„Die Messe der Kirche“ - Teil III
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- 19. Juni 2016
Der dritte Teil von Die Messe der Kirche von Heinz-Lothar Barth wiederholt in seiner Überschrift den provokativen Ansatz des zweiten: „Die Frucht des Messopfers: Leib Christi, nicht Brot – Die katholische Transsubstantationslehre“. Hat der Mann denn gar keine Ehrfurcht vor den erleuchteten Erkenntnissen der Universitätstheologie des letzten Jahrhunderts? Könnte er nicht wenigstens von „Transfinalisierung“ oder „Transsignifikation“ sprechen? Da weiß zwar keiner so genau, was das bedeuten soll – und das macht es gerade deshalb so gut geeignet, dogmatische Fixierungen „aufzubrechen und zu überwinden“.
Der Teil beginnt – ausgehend von Beobachtungen beim Kölner Eucharistischen Kongress von 2013 – mit einer kritischen Betrachtung der verheerenden Auswirkungen der Liturgiereform von 1970 auf das allgemeine Glaubensbewußtsein. Der Autor greift dabei teilweise bis ins Mittelalter in die Geschichte der Eucharistie-Theologie zurück und findet andererseits immer wieder einen Fixpunkt in der Rede, die der Muslim Navid Kermani auf dem Kongress gehalten hat und die – unkommentiert, wie Barth bedauert – auch im Sammelband zum Kongress enthalten ist. Immerhin sieht er sich zu dem Eingeständnis veranlaßt, „daß der Muslim – trotz seiner fehlerhaften Übertreibungen – in gewisser Weise mehr vom Geheimnis der Eucharistie verstanden hat als wahrscheinlich die Mehrzahl der modernen Katholiken“. (241)
Ein vernichtenderes Urteil über eine Reform, die den Anspruch erhob, die Geheimnisse des Glaubens leichter zugänglich zu machen, ist kaum vorstellbar. Es wird noch dadurch vertieft, daß Barth im Rahmen einer kleinen Rezension des Sammelbandes einige lesenswerte Beiträge hervorhebt – die allerdings nicht von Theologen stammen.
Nach den einleitenden Abschnitten, die sich an Beiträgen aus dem genannten Sammelband orientieren, fährt Der Autor mit einer historischen und systematischen Darstellung der Realpräsenz bzw. der Transsubstantionslehre fort. Er beginnt mit den biblischen Befunden und geht dabei auch auf das beliebte Exegetenspiel ein, den in griechischer Sprache verfassten Texten des Neuen Testaments erschlossene aramäische „Urfassungen“ entgegen zu setzen, die wundersamerweise immer das beweisen, was der jeweilige Exeget schon immer gerne einmal beweisen wollte. Weitere Stationen des Arguments sind die Kirchenväter Ignatius von Antiochien und Irenäus von Lyon sowie viel später dann der Katechismus des Petrus Canisius.
Auch in diesen Teilen dürften für die meisten Leser, die keine Fachtheologen sind, die Passagen am ertragreichsten sein, die sich – vom Fundament der 2000-jährigen Lehr-Enfaltung ausgehend – ins Handgemenge mit „katholischen“ Entstellern und Verfälschern der Transsubstantionslehre einlassen. Als „markantes Beispiel“ (273) führt Barth zu Recht hier den Regensburger Dogmatiker Wolfgang Beinert an, der auch nach seiner Emeritierung 1998 als eine der grauen Eminenzen der deutschen Theologenzunft maßgeblich daran mitwirkte, die Hochschulpositionen „in der Familie“ zu halten. In diesem Zusammenhang liefert Barth eine ausführliche Darstellung der Geschichte des Transsubstantionsbegriffes und schließt mit einem instruktiven Überblick über dessen moderne und vielfach eben auch modernistische Mißverständnisse.
Nach zwei eher kurz geratenen Abschnitten über die Verdienste Papst Pauls VI. um die Eucharistielehre (S. 288) und dessen darauf bezogene Schwächen (S. 289) begibt sich Heinz-Lothar Barth zum Schluß dieses 3. und letzten Teils noch einmal in die aktuellen Diskussion, die er teils in der Auseinandersetzung mit diversen protestantischen außerhalb und protestantisierenden Positionen innerhalb der Kirche führt, dann aber auch wieder ganz wesentlich auf eine Kritik der Auffassungen Beinerts und natürlich auch Karl Rahners zuspitzt. Die Details sind hier unmöglich zu referieren, aber ein Absatz kann zumindest die Grundposition des Autors illustrieren und dabei zeigen, daß Barth sich jedenfalls nicht durch falsche Rücksichtnahmen die Klarheit abkaufen läßt:
Nein, liebe progressive Theologen, ob ihr nun Beinert oder anders heißt, wir lassen uns von Euch den Begriff der Transsubstantion nicht entreißen, und wenn ihr euch noch so vieler argumentativer Tricks bedient! Denn auf Schritt und Tritt sieht man, daß allein jener Terminus der eucharistischen Realität im Rahmen unserer menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten wirklich gerecht wird. Bei euren Konzepten können wir hingegen leider den Verdacht nicht loswerden, daß ihr im Tiefsten eures Herzens gar nicht mehr recht glaubt, was die Kirche immer geglaubt hat, euren Unglauben aber nicht offen bekennen, sondern mit mit einem Wortschwall moderner Begrifflichkeit umhüllen und vertuschen wollt.
So ist es wohl – und die Folgen siehe oben.
Eine zusammenfassende Darstellung der katholischen Lehre und Begrifflichkeit in der Ausprägung, die sie in den Meistern der Hochscholastik gefunden hat, und ein Aufweis von deren Korrespondenz mit der überlieferten lateinischen Liturgie bildet dann den Abschluß dieses dritten und letzten Teils.
Wer etwa als Student der Lektüre der immer wieder angesprochenen „progressiven Theologen“ nicht ausweichen kann, aber doch seinen katholischen Glauben behalten will, findet hier bei Bart wertvolle Hilfen zu Einordnung und Verständnis. Und wer es sich leisten kann, die schriften der offiziellen Irrlehrer unbeachtet zu lassen, findet zahllose Stützen zur Vefestigung und Vertiefung seines Verständnisses von dem, was die Kirche immer gelehrt hat.
Das fest gebundene Buch hat 330 Seiten Inhalt zuzüglich 40 Seiten Literaturverzeichnis. Es ist zu beziehen zum Preis von 18,90€ + Versand über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und im Buchhandel.