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Unite the Clans!

Bild: Titelseite Remnant 2019_08_31Mit dieser Aufforderung – entnommen dem legendären Braveheart-Film von Mel Gibson – hat Remnant-Chefredakteur Michael Matt am Wochenende zu einer Initiative aufgerufen, die alle Kräfte der Tradition in der Kirche zusammenführen soll, die sich der unter diesem Pontifikat mächtig anschwellenden Flut der Glaubenszerstörung entgegenstemmen wollen.

Der „Remnant“, zu dem neben der gedruckten Wochenzeitung ein Internet-Magazin und das ebenfalls über Internet ausgestrahlte „Remnant-TV“ gehören, steht der Piusbruderschaft nahe und wird oft als Sprachrohr der „Rad-Trads“ angesehen. Das mag insoweit berechtigt sein, als der „Remnant“ und seine Autoren jedenfalls keine Freunde von Kompromissen um des lieben Friedens willen sind und sich in der Vergangenheit heftige Auseinandersetzungen mit den sogenannten „katholischen Neocons“ geliefert haben, die in ihrer scheinbar unerschöpflichen Dialogbereitschaft – so der Vorwurf – sich und andere über die grundsätzliche Dimension der aktuellen Auseinandersetzung in der Kirche hinweggetäuscht haben.

Andererseits hat sich der „Remnant“ stets von der zum Sedisvakantismus neigenden „Resistance“ Bischof Williamsons ferngehalten – ohne den Faden zu deren Umfeld gänzlich abreißen zu lassen. Auch – um wieder zur anderen Seite des Spektrums zu schauen – gegenüber der Petrusbruderschaft hat sich Michael Matt um ein „sachliches“ Verhältnis bemüht. Er kennt buchstäblich alle Repräsentanten der katholischen Tradition in Nordamerika und wird von ihnen wenn nicht geschätzt, so doch zumindest respektiert. Von daher ist sein Aufruf ernstzunehmen und nicht ohne gewisse Erfolgsaussichten.

Außerdem bleiben Matt und der Remnant nicht nur bei einem allgemeinen Aufruf. Für die „Catholic Identity Conference 2019“ , die Anfang November in Pitsburgh stattfindet, haben sie ein Programm und eine Teilnehmerliste zusammengestellt, die erkennen lassen, daß hinter dem Aufruf auch Substanz steht. Redner sind – neben Michael Matt – u.a. Bischof Athanasius Schneider, Fr. Jürgen Wegner als Distriktsobererer der Piusbruderschaft in den USA, Fr. Gregory Pendergraft von der Führungsebene der Petrusbruderschaft und Fr. Hugues Beaugrand vom Institut Bon Pasteur. Weitere Vertreter der in den USA starken traditionstreuen katholischen Publizistik sind Diane Montagna von LifesiteNews, Taylor Marshall (Neueste Buchveröffentlichung: Infiltration: The Plot to Destroy the Church from Within) und Christopher Ferrera vom Remnant.

Um die Aufgeschlossenheit der Leserschaft des Remnant“ für „Unite the Clans“ zu erhöhen, hat Matt am Samstag in seiner Zeitung „Ein Wort zur Petrusbruderschaft“ veröffentlicht. Es besteht aus zwei Teilen: Im ersten – auf den hier noch zurückzukommen sein wird – beschreibt er die Erfolgsgeschichte einer von der Bruderschaft übernommenen Pfarrei, die zuvor wegen starken Rückgangs der Mitgliederzahlen geschlossen werden sollte. Im zweiten Teil spricht er direkt einige Vorbehalte an, die er bei seinen Lesern hinsichtlich der 1988 von der Piusbruderschaft abgespaltenen FSSP vermutet.

Hier geht es weiter Damals hatte Erzbischof Lefebvre ohne Genehmigung von Papst Johannes Paul II neue Bischöfe für Pius geweiht, was in Rom als „schismatischer Akt“ gewertet wurde und daher von einem Teil der Mitglieder der Bruderschaft nicht mitgetragen wurde. Es kam zur Spaltung, die seitdem das Verhältnis starkl belastet.

