturgie geraten ist, nicht begegnen kann, hat mittlerweile die Erfahrung gelehrt. Im Gegenteil: Je mehr man versucht, durch „zeitgemäße“ Gottesdienstgestaltung den vermeintlichen Erwartungen des modernen Menschen entgegenzukommen, um ihn auf diese Weise in die Kirche zu locken, desto mehr Plätze werden leer. (...)
  2. Diejenigen, die auf Grund ihres Glaubens und religiösen Engagements in Erwartung der authentischen Liturgie der Kirche ohnehin kommen, werden mit vielen dieser Gottesdienste nur noch genervt und gelangweilt, weil sie nichts anderes sind als eine öde, auf die Nerven gehende Wiederholung dieser faktischen Welt an heiliger Stätte. Bar jeder Faszination für das Heilige und sich grundlegend unterscheidende Göttliche macht man vielfach aus dem Gottesdienst einen banalen „Event“. (...)
  3. Liturgie muss aber faszinieren, damit die Mitfeiernden spüren: Gott ist da. Vom Gottesdienst der Christen sollte gelten, was Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther schreibt: Ein Ungläubiger soll vom Gottesdienst der Christen buchstäblich gepackt sein, „und so wird er sich niederwerfen, Gott anbeten und ausrufen: Wahrhaftig, Gott ist bei euch!“ (1 Kor 14,21) (...)
  4. Im Gottesdienst erfahren wir Gottes heilende Gegenwart, sehen die Mitmenschen, ja die Welt mit ganz anderen Augen, betrachten sie mit dem Blick Gottes, erfahren in der Feier die Freude seiner Gegenwart – und sind so davor gefeit, anderen weh zu tun oder sie gar zu missbrauchen.
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Bischof Algermissen von Fulda

Vier wichtige Einsichten, die wir hier aus einem Artikel des Fuldaer Bischofs Algermissen in seiner Bistumszeitung herausgegriffen haben. Nicht, um sie aus dem Zusammenhang zu reißen - der entspricht den Zitaten ganz und gar - sondern weil sie zentral sind für die Diagnose der gegenwärtigen Krisen und sogar erste Ansätze zeigen, dieser Krise, soweit das in menschlichen Kräften steht, zu begegnen. Den ganzen Text finden Sie auf Kath.net. Wir versuchen eine Würdigung.

Punkt 1: Die Erfahrung

Für alle, die schier verzweifeln könnten an der blinden Entschlossenheit, mit der viele in der Kirche an dem vor Jahrzehnten eingeschlagenen Kurs der Anpassung festhalten, enthält die schlichte Formulierung "hat inzwischen die Erfahrung gelehrt" einen Keim der Hoffnung. Gute Absichten und fein ziselierte Theorien sind das eine - wenn die Erfahrung zeigt, daß es nicht funktioniert, muß man sich früher oder später der Realität stellen. Nur Quacksalber verdoppeln immer wieder die Dosis der Medizin, die schon vorgestern und gestern nicht geholfen hat.. Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei: Je mehr man versucht, durch „zeitgemäße“ Gottesdienstgestaltung den vermeintlichen Erwartungen des modernen Menschen entgegenzukommen, um ihn auf diese Weise in die Kirche zu locken, desto mehr Plätze werden leer.

Natürlich ist diese Einsicht schmerzlich für alle, die auf gemachte Liturgie akademische Karrieren gegründet oder Umsatzhoffnungen für Liturgie-Bastelbücher gesetzt haben - aber sie wird dadurch nicht entkräftet. Von dieser Einsicht in das, was der Fall ist, muß alles ausgehen, was künftig beim Sprechen über Liturgie ernst genommen werden will. Oder um es schärfer auszudrücken: Sich nicht dem Verdacht aussetzen will, in interessengeleiteter Quacksalberei begründet zu sein.

Punkt 2: Physik und Metaphysik

Das Göttliche unterscheidet sich grundsätzlich von dieser faktischen Welt. Auch wenn diese „faktische Welt“ Gottes Schöpfung ist und Ihm daher nicht grundsätzlich entgegengesetzt werden kann, bleibt da ein ungeheurer und von uns aus nicht überbrückbarer Unterschied. Jeder Versuch, diesen Unterschied zu verkleinern oder zu leugnen, kann ihn nur vertiefen. Die Liturgie ist nicht unser Werk, sondern das Handeln Gottes an uns. Sie wird nicht gestaltet, sondern vorgefunden in dem, was die Kirche immer geglaubt und gelebt hat. Nur in der „authentischen Liturgie“ liegt die Kraft, alle einzubeziehen und zur Eingliederung aufzufordern – die vorgeblich so menschenfreundliche Individualisierung oder Kommunalisierung grenzt aus und spaltet.

Punkt 3: Erhebet die Herzen

Wann hat man das außerhalb von „Tradikreisen“ zum letzten Mal gehört: „Liturgie muss aber faszinieren“? Zwar gilt: Liturgie erschöpft sich nicht darin, darf sich nicht darin erschöpfen, ein sinnenbetörendes multimediales Drama zu sein, mit kunstvoller Choreografie am Altar, mystischen Lichtspielen durch bunte Kirchenfenster, erhebenden Klängen von Orgel und Chören und Weihrauchschwaden. Aber all das ist sie auch – und etwas davon muß auch dann wahrnehmbar sein, wenn Pfarrer Schulze mit einem Ministranten die heilige Messe feiert. Dieser Anspruch zielt weitaus höher als der von der modernen Liturgenausbildung so hochgehaltene Anspruch, mit erläuternden Worten und aufmunterndem Blickkontakt die Gemeinde „einzubeziehen“. Der einzige, der hier einbeziehen kann, ist Christus der Herr – und seine Gegenwart anzudeuten, soweit es in unseren Kräften steht, ist eine ganz wesentliche Aufgabe von Liturgie.

