Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Einführung des Novus Ordo

Ansprache von Papst Paul VI. zur Generalaudienz am 26. 11. 1969

26. 11. 2009

Diese Rede wurde in der englischen Ausgabe des Osservatore Romano vom 4. Dezember 1969 veröffentlicht. Unsere Übersetzung folgt der Wiedergabe im Dokumentationsbereich von EWTN. Die italienische Fassung findet sich auf der Website des Vatikan. Wir haben unsere kommentierenden Anmerkungen am Ende des Dokuments zusammengefasst.

Liebe Söhne und Töchter,

  1. Wir wollen eure Aufmerksamkeit erneut auf die Erneuerung der Liturgie durch den neuen Ordo der hl. Messe lenken. Dieser neue Ritus für unsere Feier des heiligen Opfers wird mit dem nächsten Sonntag, dem ersten Advent, der auf den 30. November fällt, in Kraft gesetzt.
  2. Ein neuer Ritus für die hl. Messe bedeutet die Veränderung einer verehrungswürdigen Tradition, die schon seit Jahrhunderten besteht. Das berührt unser religiöses Erbe, dem das Privileg der Unantastbarkeit und der Stabilität zuzukommen schien. Dieses Erbe schien die Gebete unserer Vorfahren und der Heiligen wieder auf unsere Lippen zu bringen und uns den Trost zu gewähren, daß wir uns im Einklang mit unserer spirituellen Vergangenheit befänden, die wir lebendig erhielten und an die kommenden Generationen weitergäben.
  3. In einem solchen Augenblick gewinnen wir ein besseres Verständnis des Wertes historischer Tradition und der Gemeinschaft der Heiligen. Der bevorstehende Wechsel wird die Zeremonien der Messe betreffen. Es wird uns – vielleicht mit einiger Betroffenheit, zu Bewußtsein kommen, daß die Zeremonien am Altar nun nicht mehr mit den Worten und Gesten begangen werden, die wir gewöhnt sind – vielleicht so sehr gewöhnt sind, daß wir sie gar nicht mehr zur Kenntnis genommen haben. Diese Veränderung betrifft auch die Gläubigen. Es ist gewollt, daß sie alle Anwesenden betrifft und sie aus ihrer gewohnten persönlichen Andacht und ihrer erstarrten Routine herausreißt.
  4. Wir müssen auf diese alle Aspekte betreffende Unbequemlichkeit vorbereitet sein. Dabei handelt es sich um jene Art der Verstörung, die mit jeder Neuerung verbunden ist, die in unsere Routine einbricht. Wir werden feststellen, daß die Frommen ganz besonders irritiert sein werden, da sie ihre eigene durchaus respektable Weise zur Feier der Messe entwickelt haben – jetzt werden sie aus ihren gewohnten Gedanken herausgerissen und gezwungen, denen von anderen zu folgen. Selbst Priester werden in dieser Hinsicht irritiert sein.
  5. Wie sollen wir uns in dieser besonderen historischen Situation verhalten? In erster Linie müssen wir uns gut vorbereiten, denn diese Neuerung ist keine Kleinigkeit. Wir dürfen uns nicht von der Art und den Irritationen der äußeren Form überraschen lassen. Als intelligente Menschen und Gläubige Christen sollten wir uns so gut wie möglich auf diese Erneuerung vorbereiten. Das sollte nicht allzu schwer fallen, hat doch die Kirche und haben viele Verlage großartige Anstrengungen in dieser Richtung unternommen. Wie Wir schon zu anderer Gelegenheit sagten, tun wir gut daran, die Motive für diese tiefgehende Veränderung mit in Betracht zu ziehen. Das erste ist der Gehorsam gegenüber dem Konzil. Dieser Gehorsam verlangt nun auch Gehorsam gegenüber den Bischöfen, die die Vorgaben des Konzils interpretieren und praktisch umsetzen.
  6. Diese erste Begründung ist nicht nur rechtlicher Art, als ob sie eine äußerliche Vorschrift aufgriffe. Sie geht aus dem Charisma des liturgischen Aktes selbst hervor. In anderen Worten, sie ist verbunden mit der Macht und der Wirksamkeit des Gebetes der Kirche, das in seiner autoritativsten Form aus dem Munde des Bischofs kommt. Das gilt auch für die Priester, die dem Bischof in seinem Amt helfen und wie er in Persona Christi handeln (s. St. Ign. Ad Eph. I, V). Es ist Christi Wille, es ist der Atem des Heiligen Geistes, der die Kirche zu dieser Änderung aufruft. Der Mystische Körper Christi, der die Kirche ist, erlebt einen prophetischen Augenblick. Dieser Augenblick erschüttert die Kirche und erweckt sie und ruft sie dazu auf, die geheimnisvolle Kunst ihres Gebetes zu erneuern.
