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Schisma ist auch nicht besser

Bild: http://www.provence-info.de/sehenswuerdigkeiten/papstpalast-avignon/Zwei Meldungen aus Frankreich zum Stand des Verhältnisses zur Piusbruderschaft geben Anlass zum Nachdenken: Nach dem Bischof von Carcassonne hat nun auch der für seine Offenheit gegenüber der überlieferten Liturgie bekannte Bischof von Frejus-Toulon, Dominique Rey, für sein Bistum eine Regelung für Eheschließungen bei der Bruderschaft getroffen, die dem kürzlich von der Glaubenskongregation gewiesenen Weg entspricht: Eheschließungen vor einem Priester der Bruderschaft sind in allen Kirchen und Kapellen der Diözese möglich – anschließend geht eine Mitteilung an das Personenstandsregister des Bistums, und alles hat seine Ordnung. Geht doch.

Gleichzeitig wird aus Paris ein Schreiben von 10 lokalen Oberen der Bruderschaft bekannt, in dem sie nicht nur schwere Bedenken gegen eine mögliche Einigung anmelden, sondern ihre grundsätzliche Ablehnung signalisieren. Sie kündigen zunächst an, ihrerseits von der seitens der Glaubenskongregation eröffneten Möglichkeit, Ehen bei der zuständigen Diözesanbehörde registrieren zu lassen, keinen Gebrauch machen zu wollen. Darüberhinaus melden sie grundsätzlichen Widerspruch zu jeder Übereinkunft mit Rom an, solange die „modernistische Okkupation im Herzen der Kirche“ andauere.

Beide Positionen dieses Schreibens sind schwer nachvollziehbar. Die Personenstandsregister der Diözesen haben mit einem in vielen Fällen tatsächlich modernistischen Kurs der Oberhirten wenig zu tun. Ihre gewissenhafte Führung bietet im Gegenteil eine von mehreren Voraussetzungen dafür, die in diesem Bereich seit langem und im aktuellen Pontifikat verstärkt zu Tage tretenden Mißstände einzudämmen. Mit der Weigerung, Eheschließungen innerhalb der kirchlichen Institutionen registrieren zu lassen, bekräftigen die Unterzeichner des Schreibens einen weit fortgeschrittenen Willen zur Sezession und setzen sich dem Verdacht aus, die ihren Gemeinden verbundenen Gläubigen durch administrative Mittel völlig aus der institutionellen Kirche herauslösen und umso fester an sich fesseln zu wollen.

Der gleiche schismatische Geist bestimmt die grundsätzliche Ablehnung jeder Übereinkunft „solange Rom sich nicht bekehrt“. Zugegeben – es ist schwer erträglich anzusehen, wie die Kirche sich seit dem Konzil des vergangenen Jahrhunderts in einer Weise „pluralisiert“, die in vielem an die Substanz der Lehre Christi geht. Und das wird bestimmt dadurch nicht besser, daß der gegenwärtige Papst diese Pluralisierung anscheinend aktiv (und durchaus parteilich) vorantreibt, während seine Vorgänger nur zu schwach erschienen, ihr Einhalt zu gebieten. Wenn Franziskus sich trotzdem dazu bereit findet, die von der FSSPX vielleicht am deutlichsten verkörperte Tradition in dieses Pluralisierungskonzept einzubeziehen, bietet das auch Vorteile. Franziskus selbst mag davon überzeugt sein, daß die Anhänglichkeit an die überlieferte Liturgie und die Liebe zur unabgeschwächten Lehre – er nennt das ‚Rigidität‘ - ein zum Absterben bestimmter Ausdruck von Nostalgie sei. Aber darin muß man ihm ja keineswegs folgen. Die in der Wolle modernistisch gefärbten Bischöfe der deutschaprachigen Länder wissen schon, warum sie einen strikten Ausgrenzungskurs gegenüber allen Gruppen der Tradition fahren – die in Einheit mit Rom stehenden eingeschlossen. Sie befürchten Ansteckungseffekte.

Bei weitem nicht alle (mehr oder weniger) Gläubigen sind davon überzeugt, daß die modernistische Art der Verkündigung und der Gemeindefeier wirklich das bietet, was sie zum Gottesdienstbesuch bewogen hat. Einige von ihnen beginnen zu suchen. Traditionelle Gemeinschaften, die „irgendwie“ dazugehören, können da durchaus etwas bewirken – vor allem wenn sie über so viel Gewicht und Präsernz verfügen wie die Piusbruderschaft. Von außerhalb, wirklich außerhalb, wäre das viel schwieriger. Die Zeiten pompös ausgerufener und mit militärischer Unterstützung interessierter Fürsten inthronisierter Gegenpäpste sind vorbei. Theatralische Auszüge überlassen „den Anderen“ das Feld. Die Modernisten haben es vorgemacht: Wer drin bleibt und nicht locker läßt, hat alle Chancen. Eine Anerkennung der bestehenden Verhältnisse muß sich damit nicht verbinden – im Gegenteil.

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