Punkt 4: Ein Wechsel der Perspektive

Im Zeichen der „anthropologischen Wende“ hat man uns lange genug vorgemacht, wenn wir den Blick nur fest genug auf den anderen und aufeinander richteten, würden wir Christus erkennen. “Inzwischen hat die Erfahrung gelehrt“, daß derlei viel eher zu im wahren Sinn des Wortes Gott-loser Selbstbespiegelung führt, und Bischof Algermissen zieht die Konsequenz: Erst in der Wahrnehmung von Gottes Gegenwart können wir auch die Mitmenschen und die Welt mit anderen Augen, mit dem Blick Gottes, sehen. Nicht unser Tun und unsere (vermeintliche) Einheit schenkt uns die Gegenwart Gottes, sondern Gott schenkt uns seine Gegenwart und stiftet so auch Einheit zwischen den Menschen.

Und wie weiter?

Was muß aus alledem folgen, wenn diese unerhörten Einsichten nicht folgenlos bleiben sollen?

An erster Stelle die entschlossene Abstellung aller Versuche zu „zeitgemäßer Gottesdienstgestaltung“, die keine Rücksicht nehmen auf das, was die Kirche selbst über die Gestalt des Gottesdienstes bestimmt hat. Die Durchsetzung von Redemptionis Sacramentum in allen Pfarreien der Diözese Fulda wäre dazu ein guter Anfang. Niemand hat dazu eine bessere Position als der Ortsbischof.

Ein Zweites wäre schon wesentlich schwieriger: Wie kommt man vom Selbstgemachten und der Selbstbespiegelung zum Faszinosum des ganz Anderen, das uns als Geschenk Gottes gegenübertritt und in seinen Bann schlägt, so daß wir zu tätiger Mitwirkung fähig werden? Die allgemeine Rückkehr zur überlieferten Liturgie zu fordern, wäre angesichts der grassierenden Bewußtseinsverirrung wenig hilfreich: Allzuviel von dem, was zum Verständnis der Liturgie von mehr als 1500 Jahren erforderlich wäre, wurde den verbliebenen Gläubigen schlecht gemacht und abtrainiert. Hier wird man eher in homöopathischen Dosen Zeichen und Verhaltensweisen wieder zur Geltung bringen müssen, die erkennen lassen, wer in der Liturgie handelt und was der Inhalt dessen ist, was unter dem Begriff des „Paschamysteriums“ mehr mystifiziert als als zum Bewußtsein gebracht worden ist. Da gibt es viel Raum, ohne dafür auch nur eine einzige bestehende Vorschrift ändern zu müssen.

Jederzeit können Priester dadurch, daß sie sich gemeinsam mit der Gemeinde dem Herrn zuwenden, die Selbstbezüglichkeit der „Gemeindefeier“ aufbrechen und das „pilgernde Gottesvolk“ wieder in seiner Prozession anführen. Nichts steht dagegen, Teile der hl. Messe in lateinischer Sprache zu beten und mit diesem „Verfremdungseffekt“ dazu beizutragen, banaler Alltäglichkeit zu entgehen. Alles spricht dafür, den Altarraum nicht länger als Stätte der Betriebsamkeit für Kinderspiele und Selbstdarstellung missbrauchen zu lassen, sondern als den Ort kenntlich zu machen, an dem der Himmel die Erde berührt: terribilis est locus iste. Und daß zu alledem intensive Katechese gehört, Predigtreihe um Predigtreihe über Jahre hinweg, liegt auf der Hand.

Damit die Priester dieses (und natürlich nicht nur dieses) Bistums diesen Aufgaben besser gewachsen sind, wären vor allem drei Maßnahmen angeraten:

  • Für diejenigen, die schon im Amt sind, eine „Nachschulung“ im Katechismus von Trient, dessen Theologie des Messopfers sowohl vom 2. Vatikanischen Konzil als auch von der Einführung in die Institutio Generalis des Novus Ordo ausdrücklich bekräftigt worden ist.
  • Das zweite, ebenfalls für die schon Amtierenden, ein Sommerkurs zur praktischen Einführung in die alte Liturgie mit einem feierlichen Pontifikalamt zum Abschluss. Nur so kann der Wunsch des Papstes erfüllt werden, die Schätze der liturgischen Tradition allen zugute kommen zu lassen und die Grundlage dafür zu schaffen, daß die beiden Formen des römischen Ritus sich gegenseitig befruchten können. Nichts kann gerade auch Priestern das Wesen von Liturgie besser vermitteln als die Kenntnis ihrer Tradition.
  • Die 3. Maßnahme beträfe vor allem die Männer, die noch im Studium stehen. Sie wären umgehend dem Einfluß von Professoren und anderen Ausbildern zu entziehen, die mit Lehre und Vorbild dafür verantwortlich sind, daß die Liturgie in der beklagenswerten Situation ist, die Bischof Algermissen zu Recht so hart kritisiert.
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Neu: Diurnale für das Breviarium Romanum 1962

22. Juli 2011

Darauf haben wohl Viele gewartet: Die Petrusbruderschaft hat ein zweisprachig lateinisch-deutsches Diurnale des Breviers nach den Vorgaben aus dem Jahr 1962 herausgebracht. Ein Diurnale enthält die gesamten während des Tages zu betenden Teile des Breviers in einem Band - mit Ausnahme der Matutin, die nach mönchischer Gewohnheit in die Nacht fällt. Wer nur einzelne Tagzeiten beten will oder kann, ist mit einem solchen Diurnale bestens bedient. Durch die Zweisprachigkeit erleichtert es allen, die ihre Latinum in neuerer Zeit gemacht haben, enorm die ersten Schritte, Wochen und Monate.