  7. Die andere Begründung für die Reform ist die Erneuerung des Gebetslebens. Dabei geht es darum, die Versammlung der Gläubigen enger und wirkungsvoller in den offiziellen Ritus einzubeziehen, in die Feier des Wortes und die Feier des eucharistischen Opfers, die die hl. Messe darstellen. Denn auch die Gläubigen sind mit dem „königlichen Priestertum“ bekleidet, das heißt, auch sie sind im Stande, auf übernatürliche Weise mit Gott zu sprechen.
  8. Hier wird die größte Neuerung zu erkennen sein, die Neuheit der Sprache. Nicht mehr das Latein, sondern die gesprochene Sprache wird die Hauptsprache der hl. Messe sein. Die Einführung der Umgangssprache wird sicher ein großes Opfer für diejenigen bedeuten, die die Schönheit, die Kraft und die ausdrucksstarke Sakralität des Latein kennen. Wir geben die Sprache der christlichen Jahrhunderte auf und treten wie weltliche Eindringlinge in den bisher der heiligen Sprache vorbehaltenen Bezirk ein. Wir werden einen großen Teil jenes großartigen und unvergleichlichen künstlerischen und spirituellen Gebildes, der Gregorianik, verlieren.
  9. Das ist für uns in der Tat ein Grund des Bedauerns, ja sogar fast der Bestürzung. Was können wir an die Stelle jener Sprache der Engel setzen? Wir geben etwas auf, das unermeßlichen Wert besitzt. Was könnte noch kostbarer sein als diese erhabensten Werte unserer Kirche?
  10. Die Antwort wird banal erscheinen, aber es ist eine gute Antwort, weil sie menschlich und weil sie apostolisch ist:
  11. Das Verständnis des Gebetes ist mehr wert als die seidenen Gewänder, mit denen es königlich angetan ist. Die Teilnahme des Volkes hat den höheren Wert – insbesonderer die Teilnahme moderner Menschen, die so großen Wert auf eine schlichte Sprache legen, die man leicht versteht und im alltäglichen Gespräch verwenden kann.
  12. Wenn die göttliche Sprache des Latein eine Barriere bildete gegenüber den Kindern, gegenüber den Jugendlichen, gegenüber der Welt der Arbeit und der Geschäfte, wenn sie ein dunkler Schirm und kein durchsichtiges Fenster wäre – wäre es dann für uns Fischer der Seelen erlaubt, daran als der ausschließelichen Sprache des Gebetes und des religiösen Verkehrs festzuhalten? Was hatte der hl. Paulus dazu zu sagen? Lesen Sie Kapitel 14 des ersten Briefes an die Korinther: „Vor der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit Verstand reden, um auch andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in Zungen stammeln.“
  13. Der hl. Augustinus scheint sich darauf zu beziehen, wenn er sagt: „Fürchtet euch nicht vor Lehrern, solange sie allen ihren Unterricht erteilen“ (P.L. 38, 228, Serm. 7, vergl. Serm 229, p 1371). Allerdings sieht der neue Ordo der Messe dennoch vor, daß die Gläubigen im Stande sein sollten, wenigstens das Ordinarium der Messe, insbesondere das Credo und das Gebet des herrn, das Vater Unser, gemeinsam auf Latein zu singen (SC n. 19)
  14. Aber laßt uns das wohl zu unserem Trost und unserem Rat im Bewußtsein halten: die lateinische Sprache wird damit nicht verschwinden. Sie wird weiterhin die vornehme Sprache der offiziellen Dokumente des Heiligen Stuhls sein, sie wird Schlüssel zum Erbe unserem religiösen, historischen und humanistischen Kiultur das Instrument der Unterweisung in den theologischen Studien bleiben und womöglich in neuem Glanze erblühen.
