Die Feinde von Summorum Pontificum wollen den Krieg!
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- 29. Juni 2021
Paix Liturgique hat gestern seinen „Brief 805“ veröffentlicht, der weitere Informationen zur geplanten Einschränkung bzw. Abschaffung von Summorum-Pontificum enthält. Wir bringen eine teilweise geraffte Übersetzung.
In den kommenden Tagen oder Wochen wird es ein neues Motu Proprio geben“ erklärte der Erzbischof von Dijon, Minnerath, am 26. 6. einer Gruppe von Anhängern der überlieferten Liturgie, die dem Bischof ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen wollten. Aber bereits vor der Veröffentlichung dieses Dokuments – wenn es denn tatsächlich veröffentlicht wird – mehren sich die Informationen über die Absichten der Gegner des vorhergehenden Motu Proprio von Benedikt XVI.
So bekräftigte Staatsekretär Kardinal Parolin vor einer Gruppe von Kardinälen: „Wir müssen mit dieser Messe für immer Schluß machen!“.
Und Msgr Roche, der neue Präfekt der Gottesdienstkongregation erklärte lachend vor einer Gruppe römischer Seminarverantwortlicher und englischsprachiger Kurienmitarbeiter: „Summorum Pontificum ist praktisch tot. Wir geben in dieser Sache die Autorität an die Bischöfe zurück – aber bestimmt nicht an die konservativen Bischöfe.“
Es sei darauf hingewiesen, daß Bischof Minnerath, der mit den Feindseligkeiten gegen die traditionelle Gemeinde von Dijon begann, auch Mitglied der Glaubenskongregation ist und sich von daher jeden Monat in Rom aufhält und bestens mit den Kreisen vertraut ist, die den Angriff auf Summorum-Pontificum vorbereiten.
Das Motu proprio Summorum-Pontificum von Benedikt XVI im Jahr 2007 war ein Kompromiss, der mit großem Geschick eine Koexistenz zwischen der neuen Messe Pauls VI. und der tridentinischen Messe – man könnte auch sagen zwischen Feuer und Wasser – herbeiführte. Es steht nach all unseren Umfragen fest, daß dieser Friedensschluß von der großen Mehrheit des christlichen Volkes weithin begrüßt wurde, und zwar unabhängig davon, ob sie an der überlieferten Liturgie teilnahmen oder nicht.
Wie wir seit dem Auftritt des Papstes bei der italienischen Bischofskonferenz am Pfingstmontag wissen, wird der neue Text die Möglichkeiten der Diözesanpriester zur Zelebration der überlieferten Liturgie einschränken. Zusätzlich sollen Maßnahmen ergriffen werden, um die Priester der Ecclesia Dei-Gemeinschaften dazu zu bringen, auch die neue Messe zu feiern und diese neue Messe und das konziliare Lehramt insgesamt in die Ausbildung der Seminare dieser Gemeinschaften einzubeziehen.
Ein zweiter Teil des „Briefs“ steht unter der Zwischenüberschrift: Die Verfechter der Liturgiereform sind sich der Bedeutung der traditionsorientierten Welt bewußt geworden. Im Zentrum dieses Abschnitts steht auch die hier schon mehrfach mitgeteilte Beobachtung, daß die traditionsorientierten Gemeinden einigen der wenigen Bereich der Kirche bilden, in dem es Wachstum gibt, während die „konziliaren“ Strukturen sich teilweise im freien Fall befinden. Bemerkenswert die Feststellung von Paix Liturgique, daß hier eine römische Gruppe führend sei, die sich offen zur Hermeneutik des Bruches bekennt und davon ausgeht, die alte und die neue Messe stünden für zwei unvereinbare Stadien der Lehre.
Der dritte Abschnitt „Tauben und Falken“ versucht einen Blick auf die innerrömischen Frontverläufe zu werfen, die längst nicht mehr so eindeutig sind, wie das vor einigen Jahren scheinen mochte. Auch unter den „Modernisten“ wächst die Gegnerschaft zur chaotischen Amtsführung des gegenwärtigen Pontifex, und auch unter denen, die sich der Reformliturgie verschrieben haben, gibt es Stimmen, die davor warnen, in der gegenwärtigen labilen Situationen im Kampf gegen die Traditionalisten eine neue Kampflinie zu eröffnen.
Den vierten und abschließenden Teil „Eine Front der Verweigerung bereitet sich vor“ übersetzen wir wieder vollständig:
Wie der Lärm erkennen läßt, der durch die Enthüllungen zur Änderung von Summorum Pontificum ausgelöst wurde, bereitet sich eine Front der Verweigerung vor. Geht es zurück in die Situation der 70er Jahre, als das neue Messbuch Pauls VI. eingeführt wurde? Nur mit dem Unterschied, daß die römischen Institutionen und die nationalen Episkopate heute weitaus schwächer sind.
In Dijon können die Priester der Diözese und die Gläubigen, die überhaupt noch die Kirche besuchen, die ihnen unverständliche Politik des Erzbischofs nicht nachvollziehen. So wird wahrscheinlich auch die Reaktion des ganzen christlichen Volkes aussehen: Unverständnis. Warum die alten Wunden wieder aufreißen? Warum in der Ökumene nach Außen schwelgen, ihr aber im Innern eine Absage erteilen? Warum so wenig Barmherzigkeit zeigen?
Und das alles in einem Umfeld des dramatischen Niedergangs des Katholizismus. Andrea Riccardi, Hauptvertreter der Gemeinschaft Sant‘Egidio, der nun wirklich das Gegenteil eines Konservativen ist, hat in einem kürzlich erschienenen Buch den Brand von Notre Dame in Paris als ein Symbol für das bevorsehende Erlöschen der Kirche als gesellschaftliche Kraft beschrieben. La Chiesa bruccia, die Kirche brennt – Krise und Zukunft des Christentums. Land für Land in Europa ergibt seine Analyse den Zusammenbruch des Katholizismus. In seinen Schlußfolgerungen äußert er natürlich unvermeidlicherweise auch einige Hoffnungen der Art „Die Krise ist nicht das Ende“. Aber zuvor kommen einige ziemlich vergiftete Sätze: „Viele Katholiken sind aus der Begeisterung für Bergoglio in Desillusionierung übergegangen“ oder „Die Lösung wird nicht von (Struktur-)Reformen kommen und dabei stellt er auch fest: Der Traditionalismus stellt innerhalb der Kirche eine bedeutende Realität da, und das sowohl organisatorisch als auch den Inhalten nach“.
Man verspricht den Katholiken, die der überlieferten Form der hl. Messe anhängen, die Auslöschung - „Wir müssen mit dieser Messe für immer Schluß machen!“ (Kardinal Parolin), und „Summorum Pontificum ist praktisch tot.“ (Erzbischof Roche). Die traditionellen Katholiken stehen vor schweren Zeiten, falls ihnen die römische Duldung und mehr oder weniger auch die Duldung durch die Bischöfe entzogen würde. Aber glaubt irgend jemand, das würde sie zur Aufgabe bringen? Es könnte gut sein, daß in der sich nun vorbereitenden Machtprobe die Wächter der Konzilsliturgie am meisten zu verlieren haben.