Das neue Diurnale wird in zwei Versionen angeboten: Wer tagsüber viel unterwegs ist, greift gerne zur Version mit Rundum-Reißverschluss - dass schützt vor Eselsohren und Ärgerem. Wer eher ortsfest ist, kann es in ganz normaler Lederbindung für das Bücherregal bekommen. Das ganze übrigens zu einem Preis (70,- bzw 60,- Euro), den man bisher oft auch schon im Antiquariat zahlen musste. Weitere Details und ein Bestellformular finden sich auf introibo.net.

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Die Liturgie, kommunikationstheoretisch und marketingmäßig betrachtet

20. Juli 2011

Im April feierte das Programm „Liturgie im Fernkurs“ des Deutschen Liturgischen Instituts sein 25-jähriges Bestehen. 4460 Frauen und Männer haben in dieser Zeit an den Kursen teilgenommen - einige, wie den Gratulationen auf der Glückwunschseite zu entnehmen, an den sog. Studienwochenenden bis zu 50 mal.

Der langjährige Leiter und Promotor des Fernkurses, Anton Waibel, hat jetzt der Wochenzeitung des Bistums Trier ein Interview gegeben, mit dem er einen Einblick in den Geist gewährt, der diese 25-jährige Aktivität wohl geprägt hat. Die deutsche Sprache im Gottesdienst ist für ihn selbstverständlich, denn

Zitat:Gottesdienst ist zutiefst ein kommunikatives Geschehen, ein Dialog – zwischen Gott und der Gemeinde und zwischen den Feiernden untereinander – und da ist die Sprache nun mal das primäre Medium.“

Dass es immer noch Kreise gebe, die

Zitat: den früheren Formen nachtrauern, ist psychologisch verständlich und – als Auslaufmodel – tolerierbar“,

meinte der Theologe,

Zitat:Aber, wie viele können denn noch so gut Latein, dass sie die Botschaft verstehen und mit dem Herzen mitbeten können. Darauf käme es aber an! Es ist wichtig sei, dass die Texte im Gottesdienst frei formuliert werden können und zielgruppengerecht sind".

Was für ein Glück, daß wir das Deutsche Liturgologische Institut haben – sonst müßten wir uns zum Verständnis dessen, was die hl. Messe ist und wie sie zu feiern sei, doch tatsächlich mit dem zufrieden geben, was der alte Mann in Rom dazu zu sagen hat. Jetzt wissen wir, worum es bei Summorum Pontificum und Universæ Ecclesiæ wirklich geht: um Toleranz für ein Auslaufmodell.

Freilich zeigen sich die meisten Geldgeber für das Trierer Institut noch nicht einmal dazu bereit. Glaubwürdig ist das alles nicht.

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Vier Priesterweihen beim
Institut Christus König

19. Juli 2011

Am vergangenen 7. Juli hat S. E. Raimond Kardinal Burke in der venezianischen Kirche San Michele e Gaetano 4 Diakone des Instituts Christus König und Hoher Priester zu Priestern geweiht.

Die Zeremonie, die mit aller Prachtentfaltung zelebriert wurde, zu der das ICK im Stande ist, ist mit mehreren hundert zum Teil großartigen Aufnahmen auf der Website des Instituts dokumentiert.

Ein Kampf um Rom

17. Juli 2011

Der heutige 5. Sonntag nach Pfingsten ist im Novus Ordo der 16. Sonntag im Jahreskreis. Im aktuellen „Lesejahr A“ fällt auf diesen Tag das Tagesgebet

Zitat: Propitiare, Domine, famulis tuis,
et clementer gratiae tuae super eos dona multiplica,
ut, spe, fide et caritate ferventes,
semper in mandatis tuis vigili custodia perseverent.

In der offiziellen Übersetzung:

Zitat: Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle,
die du in deinen Dienst gerufen hast.
Mach uns stark im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind
und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.

Diese Collecta gibt ein treffendes Beispiel dafür, was kritikwürdig ist an der Art, wie der Novus Ordo kompiliert worden ist. Dabei wollen wir uns gar nicht lange an der Adressierung „16. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr A“ aufhalten und auch nicht an der teilweise ideologisch entstellenden deutschen Übersetzung – stattdessen fassen wir die Herkunft des Textes selbst ins Auge. Am lateinischen Wortlaut ist nichts auszusetzen, doch wie Fr. Zuhlsdorf eruiert hat, ist dieser Text aus keiner früheren Ausgabe des Missale Romanum belegt. Aber er ist auch keine Neuschöpfung, sondern läßt sich auf das Sacramentarium Bergomense des ambrosianischen Ritus aus dem 9. Jahrhundert zurückführen. In der römischen Liturgie hat er keine Wurzeln.