  15. Wenn wir schließlich recht auf die Sache schauen, werden wir sehen, daß die Grundlinien der hl. Messe immer noch der Tradition entsprechen, nicht nur theologisch, sondern auch spirituell. Sofern der ritus so ausgeführt wird, wie er ausgeführt werden sollte, wird der spirituelle Aspekt sich als von noch größerem Reichtum erweisen. Die größere Schlichtheit der Zeremonien, die Vielfalt und der Reichtum der biblischen Texte, die gemeinsamen Aktionen der Feiernden und die Stille, die mehrere tiefere Augenblicke der Riten kennzeichnen wird, werden das gewährleisten.
  16. Vor allem zwei Bedingungen sind unverzichtbar, um diesen Reichtum zu verdeutlichen: Die echte Teilnahme jedes einzelnen Anwesenden und die Ausgießung des Geistes der verbindenden Liebe in der Gemeinde. Diese Bedingungen werden werden die hl. Messe mehr als je zuvor zu einer Schule spiritueller Tiefe und zu einer anspruchsvollen, aber friedlichen Schule Christlichen Gemeinschaftslebens werden lassen. Die Beziehung der Seele zu Christus und zu den Brüdern gewinnt so neue und lebensspendende Intensität. Christus, das Opfer und der Priester erneuert und vollbringt sein Erlösungsopfer durch den D ienst der Kirche im symbolischen Ritus seines letzten Abendmahls. Er hinterläßt uns seinen Leib und sein Blut unter der Erscheinung von Brot und Wein zu unserer persönlichen und geistlichen Nahrung und zu unserem Eintritt in die Einheit seiner erlösenden Liebe und seines unsterblichen Lebens.
  17. Doch es bleibt eine praktische Schwierigkeit, die angesichts der Erhabenheit der hl. Messe von keiner geringen Bedeutung ist: wie können wir den neuen ritus zelebrieren, wenn wir noch kein vollständiges Messbuch besitzen und es noch Unsicherheiten in so vielen Fragen gibt?
  18. Zum Abschluß wird es daher hilfreich sein, euch einige Vorschriften der zuständigen Behörde, nämliche der Heiligen Kongregation für den Gottesdienst, vorzutragen, nämlich:
    • Für den lateinischen Text gilt: Priester, die auf Latein zelebrieren, sei es privat oder öffentlich, können in den dafür vom Gesetz vorgesehenen Fällen bis zum 28. November 1971entweder das Missale Romanum oder den neuen Ordo benutzen. Falls sie das Missale Romanum benutzen, können sie desungeachtet auch die drei neuen Hochgebete und die Auslassungen (einiger Heiliger und Schlußformeln) im Canon Romanus verwenden. Sie können auch die Lesungen und das Gebet der Gläubigen in der Umgangssprache verwenden. Wenn sie nach dem neuen Ritus zelebrieren, müssen si sich nach dem offiziellen Text richten, wobei die oben genannten Zugeständnisse hinsichtlich der Umgangssprache ebenfalls gelten.
    • Für den Text in der Umgangssprache gilt: In Italien müssen alle, die „cum populo“ zelebrieren, ab dem kommenden 30. November den „Rito della Messa“ verwenden, der von der Italienischen Bischofskonferenz oder anderen Nationalkonferenzen veröffentlicht worden ist. An Festtagen sollen die Lesungen entweder aus dem italienischen Lektionar genommen werden, das vom italienischen Zentrum für Liturgische Aktion veröffentlicht wurde, oder aus dem nbisher verwendeten Römischen Messbuch für Festtage. An Ferialtagen soll weiterhin das vor drei Jahren veröffentliche Ferial-Messbuch Verwendung finden. Bei der Privatmesse gibt es keine Probleme, weil diese in Latein gefeiert werden müssen. Wenn ein Priester die besondere Erlaubnis hat (auch bei der Privatmesse) auf Latein zu zelebrieren, soll er sich nach dem Richten, was oben für die Gemeindemesse gesagt wurde, für den Ritus soll er dem Ordo folgen, der von der italienischen Bischofskonferenz veröffentlicht worden ist.
  19. Lasst uns in jedem Fall und unter allen Umständen daran denken, daß „die hl. Messe ein Mysterium ist, gelebt in einem Tod aus Liebe. Ihre Göttliche Wirklichkeit übertrifft alle Worte. Sie ist die Aktion schlechthin, wahrhaft der Akt unserer Erlösung, die sich in ihrem Gedächtnis vergegenwärtigt.“(Zundel)

