Zum Ende von „Ecclesia Dei“
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- 19. Januar 2019
Mit Motu Proprio vom 17. Januar, veröffentlicht am Sonntag den 19. hat Papst Franziskus die bisherige päpstliche Kommision Ecclesia Dei aufgelöst. Ihre bisherigen Aufgaben und ihr Personal sowie die ihr zugewiesenen Haushaltsmittel werden der Kongregation für die Glaubenslehre zugewiesen. Der bisherige Sekretär der Kommission, Erzbischof Guido Pozzo, übernimmt die Aufgabe des Superintendenten (Haushaltsverantwortlichen) des Chors der Sixtinischen Kapelle, der seinerseits dem Amt für die päpstlichen Liturgien zugeordnet wird. (Quelle)
Als Begründung für die Auflösung nennt Andrea Tornielli von Vatican News den Umstand, daß die Kommission ihren Auftrag nach über 30-jähriger Tätigkeit weitgehend erfüllt habe und daß die einzige offene Aufgabe – die Einigungsgespräche mit der Piusbruderschaft – sinnvollerweise so, wie auch die Bruderschaft es befürwortet, von der Glaubenskongregation direkt übernommen werden sollte.
Von Bedeutung für die Zukunft der bisher inoffiziell als „Ecclesia Dei-Gemeinschaften“ bezeichneten Orden und Vereinigungen der überlieferten Liturgie erscheint ein Satz im letzten Absatz der Präambel des Motu Proprio, in dem es (nach unserer Übersetzung aus einer inoffiziellen englischen Version ) heißt:
In heutiger Erwägung der Umstände, die den heiligen Papst Johannes Paul II. Zur Errichtung der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei bewogen und in Wahrnehmung der Tatsache, daß die Institute und Gemeinschaften, die gewöhnlich in der außerordentlichen Form zelebrieren, heute in Anzahl und Lebensweise ihre eigene Stabilität gefunden haben sowie in Wahrnehmung dessen, daß die Aufgaben und Ziele der bisherigen Kommission Ecclesia Dei im wesentlichen doktrinärer Art sind und geleitet von dem Wunsch, daß diese Ziele dem Bewußtsein der kirchlichen Gemeinschaften immer deutlicher sichtbar werden, verfüge ich mit dem gegenwärtigen aus eigenem Antrieb gegebenen Apostolischen Schreiben“ – folgt der administrative Wortlaut der Anordnung.
Der Formulierung „in Anzahl und Lebensweise ihre eigene Stabilität gefunden“ kann man entnehmen, daß es zukünftig keine weiteren solche Gemeinschaften geben wird und daß keine Änderungen hinsichtlich ihrer Arbeitsweise geplant sind. Andererseits ist nicht zu erkennen, wer künftig die bisher von Ecclesia Dei wahrgenommene „Dienstaufsicht“ über diese Gemeinschaften übernehmen soll. Die Glaubenskongregation erscheint kaum als der richtige Ort dafür – logisch wäre nach der Präambel die Ausübung dieser Rolle durch die Kleruskongregation, die derzeit von entschiedenen Gegnern der Tradition geleitet wird.
Zu Spekulationen darüber, was das bedeuten könnte, wie sie z.B. auf Kathnews hinsichtlich der Ausbildung und Weihe künftiger Priester in diesen Gemeinschaften oder von Hilary White zur Rechtsstellung traditionstreuer Frauenorden angedeutet werden, sehen wir derzeit keine ausreichende Grundlage. Auf kurze Frist erwarten wir keine einschneidenden Änderungen – und bereits auf mittlere Sicht sind wir alle tot – einschließlich des „Papstes der Überraschungen“ und der mit ihm verbundenen römischen Protagonisten einer neuen Kirche des 3. Jahrtausends. Wir haben gelernt: Was das eine Regiment mit einem Federstrich schaffen konnte, kann das andere mit einem Federstrich abschaffen. Eine Rückkehr zur Stabilität, die jahrhundertelang Kennzeichen der römischen Kirche war, ist jedenfalls vorerst nicht zu erwarten.
Unter diesem Aspekt sehen wir uns auch kaum in der Lage, die in einer ersten Stellungnahme der Piusbruderschaft zur Auflösung von Ecclesia Dei anklingende Genugtuung nachzuvollziehen, wenn es dort heißt:
Eine Folgerung liegt auf der Hand: Während die sogenannten Ecclesia-Dei-Gemeinschaften „ihre spirituellen und liturgischen Traditionen“ bewahren konnten, werden sie in der bevorstehenden Diskussion (zwischen der Bruderschaft und der Glaubenskongregation) keine Rolle spielen. Sollten sie weiterhin bei einer Sektion der Glaubenskongregation verbleiben, ist das ein rein äußerer Zusammenhang. Sie können die Messe und die „spirituellen und Liturgischen Traditionen“ behalten – aber nicht die Gesamtheit der damit einhergehenden Glaubenslehre. Das war immer der Vorwurf der Bruderschaft des hl. Pius X. gegen Dom Gerard (Gründer von Barroux) und alle anderen, die glaubten aus der Einheit der Tradition ausbrechen zu können, um eine lediglich praktische Lösung auszuhandeln. Die Krise der Kirche kann nicht auf ein spirituelles oder liturgisches Problem reduziert werden. Sie geht tiefer, denn sie berührt das Herz des Glaubens und der offenbarten Lehre.“
Das mag noch nicht einmal ganz falsch sein – ob es aber der Herausforderung der gegenwärtigen Situation gerecht wird, steht auf einem anderen Blatt.