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Solche Übernahmen aus anderen Riten sind kein Einzelfall. Ob wie hier in einer Oration, bei den Präfationen oder beim Hochgebet selbst zeugt der Novus Ordo vom Unwillen seiner Kompilatoren, sich mit dem überaus reichen Textbestand der römischen Tradition zufrieden zu geben. Immer wieder greifen sie auf Texte, Vorlagen oder Rituale anderer Riten auch außerhalb der lateinischen Ritenfamilien zurück. Das Consilium der Liturgiereformer wollte nämlich nicht nur den römischen Ritus erneuern, wie das 2. Vatikanum in welchem Umfang auch immer aufgetragen hatte, sondern es wollte einen Superritus erschaffen, der Elemente aus allen anderen Riten in sich aufnehmen – und diese dadurch letzten Ende überflüssig machen sollte. Wie man in Klaus Gambers „Liturgie Übermorgen“ von 1966 nachlesen kann, konnte ein solches Vorhaben im Zeitalter des allgemeinen Machbarkeitswahnes auf breite Zustimmung rechnen.

Festlegungen sollte es für diesen Superritus nur noch in der Weise geben, daß die Festlegungen der bisherigen Form des römischen Ritus unbedingt vermieden werden sollten. Das Consilium wollte einen äußeren und letztlich auch äußerlichen Ablauf schaffen, der sich unter dem Vorzeichen der „Inkulturation“ für nahezu beliebige lokale Ausfüllungen öffnen lassen würde. Hinsichtlich der Sprache ist das ja auch weitgehend in die Tat umgesetzt worden, allerdings verfolgten prominente Mitglieder des Consiliums wie Joseph Gelineau und natürlich Annibale Bugnini selbst viel weitergehende Ziele: Letzten Endes sollte jede Gemeinde, jede „gottesdienstliche Versammlung“ sich selbst die Liturgie schaffen, die ihr gemäß sein würde.

Offiziell ist von dieser Art der „Weiterentwicklung der Reform“ nicht mehr die Rede – inoffiziell werden diese Leitbilder aus den 60er Jahren nach wie vor weiterverfolgt, wie man an Erscheinungen wie der (inzwischen halbherzig zurückgenommenen) Unabhängigkeitserklärung von Bruchsal oder der österreichischen „Ungehorsamsinitiative“ sehen kann. Für das Nachdenken über eine „Befruchtung“ des Novus Ordo durch die überlieferte Liturgie und die Überlegungen zu einer „Reform der Reform“ heißt das: Der Römische Ritus sollte auch wieder stärker auf seine „römischen“ Wurzeln zurückgeführt werden - ein „Eine-Welt-Ritus“ widerspricht nicht nur jeder Tradition – er ist auch überaus anfällig gegenüber unguten Einflüssen der Gegenwart.

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Niemand hat die Absicht...

15. Juli 2011

Die Notitiae waren und sind das Amtsblatt der Gottesdienstkongregation, und die dort veröffentlichten Mitteilungen und Anfragen auf Zweifelsfragen waren in den 60er Jahren ein wichtiges Mittel zur Umsetzung der Liturgiereform. Ein Liturgieprofessor mochte seinen Studenten Zweifel an der Lehre von der Realpräsenz durchgehen lassen - wenn er seine liturgischen Ideen mit einer Stellungnahme aus den Notitiae untermauern konnte, durfte er erwarten, daß jeder Widerspruch verstummte.

Da liest man mit Interesse die Mitteilung in den Notitiae 2 (1966), 32, n.97, also ein Jahr nach Veröffentlichung des Ordo von 1965, in der es heißt:

Zitat: Manchmal wird verbreitet, daß eine Reform des Ordo Missae bevorstehe oder das ganze Missale grundlegend erneuert werden solle. Das entbehrt jeder Grundlage. Die Liturgische Erneuerung erfordert stärkere Anstrengungen und noch Jahre der Forschung...

Nach 5 Jahren pausenlosen Reformierens und Experimentierens wird mancher es mit Erleichterung vernommen haben - nur um wenige Jahre später um so bitterer enttäuscht zu werden. Aber Wahrheitsliebe gehört nicht zu den Tugenden der modernistischen Liturgiker, nicht in den 60er Jahren, und nicht heute.

Das oben zitierte Fundstück verdanken wir Fr. Zuhlsdorf, und der wiederum verdankt es der nun im Internet aufgetauchten Notitiae Response Database, in der diese bisher schwer auffindbaren Dokumente im Faksimile, in lateinischem Text und mit englischer Übersetzung leicht auffindbar gemacht sind. Herzlichen Dank an Fr. Dylan Schrader, der es auf sich genommen hat, diese Texte zu sammeln und aufzubereiten.

Vier Jahre MPSP und die Verortung
im heutigen Leben der Kirche

13. 7. 2011

Eine Bestandsaufnahme von Monika Rheinschmitt

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Vor vier Jahren, am 7.7.2007, wurde das Motu proprio „Summorum pontificum“ veröffentlicht, das die Verwendung der außerordentlichen Form des römischen Ritus regelt. Es trat am 14.9.2007 in Kraft.

Das langerwarte Dokument wurde von vielen traditionellen Gläubigen (Priestern wie Laien) begrüßt, leider aber von den meisten Ordinariaten und Laienräten abgelehnt.

