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Zweierlei Jesuiten

Bild: aus dem genannten Artikel in NLMBei den meisten Nachrichten, die uns heute aus dem Bereich der Societas Iesu erreichen, verspürt man unwillkürlich den Wunsch, nach sofortiger Auflösung des Klubs zu rufen und seinem Führungspersonal den Beitritt zum nächstgelegenen Ortsverband der Grünlinken oder des Gottlosenvereins zu empfehlen. Unberechtigt ist dieser Wunsch kaum. Es ist ein beispielloser Absturz von den Jesuiten der Gegenreformation wie Petrus Canisius in Deutschland, Andreas Bobola in Polen und Francesco De Geronimo in Italien zu intellektuellen Glasperlenspielern wie Teilhard de Chardin und Karl Rahner, denen inzwischen ausgesprochen antiintellektuelle Pragmatiker der Macht wie „2+2=5“-Spadaro, „Jesus hatte keinen Kasettenrekorder“-Sosa oder „Wer bin ich zu urteilen“-Bergoglio in höchste Position von Orden und Kirche gefolgt sind.

Aber selbst in diesem verwüsteten Weinberg lassen sich Hoffnungszeichen ausmachen. Weniger in Deutschland, wo die „Jüngeren“ (d.h. unter 60-Jährigen) wohl ausnahmslos auf Parteilinie gebracht worden sind, aber in den USA, wo die Modernisten zwar stark genug sind, das Bild der Kirche nach Außen zu prägen – aber nicht stark genug, um auch im Innern jede Abweichung in die Unsichtbarkeit zu drängen. An der Jesuit-High-School of Tampa, Florida – also einem Nachfolger der in Deutschland so gut wie ausgestorbenem Jesuitengymnasien – ist in diesem Sommer als Nachfolgebau einer sehr zeitgeistigen Kapelle aus den 60ern (in USA sagt man korrekterweise auch da „Kapelle“, wo wir allein von der Größe her „Kirche“ sagen würden) ein Neubau im historisierenden Stil des Büros Stroik eingeweiht worden. Diese Kapelle sieht wie eine richtige katholische Kirche aus – und nicht etwa wie die „in der internationalen Fachwelt hochgelobte“ neue Kunsthalle einer deutschen Provinzstadt.

Wie bei buchstäblichen allen Neubauten dieser Stilrichtung in den USA ist der Altarraum nicht so angelegt, daß er die Zelebration „ad orientem“ möglichst verhindert, sondern so, daß er sie nicht nur ermöglicht, sondern geradezu ermutigt. Anscheinend war das aber nicht nur die Stileigenheit des Architekten, sondern auch ganz im Sinne des Bauherrn: Die Rorate-Messe zum dritten Adventssonntag diesen Jahres wird in Zusammenarbeit mit Latin-Mass Society als levitiertes Hochamt nach dem überlieferten Missale ausgerichtet, wie Fr. Zuhlsdorf dieser Tage mitzuteilen wußte. Zelebrant ist Fr. Vincent Capuano vom Kollegium der Schule, Diakon ein Priester der Diözese St. Petersburg, zu der Tampa gehört, der Subdiakon kommt vom Personalordinariat vom Stuhl des hl. Petrus - also von zurückgekehrten Anglikanern bzw. Episkopalen. Die Schola des. hl. Dunstan wird die Messe mit ihrem Choralgesang begleiten, den Altardienst übernehmen die Jungen der Erzbruderschaft des hl. Stephan und Schüler des Jesuitengymnasiums.

In der offiziellen Mitteilung heißt es dann noch: Unsere Schule ist glücklich über die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Klerus von Epiphany of Our Lord Catholic Church, um diese wunderbare Liturgie in unserer neu geweihten Kapelle feiern zu können. Letzteres ist das anscheinend von der Diözese eingerichtete Zentrum für die Traditionelle Liturgie in Tampa. Da tut sich also einiges in Sachen katholische Tradition in der 400 000-Einwohner-Stadt Tampa – und die Jesuiten dort sind voll dabei.

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