Mit unserem Apostolischen Segen.


Kommentar

Auch bei dieser Rede wollen wir unseren Kommentar auf einige wenige Hauptpunkte beschränken. Die entsprechenden Abschnitte der Papstrede sind jeweils in Klammern angegeben.

Die Reform verlangt absoluten Gehorsam

Ein Thema hat diese Rede mit der der vorhergehenden Woche gemeinsam: die Einforderung des absoluten Gehorsams gegenüber der Anordnung der neuen Liturgie. Hier greift der Papst, wenn das denn möglich ist, zu noch stärkeren Worten als in der Vorwoche. Er spricht nicht nur vom Gehorsam gegenüber dem Konzil, sondern auch „gegenüber den Bischöfen, die die Vorgaben des Konzils interpretieren und praktisch umsetzen. Daß die Bischöfe erst zwei Jahre vorher nach einer erste Aufführung der neuen Liturgie den Änderungen mehrheitlich nicht zustimmten, ist vergessen.

Papst Paul VI. geht sogar so weit, die neue Ordnung als dem Willen Christi und dem Atem des Heiligen Geistes (6) entsprechend zu bezeichnen und von einem „prophetischen Augenblick“ für den Mystischen Körper Christi zu sprechen. Wohl selten zuvor in der Geschichte der Kirche hat ein Papst aus der Situation und der Zeitgebundenheit heraus derart weitreichende Entscheidungen getroffen, so daß die Zeitgenossen selbst noch das Dementi durch die reale Entwicklung erleben mußten.

Der Geist des Konzils tritt an die Stelle der Dokumente

Obwohl Papst Paul sich in den einleitenden Absätzen mit starken Worten auf das Konzil beruft, scheut er doch nicht davor zurück, in den konkreten Regelungen deutlich von den Vorgaben der Kirchenversammlung abzuweichen. Er spricht von der Einführung der Umgangssprache als Hauptsprache der hl. Messe (8), als habe niemals Sacrosanctum Concilium gefordert „Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben (§36)“. Er nimmt den Verlust des größten Teils der Gregorianik zustimmend in Kauf, (8), obwohl Sacrosanctum Concilium bestimmt hatte: „Die Kirche betrachtet den Gregorianischen Choral als den der römischen Liturgie eigenen Gesang ... (§116).“ Da ist es nur konsequent, den Choral eben nicht mehr als Element der Liturgie anzusprechen, sondern zu einem „künstlerischen und spirituellen Gebilde“ zu erklären (8).

In diesem Zusammenhang kann man auch sehr gut die verhängnisvolle Wirkung der unscharfen Konzilssprache erkennen: Die oben genannten Bestimmungen der Paragraphen 36 und 116 von SC sind zwar an sich eindeutig – sie enthalten jedoch Einschübe, die Ausnahmen oder Sonderregelungen zulassen - und ebnen so einen Weg dazu, die Ausnahme zur Regel werden zu lassen.