Neben vielen praktischen Fragen wurde immer wieder auch die nach dem „Bedarf“ gestellt. Dabei ist zu beachten, daß „Bedarf“ in mehreren Bedeutungen verwendet werden muß: Zum ersten in Bezug auf die Schönheit des Gesamtkunstwerks „Meßfeier“ und seine Bedeutung für die geschichtliche Entwicklung in Westeuropa, zum zweiten als wirksames Mittel zur Heiligung der Welt und zum dritten in der statistischen Form „wieviele Gläubige verlangen nach dieser Form der Sakramentenspendung und des geistlichen Lebens?“

Wie das Diagramm verdeutlicht, gibt es in den Jahren von 2007 bis 2011 eine eindrucksvolle Steigerung der Anzahl von Orten mit regelmäßiger (wenn oft auch selten stattfindender) Feier der heiligen Messe in der traditionellen Form:

In Deutschland hat sich die Anzahl der Meßorte von 35 (2007) auf 143 (2011) vervierfacht – doch es gibt noch wesentlich mehr Gruppen von traditionellen Gläubigen, denen es bis heute leider nicht gelungen ist, ihre Wünsche in die Tat umzusetzen.

Hinzurechnen muß man auch die Gläubigen, die in Deutschland an 50 Orten von der Priesterbruderschaft St. Pius X betreut werden.

Papst Benedikt XVI. fordert in der Instruktion „Universae Ecclesiae“ (Nr. 8) vom 13. Mai 2011:

  1. allen Gläubigen die römische Liturgie im Usus antiquior anzubieten, da sie ein wertvoller Schatz ist, den es zu bewahren gilt;
  2. den Gebrauch der forma extraordinaria all jenen wirklich zu gewährleisten und zu ermöglichen, die darum bitten.

In Anbetracht dieser Anweisung des Heiligen Vaters und der obengenannten Zahlen, sind Stellungnahmen wie die untenstehende Pressemitteilung der deutschen Bischofskonferenz vom 13.5.2011 zur Instruktion „Universae Ecclesiae“ schlicht unredlich.

Zitat: In Deutschland wird an 128 Orten in unregelmäßigen Abständen die Liturgie im außerordentlichen Ritus gefeiert. Dabei handelt es sich nicht um Gemeinden. Im Vergleich dazu: In Deutschland gibt es über 11.300 [genau: 11.383 ] Pfarrgemeinden.“ (Quelle)

Gerne würden die traditionsverbundenen Gläubigen (Laien wie Priester) jeden Sonntagvormittag in jeder größeren Stadt ein Hochamt im Usus antiquior feiern – dann wären es nicht weniger als 200 von 11000 (also weniger als 2%) aller Pfarrgemeinden – aber welcher Bischof läßt dies in seiner Diözese zu und fördert es auch noch, z.B. indem auch Diözesanpriester diese ehrwürdige Meßform zelebrieren dürfen, ohne Nachteile befürchten zu müssen? Solange dies nicht der Fall ist, sollte niemand auf die relativ kleine Anzahl von Meßorten herunterschauen.

Zählt man nur die existierenden Usus-Antiquior-Meßorte zusammen (denn dort herrscht offensichtlich „Bedarf“, sonst würden die Gläubigen mit ihren Familien nicht oft weite Wege auf sich nehmen), so sind dies 193 in Deutschland, etwa 50% mehr als die 128 in der Pressemitteilung genannten.

Auch 193 von 11383 ist ein sehr geringer Anteil: ca. 1,7% - aber was ist der Grund dafür? Die Verhältnisse sind nicht so, daß in jeder größeren Stadt regelmäßig eine Sonntagsmesse in der außerordentlichen Form des römischen Ritus gefeiert wird, und keiner geht hin – sondern im Gegenteil werden in vielen Diözesen und Dekanaten Genehmigungen verzögert, unattraktive Meßorte und –zeiten vorgeschrieben und weitere Restriktionen auferlegt.

Wie sollen Gläubige, v.a. junge Katholiken, die den Usus Antiquior gar nicht kennen, danach fragen? Um etwas auszuwählen oder abzulehnen, muß man es zuerst erleben, tiefer kennenlernen.

Die Inhalte, ja oft sogar die Existenz des Motu proprio „Summorum pontificum“ und der Instruktion „Universae Ecclesiae“ werden großflächig totgeschwiegen, maximal kurz negativ erwähnt – während das antikirchliche „Theologen-Memorandum“ in vielen Publikationen abgedruckt und positiv gewürdigt wird. (...)

Den ganzen Text der Erklärung können Sie hier als PDF herunterladen.

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Canticum Clericorum Romanum

12. Juli 2011

Das ist neu: Das in diesem Sommer im Verlag „Biretta Books“ herausgekommene 800seitige Werk enthält die lateinischen Texte der Orationen, Episteln und Lesungen für die Sonn und Feiertage nach der überlieferten Liturgie - und zwar mit Noten in gregorianischer Notation. Das Buch bzw. seine Herausgeber reagieren damit auf die Situation nach dem Kulturbruch, in der Priester es vielleicht nie gelernt haben, sich die manchmal recht komplexen Regeln zum Vortrag dieser Gesänge anzueignen, und auch schwer Gelegenheit finden, das ohne eigene Schuld Versäumte nachzuholen.

In diesem Buch finden sie alles; Die Evangelien im Tonus Evangelii, Tonus Antiquor und Tonus Ad Libitum, die Lesungen, Orationen und Segnungen im Tonus Ferialis, Tonus Prophetiae und für bestimmte Tage auch im Tonus Simplex. Vorlage waren die bereits seit einigen Jahren im Internet erhältlichen Chant Sheets von Michael Ozorak. Sie stehen übrigens auch weiterhin für diejenigen zur Verfügung, denen der Preis von $ 275,- für das im Messbuchformat gebundene Werk etwas hoch erscheint.

