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„Liber Sacramentorum“ - neu aufgelegt

Bild: Von der Website des VerlagsAllerdings nur auf Englisch, um das gleich vorwegzunehmen. 

Der „Liber Sacramentorum“ des Sel. Ildefons Schuster, das der spätere Mailänder Kardinal in seiner Zeit als Mönch und Abt des Benediktinerklosters von St. Paul vor den Mauern verfaßt hatte, kann als die letzte große und ganz in der Tradition verwurzelte Darstellung der römischen Liturgie im Ablauf des Kirchenjahrs gelten. Anders als der große Begleiter durch das Kirchenjahr von Dom Gueranger, der in vielem eher dem 18. als dem 19. Jahrhundert zuneigte, war Schuster von Mentalität und Wissenschaftlichkeit durchaus ein Mann des 20. Jahrhundert. Zeit und Umstände der Entstehung seines Werkes waren der Aufnahme und allerdings nicht günstig. In Italien hatte gerade Mussolinis „Marsch auf Rom“ das Land erschüttert, und eine deutsche und eine englische Übersetzung kam genau in den Jahren nach 1928 heraus, als die Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt erreichte. Es folgten Faschismus und Krieg, und nach wenigen Jahren des Wiederaufbaus begannen Mitte der 50er Jahre der große Umbau der römischen Liturgie, der in den 60er Jahren unter der Leitung Annibale Bugninis zum Zerstörungswerk verkam. Kaum 30 Jahre nach seiner Fertigstellung war der „Liber sacramentorum“ veraltet und ohne Relevanz für das liturgische Leben der Kirche.

Erst mit der Wiedereinsetzung der überlieferten Liturgie als eines legitimen und anerkannten Ritus der römischen Kirche durch Papst Benedikt entwickelte sich auch neues Interesse für das Buch Schusters, und die wenigen Exemplare, die den Krieg und die liturgische Revolution überstanden hatten, verschwanden in kurzer Zeit vom Antiquariatsmarkt. Derzeit scheint in keiner Sprache eine vollständige Ausgabe im Angebot zu sein. Der bisher mit liturgischen Veröffentlichungen nicht weiter hervorgetretene katholische Verlag Arouca-Press hat nun einen 5-bändigen Reprint der Ausgabe aus den 20er Jahren herausgebracht, der in Paperback-Ausstattung für 100$ angeboten wird. Ein englischer Reprint des „Liturgical Year“ von Dom Gueranger war bereits 2000 bei St. Austin-Press erschienen, ist dort derzeit aber nicht lieferbar. Die deutsche Ausgabe von 1874 und folgende Jahre ist nur schwer zu bekommen.

Als bedingt empfehlenswerte Alternative in deutscher Sprache ist der „Klosterneuburger Liturgiekalender“ von Pius Parsch „Das Jahr des Heils“ zu nennen, der verhältnismäßig leicht zu bekommen ist. Neben antiquarischen Exemplaren gibt es auch einen Nachdruck der Ausgabe von 1955, der 2008 als Bd. 7 der Pius-Parsch-Studien erschienen ist.  An der grundkatholischen Einstellung von Pius Parsch, der später auch von den Propagisten der Liturgiereform als einer der Ihren beansprucht wurde, ist nicht zu zweifeln. Man kann aber auch nicht übersehen, daß sein „Volksliturgisches Apostolat“ tatsächlich Anhaltspunkte enthält, die in ihrer späteren Vergröberung und Verabsolutierung von den Reformern und Revolutionären aufgegriffen werden konnten. Dahinweisende Züge treten im „Jahr des Heils“ zwar nicht in den Vordergrund, sind aber durchaus vorhanden.

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