Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Der Streit um das Konzil

29. 1. 2009

Der damalige Professor Josef Ratzinger eröffnete mit diesem langen Zitat seinen Festvortrag zum 50. Priesterjubiläum von Josef Kardinal Frings. Das Vortragsthema war: „Die Situation der Kirche heute - Hoffnungen und Gefahren“. Der Vortrag ist abgedruckt in Kölner Beiträge Heft 1, Hg. vom Presseamt des Erzbistums Köln, 1971, S. 9 - 22. Als Quelle für das hier ausschließlich gebrachte Basilius-Zitat gibt Josef Ratzinger an: Basilius, über den Heiligen Geist. Eingeleitet und übersetzt von M. Blum, Freiburg 1967, Seiten 112 bis 116.

Anzumerken ist noch, daß Josef Ratzinger als Papst Benedikt in seiner Weihnachtsansprache an die Kurie im Jahr 2005 noch einmal auf dieses Bild der Seeschlacht zurückgekommen ist.

Umschlagbild

Der hl. Basilius der Große

"Womit sollen wir den gegenwärtigen Zustand der Kirche vergleichen? Er ist wahrhaft einer Seeschlacht ähnlich ... Sieh in diesem Bild, schrecklich, auf beiden Seiten die zum Auslaufen bereite Flotte, und dann, wie der Zorn sich zur Unerbittlichkeit steigert und die Zusammentreffenden kämpfen. Nimm an, wenn Du willst, daß die Flotte durch einen gewaltigen Sturm in Verwirrung gerät und dichte Finsternis aus den Wolken die ganze Sicht ständig verdunkelt, so daß keine Unterscheidung zwischen Freund und Feind mehr möglich ist, da die Zeichen in der Wirrnis unkenntlich werden ... Denk Dir dazu den wirren, ununterscheidbaren Lärm, der dort das ganze Meer beherrscht; er stammt vom Brausen der Winde, vom Zusammenstoß der Schiffe, vom Rauschen der Wogen und dem Geschrei der Kämpfenden, die verschiedenste Schreie bei den Geschehnissen ausstoßen, so daß weder die Stimme eines Kapitäns noch eines Steuermanns zu hören ist; vielmehr herrschen entsetzliche Unordnung und Verwirrung, da das Übermaß an Unglück durch die Verzweiflung am Leben sie hemmungslos macht zu jeder Verirrung. Füge hinzu noch die unbezwingliche Krankheit der Ehrsucht, die es dahin bringt, daß, auch wenn das Schiff schon in die Tiefe sinkt, die Besatzung den Kampf um den Vorrang nicht aufgibt...

Ist diese Unruhe der Kirchen nicht grausamer als das Gewoge des Meeres? In ihr ist jede Grenze, die von den Vätern gezogen wurde, in Bewegung geraten, jeder Grundstein, jede Sicherheit der Lehren ist erschüttert. Alles löst sich auf; was sich über morschem Fundament erhebt, wankt. Übereinanderfallend stoßen wir uns gegenseitig nieder ... Eine wahrhaft finstere und traurige Nacht liegt über den Kirchen, da die Lichter der Welt, die Gott gesetzt hat, die Seelen der Völker zu erleuchten, verbannt wurden. Das Übermaß der Streitsucht untereinander raubt jenen jegliche Besinnung, während schon die Furcht vor der allgemeinen Auflösung droht ... Das harte Geschrei derer, die im Widerspruch verfeindet sind, das unverständliche Gerede und unentwirrbare Geräusch, das durch ein unaufhörliches Geschwätz entsteht, erfüllt schon fast die ganze Kirche. Dieses Geschwätz hat die gerade Lehre des Glaubens in Übertreibungen und Auslassungen verkehrt ...

Zuverlässiger als jede Vereinigung durch einen Schwur ist für eine gemeinsame Haltung die Einigkeit im Irrtum. Jedermann ist Theologe und hat doch eine Seele, die von tausend Schandflecken gezeichnet ist; deshalb haben Neuerungssüchtige die beste Gelegenheit zum Aufruhr; deshalb teilen solche, die sich selbst erwählt haben und Herrschsüchtige die Ämter der Kirche untereinander auf, während sie die Leitung des Heiligen Geistes mißachten. Da die Satzungen des Evangeliums durch die Unruhe zerrüttet sind, herrscht ein unaussprechliches Gedränge nach den "oberen Plätzen"; jeder, der sich zeigen will, erzwingt sich den Zugang zum Amt. Infolge der Herrschsucht ist ein schreckliche Herrschaftslosigkeit über die Völker hereingebrochen, denn die Ermahnungen der Vorsteher blieben völlig ohne Wirkung und Erfolg, da jedermann im Nebel seiner Unwissenheit meint, es sei für ihn nicht mehr verpflichtend, auf jemand zu hören, als über andere zu herrschen ... Überall ist die Liebe erkaltet und die Einigkeit unter Brüdern verschwunden; nicht einmal der Name der Eintracht wird noch gekannt. . ."