Eine Besprechung im Blog The Liturgical Pimpernel nimmt Anstoß daran, daß das Werk keine Autorisierung einer zuständigen römischen Stelle für den liturgischen Gebrauch besitzt. Das ist sicher ein Schönheitsfehler, den der Verlag - er gehört den Regular-Kanonikern von St. John Cantius - vielleicht auch nachträglich noch heilen kann. Denn die Idee, das zunehmende Interesse an der Feier der Liturgie im überlieferten Ritus durch die Bereitstellung der Noten für diese zentralen Rezitationen zu unterstützen, kann man nur begrüßen. Hier können sie eine Bestellung aufgeben.

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Pfarrer Dr. Jörg Sieger, Bruchsal Bild: Website Sieger

Durch Abspaltung zur Einheit?

11. Juli 2011

Auf der Website der Pfarrei St. Peter in Bruchsal fanden wir folgende bemerkenswerte Mitteilung:

Zitat:Wir wollen eins sein...

Wir, die unterzeichnende(n) Gemeinde(n), erklären für uns die fast 500 Jahre andauernde unsägliche Spaltung der Christenheit in unseren Breiten für beendet.

Wir erachten den Willen Jesu Christi, dass alle eins seien, als gewichtiger, als alle theologischen und kirchenpolitischen Überlegungen und Fragestellungen, und wissen uns der Überzeugung verpflichtet, ihm mehr gehorchen zu müssen, als den Menschen.

Wir stehen uneingeschränkt zur Tradition und je eigenen Spiritualität unserer Gemeinden und bekennen die Vielfalt christlichen Lebens in miteinander vereinbarer Verschiedenheit.

Wir bekennen uns zur synodalen Struktur der Alten Kirche und erwarten von unseren eigenen Kirchenleitungen, sich dieser urkirchlichen Tradition wieder zu besinnen.

Wir erkennen an, dass in den anderen mitunterzeichnenden Gemeinden in gleicher Weise Nachfolge Christi und Gemeinde Jesu Christi gelebt wird.

Wir erkennen, dass in unseren Gemeinden Jesus Christus zum Tisch des Herrn einlädt und wissen darum, dass er niemanden, der in seiner Nachfolge steht, auslädt. Diese gegenseitige Gastfreundschaft erklären wir hiermit ausdrücklich.

Für uns ist der Gedanke der weltumspannenden Christenheit bedeutender, als das Denken in Konfessionen. Wir erklären uns dementsprechend zur

ökumenischen Pfarrei St. Peter in der römisch katholischen Erzdiözese Freiburg
[Beschluss des Pfarrgemeinderates vom 28. Juni 2011]

In der Hoffnung, dass dieses Beispiel Schule macht laden wir alle Gemeinden guten Willens ein, sich diese Erklärung zu eigen zu machen. Geben Sie uns Nachricht vom Beschluss des Ihre Gemeinde repräsentierenden Gremiums und wir werden den Namen Ihrer Gemeinde mit Datum der Unterzeichnung der Erklärung hier anfügen.

Der Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Peter in Bruchsal"

Soviel als Kommentar zum von Erzbischof Zollitsch ausgerufenen „Dialogprozess“ und den vielerorts damit verknüpften Erwartungen. (Quelle)

Die Ordinariate und ihre Liturgien

10. Juli 2011

Aufzeichnung einer hl. Messe nach dem von Rom approbierten Book of Divine Worship, zelebriert anläßlich der Konferenz der Anglican Use Society „Our Patrimony“ in Arlington, Texas, vom 7-9 Juli.

Nach der bereits vollzogenen Errichtung des Ordinariates für die ehemaligen Anglikaner Englands steht nun auch die Gründung eines Ordinariats in den Vereinigten Staaten unmittelbar bevor. Die organisatorischen Strukturen sind durch Anglicanorum Coetibus im Grundsatz vorgegeben, aber hinsichtlich der Liturgie bleiben noch viele Fragen zu klären. Die anglokatholischen Gemeinden, die sich zur Rückkehr in die Gemeinschaft mit dem Papst entschlossen haben, folgen unterschiedlichen liturgischen Traditionen. Sie reichen von einem in der Regel streng nach den Rubriken zelebrierten Novus Ordo bis zu eher tridentinisch anmutenden Formen nach dem Missale Romanum oder dem am Book of Common Prayer orientierten Book of Divine Worship. An einigen Orten sind auch Elemente des Sarum Use aufgenommen worden.

Gemeinsam ist den Liturgien der Anglokatholiken die Verwendung der englischen Sprache - es gibt allerdings erhebliche Unterschiede in der Sprachebene, die von einem nachgerade Shakespearian English zu einer leicht gehobenen Umgangssprache der Gegenwart reichen.

Das Portal des englischen Ordinariates dokumentiert regelmäßig die aktuelle Diskussion der Liturgiewissenschaftler zu diesem Theman. Besonders informativ erschien uns der hier zusammengefasste Beitrag von Fr. Aidan Nichols, den er auf der Anglicanorum Coetibus-Konferenz in Kanada im April gehalten hat.

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Weihe am 1. Juni in Rom

Noch ein Levitenamt als Nachprimiz

9. Juli 2011

Hw. Daniel Kretzschmar, der am 1. Juni in Rom von Erzbischof Haas zum Priester geweiht wurde, feiert am kommenden Sonntag - also morgen - 10. Juli, um 18 Uhr, in St. Mauritius, Frankfurt-Schwanheim, ein levitiertes Nachprimiz-Hochamt. 