Die Konturen einer neuen Theologie zeichnen sich ab

Am schwerwiegendsten ist jedoch der Wandel der theologischen Perspektive, der zwischen der ersten und der zweiten Papstrede festzustellen ist. Wo die erste die Kontinuität hervorhob, akzentuiert die zweite den Bruch – in eher äußeren Aspekten ebenso wie in zentralen Inhalten.

Das beginnt bereits bei der Begründung für die Aufgabe des Lateinischen und der Gregorianik, wo die für die Umgangssprache unterstellte sprachliche „Verständlichkeit“ der heiligen Geheimnisse zum höchsten Wert erklärt (11) wird und gar nicht mehr gesehen wird, daß Zeremonial und „seidene Gewänder“ sogar zu tieferem Verständnis dessen beitragen können, was doch jede sprachliche Vermittlung ünersteigt. Von daher wird die „göttliche Sprache des Latein“ (als ob es auf derart schmückende Beiworte ankäme) sogar zu einer Barriere zwischen dem Gebet der Kirche und der Welt erklärt, die folgerichtig niederzulegen ist (12). Die modernen Menschen „legen Wert auf eine schlichte Sprache, die man leicht versteht und im täglichen Gespräch verwenden kann“(11), dem ist zu folgen. Die zur Begründung herbeigezwungenen Zitate aus dem 1. Korintherbrief und von Augustinus können es nicht überdecken: Der Gottesdienst wird zum Menschendienst.

Noch stärker wird der Einfluß der neuen Theologie da sichtbar, wo es um das Wesen der hl. Messe geht. Zwar wird auch hier noch einmal die Übereinstimmung mit der Tradition kurz beschworen (15) doch im weiteren herrscht Ungenauigkeit und vor allem Wunschdenken: Die Schlichtheit der Zeremonien, der Reichtum biblischer Texte (der von Zensoren empfindlich eingeschränkt wurde) und die angeblich den Ritus durchwaltende Stille sollen die Wirksamkeit der Messe gewährleisten. Besonders auffällig ist hier und anderswo die Hervorhebung der „gemeinsamen Aktion“ der Feiernden, die „echte Teilnahme jedes Einzelnen“ (16) als quasi konstituierende Elemente der Eucharistiefeier. Hier zeigt sich der Einfluß der bedenklichen Definition der hl. Messe als „heiliges Zusammenwirken und Versammlung der Gemeinde“ in Abschnitt 7 der ersten Fassung der Institutio Generalis von 1969, der dann für spätere Ausgaben aufgrund der sog. Ottaviani-Intervention revidiert werden mußte.

Auch hier hat die seitherige Entwicklung die Erwartung des Papstes dementiert, die neue Liturgie werde „die hl. Messe mehr als je zuvor zu einer Schule spiritueller Tiefe und zu einer anspruchsvollen, aber friedlichen Schule Christlichen Gemeinschaftslebens werden lassen“.

Die unfertige Reform

In einem Punkt muß man Emil Lengeling, der im Erlass des neuen Ordo nur einen „Schritt“ in einem weitergehenden Reformprozess sehen wollte (Lengeling, Die neue Ordnung der Eucharistiefeier, Münster 1970, S. 13), Recht geben: Die Reform wurde in Kraft gesetzt, ohne daß die erforderlichen Voraussetzungen sachlicher Art gegeben waren. Es gab noch nicht einmal ein gebrauchsfähiges Messbuch (17), und es mußten umständliche Zwischenregelungen getroffen werden (18), um den Priestern eine Richtschnur an die Hand zu geben, wie der neue Ritus denn zu feiern sei.

Damit stand praktisch von Anfang an fest, daß der neue Ritus das Hauptziel, dessentwegen er in so überstürzter Eile in Kraft gesetzt wurde, kaum erreichen konnte: Die Überwindung des liturgischen Chaos, das sich nach anderthalb Jahrzehnten unentwegten „liturgical engineerings“ in weiten Bereichen der Kirche ausgebreitet hatte und bis zum heutigen Tag nicht wirklich überwunden wurde.