Ein paar Beispiele:

„Aber die Priester der Petrusbruderschaft predigen nicht jeden Sonntag gegen das II. Vatikanische Konzil!“

Mag sein – aber ich kann sagen, wogegen sie predigen: Modernismus, Laxheit, Relativismus, Sünde, Verzweiflung und Anmaßung. Sie predigen das Evangelium, legen Wert auf Tugend, warnen vor der Neuorientierung der Kirche und die Bedrohungen aus einer heidnischen Lebenswelt. Sie predigen von der Notwendigkeit, heilig zu werden, der Treue zur Lehre, der Unauflöslichkeit der Ehe, vom zölibatären Priestertum, von Umkehrt, von der Eucharistie und den vier letzten Dingen...

„Aber die Priester der Petrusbruderschaft verdammen das 2. vatikanische Konzil nicht als falsch und häretisch!“

Wohl war – und auch Erzbischof Lefbvre hat das nicht getan, der beim Konzil dabei war und, wie man sich erinnert, seine Dokumente unterzeichnet hat. Auch Michael Davies hat das nicht getan, der einerseits darauf hingewiesen hat, daß das II-Vatikanum, dieses Wunschkind der modernistischen Revolutionäre, einerseits jede Menge Sprengsätze mit Spätzündern gelegt hat, andererseits aber peinlichst darauf bedacht war, offen häretische Erklärungen zu vermeiden, die den Erfolg des ganzen Unternehmens gefährdet hätten.

Übrigens – auch die Piusbruderschaft verwirft das II. Vatikanische Konzil nicht als „falsch und häretisch“. Was nicht bedeutet, daß sie das Konzil verteidigt. ...Tatsächlich weist die Bruderschaft zu Recht darauf hin, daß ihre Priester mehr vom 2. Vatikanum anerkennen als die große Mehrheit der Priester des Novus Ordo, die so begeistert von den Neuerungen und dem „Geist des Konzils“ sind. Sie erkennen das an, was rechtgläubig ist und in der Tradition der definierten Glaubenssätze steht, die allen Katholiken zu glauben unter schwerer Sünde verpflichtet sind.

„Aber die Priester von Petrus mögen die Piusbruderschaft nicht – und umgekehrt ebenso!“

Das mag in einigen Fällen so sein – aber was soll's. Die Dominikaner und Franziskaner sind auch nicht immer gut miteinander ausgekommen. Einige waren sie sich nur in dem einen Punkt, daß sie die Jesuiten verabscheuten – was mich an einen alten Witz erinnert: Ein Franziskaner und ein Dominikaner stritten darüber, welche ihrer Spiritualitäten Gott wohlgefälliger sei. Sie entschlossen sich, die Frage dem Herrn vorzulegen und legten sie aufgeschrieben auf den Altar. Am nächsten Tag fanden sie auf einem goldenen Tablet die Antwort: „Meine Söhne. Eure beiden Orden sind mir äußerst wohlgefällig, jeder in seiner Weise. Streitet euch darüber nicht länger.“ Gezeichnet: Gott, S.J.

Wir sehen: Alles schon mal dagewesen. Wir sind alle nur Menschen – selbst die Priester.“

Soweit die Auszüge aus dem zweiten Teil des Artikels. Die Leserzuschriften waren in der ganz großen Mehrzahl zustimmend. Einige Skeptiker warfen die Frage auf, was denn mit den „united clans“ geschehen werde, falls Rom „Summorum-Pontificum“ aufhebe oder die Petrusbruderschaft so zerschlage, wie das bereits einigen anderen traditionstreuen Gemeinschaften widerfahren sei. Darauf schaltete sich Matt ein und erklärte diese Art des Grübelns über zukünftig mögliche Probleme für wenig sinnvoll. Heute sei zu tun, was heute möglich sei – und über zukünftige Fragen könne man nachdenken, wenn sie sich tatsächlich stellten.

Eine weitere Frage, war inwieweit auch Priester und Gemeinden, die den Novus Ordo zelebrieren, aber um Glaubenstreue bemüht sind, zu den „Clans“ gehören können. Die wenigen Antworten tendierten dazu, zu bezweifeln, daß konsequente Glaubenstreue und moderne Liturgie miteinander zu vereinbaren seien.

Nach dem Kommentar zu schließen, den Michael Matt in der aktuellen Ausgabe des Remnant zur historischen Janssen-Klaproth Kontoverse geschrieben hat (s. Faksimile des Titelblatts, in lesbarer Größe hier), dürfte Matt selbst das nicht so absolut sehen. Denn: Die Wege des Herrn sind unerforschlich.

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