Einige Bilder von der Priesterweihe in Santissima Trinità dei Pellegrini finden Sie auf Orbis Catholicus Secundus; ein Video von Teilen der Zeremonie auf Gloria-TV.

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Beichtstuhl römischer Bauart

Ein Beichtspiegel für Priester
auf der Höhe der Zeit

8. Juli 2011

Die römische Kleruskongregation hat kürzlich eine 70-seitige Broschüre veröffentlicht, die Priestern und Seelenführern eine Hilfe beim Spenden des Sakraments der Buße und Versöhnung geben soll. Das Vorwort von Kardinal Piacenza, dem Präfekten der Kongregation, weist in ernsten Worten auf die Wichtigkeit der Beichte hin:

Zitat: Wenn wir das Sakrament der Versöhnung wiederentdecken, und zwar indem wir Beichte hören ebenso wie indem wir selbst beichten, ist das ein Ausdruck wahren Glaubens an das erlösende Handeln Gottes. Dieses Handeln zeigt sich deutlicher in der Macht der Gnade als in menschlichen Plänen oder pastoralen Initiativen, die manchmal diese wesentliche Wahrheit übersehen.

Die Broschüre beläßt es jedoch nicht bei solchen prinzipiellen Ausführungen, sondern wird auch auf ganz traditionelle Weise praktisch. Der Anhang (ab S. 65) enthält einen Beichtspiegel für Priester, der sich in Form und Inmhalt erfreulich vorkonziliar darstellt - von keines deutschen Theologen Gedankenblässe angekränkelt:

Zitat: 2. Das ist mein Leib (Mt 26,26)
Ist das heilige Messopfer der Mittelpunkt meines geistlichen Lebens. Feiere ich die Messe in frommer Hingabe? Verrichte ich nach der Messe ein Dankgebet? Steht die Messe mit Dank und Lob für Gottes Segen im Mittelpunkt meines Tages? Nehme ich Zuflucht zu seiner Güte? Leiste ich Abbitte und Buße für meine Sünden und die der ganzen Menschheit?

3. Der Eifer für Dein Haus verzehrt mich (Jh 2,17)
Feiere ich das hl. Messopfer entsprechend den Riten und Rubriken, die die Kirche vorschreibt? Feiere ich die hl. Messe mit der rechten Absicht und nach den zugelassenen liturgischen Büchern? Achte ich sorgsam auf die im Tabernakel aufbewahrte heilige Gestalt und erneuere sie in angemessenem Abstand? Zeige ich den hl. Gefäßen die gebührende Achtung und stelle sicher, daß sie stets in gutem Zustand sind? Trage ich auf würdige Weise die von der Kirche vorgeschriebenen liturgischen Gewänder? Bin ich mir dessen bewußt, daß ich in der Person Christi des Hauptes handle?"

Weitere Abschnitte betreffen das tägliche Stundengebet und die tägliche Betrachtung vor dem heiligsten Sakrament, die Liebe zu christlicher Armut und Einfachheit und die Einordnung in die von Gott gegebene Hierarchie mit der aktuellen Erinnerung:

Zitat: Folge ich bereitwillig meinem Ordinarius, bete ich oft für den heiligen Vater? Stehe ich in voller Gemeinschaft mit seinen Lehren und Absichten?"

Ein bemerkenswertes Dokument. Hier kann man es als PDF in englischer Sprache herunterladen.

Kurz nach Veröffentlichung dieses Artikels erfahren wir, daß es auch eine Deutsche Fassung der Broschüre gibt. Da die Übersetzung jedoch eher mäßig ist, bleiben wir bei den selbst aus dem Englischen übersetzten Zitaten.

7. Juli 2007: Veröffentlichung von „Summorum Pontificum“

7. Juli 2011

Heute vor vier Jahren veröffentlichte der Vatikan den Text des lange erwarteten Motu Proprio Summorum Pontificum. Zwei Monate später, am 14. September, trat es in Kraft. Wir bieten an, hier noch einmal den Text und den Begleitbrief an die Bischöfe in Augenschein zu nehmen, dazu auch die vor wenigen Wochen endlich erschienenen Ausführungsbestimmungen Universæ Ecclesiæ.

Den Versuch, eine Bilanz zu ziehen, ersparen wir uns für heute - die nächsten Monate werden noch genug Gelegenheit zu Bilanzen verschiedenster Art bieten. Soviel jedenfalls ist in den letzten vier Jahren deutlich geworden: Die Überwindung des Bruches, eine Versöhnung der Lager, hat die Rehabilitierung der überlieferten Liturgie nicht gebracht. Im Gegenteil: der Bruch scheint tiefer geworden zu sein, andere Brüche sind stärker noch ins Bewußtsein getreten, der Mythos vom neuen Frühling ist verblasst. Der Kampf zwischen Glaube und Unglaube wird längst innerhalb der Kirche ausgefochten, aber es zeigt sich auch: Auf der Seite des Glaubens stehen die, die auch liturgisch an der überlieferten Form festhalten, nicht alleine. Die Bruchlinien verlaufen nicht immer da, wo man sie am leichtesten zu erkennen glaubt. Man muß genau hinschauen.

