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Liturgie: Ein Handbuch für alle

Bild: Reproduktion eines Einlegebildes„Die Überlieferte Messe“ von Michael Fiedrowicz hatten wir schon kurz nach Erscheinen im November 2011 ausführlich vorgestellt. Wir wollen in dieser Jubiläumswoche jedoch nicht nur einfach auf diese Besprechung verweisen, sondern noch einmal eingehend begründen, warum wir dieses Buch für außerordentlich wichtig halten. Zumal das erwähnte Zitierkartell der modernistischen Universitätstheologie es bisher nicht für nötig gefunden hat, der Publikation des Trierer Kollegen von der falschen Denkungsart auch nur eine einzige Fachrezension zu widmen. Es fällt schwer, hier nicht von mafiösen Strukturen zu sprechen.

Doch zurück zur Sache. Was das Buch von Fiedrowicz für alle, die sich im Glauben der Kirche näher mit der überlieferten Liturgie beschäftigen wollen, so wichtig macht, ist zweierlei: Erstens sein umfassender Ansatz, der ihm den Charakter eines Handbuches verleiht. In den drei Hauptteilen A) Geschichte, B) Gestalt und C) Theologie werden buchstäblich alle Aspekte angesprochen, die dem Leser Erkenntnisggewinn ermöglichen – wissenschaftlichen Laien ebenso wie Theologen vom Fachgebiet nebenan. Und wer den Gegenstand seines Interesses nicht im systematischen Inhaltsverzeichnis findet, weil er mit der von der Sache nahegelegten Systematik noch nicht so vertraut ist, wird durch ein umfangreiches Personen- und Sachregister unterstützt.

Den Hauptteil des Buches macht der mit „Gestalt“ überschriebene zweite Teil aus. Er beschränkt sich nicht auf die Erläuterung und Kommentierung des Ordo Missae – die dem gewidmeten Abschnitte umfassen ca. 50 Seiten und sind sogar deutlich knapper gefasst als in der klassischen Messerklärungsliteratur und auch als bei Gaudron. Den größeren Teil mit etwa 100 Seiten des „Gestalt“-Teiles nimmt die Behandlung von Querschnitts- und Kontext-Themen ein: Das Kirchenjahr, die Gebetsrichtung, Sprache und Musik im Gottesdienst, die Problematik von Ritus, Zeremoniell und Rubriken, das Verhältnis von Form und Inhalt, Sakralität und Schönheit usw. Hier werden also genau die Aspekte angesprochen, deren unterschiedliches Verständnis und deren divergierende Wertung in den aktuellen Auseinandersetzungen eine so große Rolle spielen.

Der zweite hier hervorzuhebende Hauptzug des Buches ist seine Schreibweise, die hohe Verständlichkeit mit hohem wissenschaftlichem Anspruch verbindet. Wissenschaftlichkeit nicht in dem von der modernen Universität so hoch bewerteten Sinn des Novitätenfindens und Theoriebildens, des Vermutens und Behauptens, sondern im Sinne eines soliden Nachweises der Quellen, aus denen sich das Geschriebene speist, und der benachbarten Literatur, in der weiterführende Informationen zu finden sind. Auf diese Weise ist ein Buch entstanden, dessen Abhandlung praktisch in zwei Etagen stattfindet. Im Haupttext „über dem Strich“ eine leichtverständliche und leicht lesbare Einführung in die Grundlagen, die demjenigen, der sich neu mit dem Thema befasst, zunächst einmal den Griff nach einer ganzen Bibliothek von Einzeltexten erspart. Unter dem Strich dann ein insgesamt über 900 Anmerkungen umfassener „Apparat“, der demjenigen, der mehr in die Tiefe gehen will, den Zugang zu dieser Bibliothek eröffnet und erleichtert. Man kann – aber man muß nicht.

Der Schwerpunkt dieser Bibliothek liegt wie nicht anders zu erwarten bei der Literatur zur Liturgie vom 1. nachchristlichen Jahrhundert bis in die zeit vor der Liturgiereform. Die daraus angeführten Zitate geben der Darstellung oft mehr Kraft und Farbe, als in der heutigen wissenschaftlichen Schreibweise üblich. Für die alte Zeit greift der Autor dafür vor allem auf die Kirchenväter zurück, auch solche wie Vinzenz von Lerins, denen man sonst eher selten begegnet. Für die neuere Zeit wertet er nicht nur die Fachliteratur von Thalhofer bis U.M. Lang aus, sondern greift auch zu literarischen Zeugnissen von Gertrud v. Le Fort, Paul Claudel und natürlich Martin Mosebach. Er zeigt auch keine Berührungsängste gegenüber Autoren, von denen sich die deutsche Universitäts-Liturgiewissenschaft lieber indigniert fernhält: Romano Amerio, Michael Davies oder Heinz-Lothar Barth.

So ist ein Handbuch entstanden, das am durchschnittlichen Wissensstand eines interessierten traditionsorientierten Katholiken ansetzend den Zugang zur ganzen Welt des liturgischen Wissens erschließt. Das ist für alle, die sich dieses Erbe wahrhaft erwerben wollen, eine unschätzbare Hilfe. Daß dabei auch erkennbar wird, in welche abseitigen Randgebiete sich der Großteil der Gegenwartsautoren verirrt hat, die nach ihrem Selbstverständnis für die deutsche Liturgiewissenschaft stehen, kann unter Kollateralnutzen verbucht werden.

Die überlieferte Messe von Michael Fiedrowicz ist beim Carthusianus-Verlag erschienen und kann dort oder über den Buchhandel bezogen werden.

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