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„Das Konzil anerkennen“ – was heißt das?

Blick in die Konzilsaula des PetersdomsDie „Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils“ ist offensichtlich seit Jahrzehnten der Knackpunkt aller Diskussionen in der Kirche - wobei der Inhalt dieser „Anerkennung“ freilich notwendigerweise ebenso unklar bleibt wie der Inhalt und die Interpretation vieler Aussagen in den Dokumenten dieses Konzils. Wie soll man etwas anerkennen, von dem man nicht endeutig sagen kann, was es bedeutet?

Die Redaktion von kathhews.de hat nun unter der ÜberschriftLazarus, komm heraus eine Stellungnahme dazu vorgelegt, die einen neuen Ansatz vorschlägt: Dieses Konzil habe einen neuartigen, zusätzlichen Lehrtypus begründet, der einerseits verbindlich sein wolle, andererseits aber im Grad und Umfang seiner Verbindlichkeit noch näher in das bisherige Gefüge von Lehraussagen eingeordnet werden müsse.

Das Konzil anzuerkennen, ist auch keine Frage, die nur die Piusbruderschaft betrifft. Wir verdanken dem Konzil einen neuen, den konziliar-pastoralen, Lehrtypus, und auch innerhalb dieses Lehrtypus sind noch weitere Abstufungen möglich. Gerade wenn wir diese neue Leistung des Konzils ernstnehmen und wertschätzen wollen, müssen wir klären, welchen Rang dieser Lehrtypus hat. Ihm entsprechen nämlich die, nochmals gestuften, Zustimmungsarten – man beachte die „Hierarchie“ innerhalb der Konzilsdokumente  – mit denen nicht nur die Piusbruderschaft und ihre Gläubigen, sondern alle Katholiken (konziliar-)pastoral vorgetragene Lehren annehmen und anerkennen müssen. Sie anders anzuerkennen, beispielsweise so wie klassische Dogmen, würde gerade heißen, die eigentliche Errungenschaft konziliar-pastoralen Lehrens zu verkennen oder zu ignorieren. Möglicherweise wurde diese Errungenschaft trotz aller Konzilseuphorie noch gar nicht wirklich erkannt oder jedenfalls noch nicht ausreichend reflektiert. Es ist erstaunlich und sogar durchaus bedenklich, dass solch eine Klärung bis jetzt nicht wirklich problematisiert und erst recht nicht erbracht worden ist. Ohne sie ist strenggenommen auch eine Hermeneutik der Reform in Kontinuität gar nicht möglich.

Das enthält zwar ganz vatikanumsgemäß noch einige Unklarheiten, zeigt aber doch unübersehbar auf den zentralen Misstand, unter dessen Einfluss die Rezeption und Implementierung der Dokumente des Konzils bisher viel Chaos und wenig Klarheit gebracht hat. Wir erwarten gespannt, ob die in dieser Stellungnahme aufgeworfenen Fragen endlich ernstgenommen werden, oder ob die seit 50 Jahren praktizierte „Stückwerk-Theologie“ weiterhin das (Nicht-)Maß aller Dinge bleibt.

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