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Hw. Herr Kernbach
bei der Weihe

Zur Nachprimiz von Paderborn nach Brighton

6. Juli 2011

Am kommenden Samstag, den 9. Juli, wird der an Pfingsten in und für Paderborn neugeweihte Diözesanpriester Frederic Kernbach im englischen Brighton ein feierliches Hochamt im überlieferten Ritus zelebrieren. Fr. Seán Finnegan vom Blog „Valle Adurni“ (Nicht zu verwechseln mit Fr. Finigan von „The Hermeneutic of Continuity“) wird als Diakon amtieren, Ortspfarrer Fr. Ray Blake von marymagdalen.blogspot.com ist der Subdiakon. Die Predigt hält Fr. Richard Biggerstaff vom „Vocations Team“ der Diözese Arundel and Brighton.

Nun fragen wir uns natürlich, ob Hw. Kernbach auch schon ein Blog unterhält, von dem wir noch nichts erfahren haben - oder ob ihn die britischen Amtsbrüder erst auf den Geschmack bringen müssen. In jedem Fall gratulieren wir ihm herzlich zur Weihe und wünschen ihm alles Gute für seine priesterliche Tätigkeit. Und falls einer von unseren Lesern gerade in der Gegend sein sollte, bitte vormerken: Am Samstag um 11 Uhr Levitenamt in St. Mary Magdalen in Brighton!

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Der Ritus der Priesterweihe - vor und nach
dem Umbruch

4. Juli 2011

Am vergangenen Samstag erteilte in Wigratzbad Kardinal Ricard von Bordeaux drei Angehörigen der Petrusbruderschaft die Priesterweihe: Martin Michael Klein aus Köln, Clément Darmet aus der Gegend von Lyon und Guilhem de Labarre aus Bordeaux. Am gleichen Tag weihte in Zaitzkofen Bischof Bernard Tissier de Mallerais vier Diakone aus der Piusbruderschaft zu Priestern. Bischof de Mallerais amtiert bekanntlich ohne Auftrag des hl. Stuhls und beruft sich dabei auf den nach Ansicht der Bruderschaft in der Kirche herrschenden Notstand. Schon eine Woche vorher hatte Kardinal Castrillon Hoyos in Bordeaux einen Diakon des Institut du Bon Pasteur zum Priester geweiht und vier weiteren Angehörigen des Instituts die Diakonenweihe erteilt.

Von den aktuellen Weihen, die selbstverständlich nach dem überlieferten römischen Ritus stattfanden, haben wir bis jetzt weder Bilder noch ausführlichere Berichte. Wir nutzen die Gelegenheit, einige Seiten aus einem Aufsatz von Prof. Georg May über „Das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche“ aus dem Jahre 1993 wiederzugeben. Dabei haben wir zunächst keinen der bestürzend aktuell erscheinenden Abschnitte über die Angriffe aus Gesellschaft und protestantisierter Theologie auf das Priestertum ausgewählt, sondern Ausführungen zu den Unterschieden im Ritus der Weihe vor und nach dem Umbruch von 1970.

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Aus dem Wonnentaler Graduale:
Jesus segnet Johannes

Mariä Heimsuchung – Ein Fest sucht
sein Datum

2. Juli 2011

Nach dem alten Kalender feiern wir heute das Fest Mariä Heimsuchung: Maria, die vom heiligen Geist empfangen hat, besucht ihre Verwandte Elisabeth, die unerwartet in ihrem Alter noch schwanger geworden war, und das Kind in Elisabeths Schoß hüpft voll Freude, als es des noch ungeborenen Herrn gewahr wird.

Ildefons Schuster schreibt zu diesem Fest in seinem Liber Sacramentorum:

Zitat:Im alten Rom feierte man das heutige Festgeheimnis am Freitag der 3. Adventswoche; an diesem Tage las man auch das Evangelium Lk 1, 39-47.

Als dann der liturgische Sinn im Volke schwand, wurde die feierliche und reiche Einfachheit der römischen Liturgie nicht mehr verstanden. Darum kamen besondere Feste auf, die nur eine Wiederholung der alten Geheimnisse waren.

So ging es auch mit Mariä Heimsuchung. Die Byzantiner feierten seit vielen Jahrhunderten am 2. Juli die Übertragung des Kleides der Gottesmutter in die Basilika von Blacherne (469). Wie sich das Fest unter den Lateinern ausbreitete, ist nicht näher bekannt. Wegen der Oktav des hl. Johannes änderten sie jedoch den Sinn des Festes und feierten den Besuch Mariä bei Zacharias und Elisabeth, sowie die Heiligung des Vorläufers im Mutterleibe.

Das Fest begegnet uns bei den Franziskanern seit 1263. Urban VI., Bonifaz IX. und schließlich das Konzil von Basel schrieben es für die ganze lateinische Kirche vor." (Bd VII, S. 201)

Mit der Liturgiereform wurde das Fest weltkirchlich auf den 31. Mai verlegt - man störte sich daran, daß es in der alten Ordnung nach dem Geburtsfest Johannes' am 24. Juni positioniert war. Allerdings wurde diese Verlegung von der Deutschen Bischofskonferenz nicht nachvollzogen - in ihrem Bereich wird es auch nach dem aktuell geltenden Kalender am 2. Juli gefeiert.

Der Prager Erzbischof Johann von Jenstein hat um 1380 ein Ordinarium für das Fest verfaßt, dessen Sequenz Ave, verbi Dei parens Sie heute im Hymnarium nachlesen können. Unsere Illustration entnehmen wir dem Wonnentaler Graduale, das wenige Jahrzehnte vor der Amtszeit des Johannes von Jenstein als Prager Erzbischof entstanden ist. Das Manuskript der Badischen Landesbibliothek ist komplett digitalisiert im Internet einsehbar - hier finden Sie die Seite mit unserer Miniatur.