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Was wird aus den Gemeinschaften: Petrus, Christkönig, Bon Pasteur?

Bild: Wikimedia Commons, gemeinfreiDie neuen Anordnungen von Franziskus zur Unterdrückung der überlieferten Liturgie – motu proprio und Begleitbrief zusammen genommen – enthalten nur einen einzigen inhaltlichen Schwerpunkt. Das ist die autoritative Feststellung in Artikel 1 des MP: Die liturgischen Bücher, die von den Heiligen Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. in Übereinstimmung mit den Dekreten des Zweiten Vatikanischen Konzils promulgiert wurden, sind der einzige Ausdruck der lex orandi des Römischen Ritus. Wie das im Einzelnen zu verstehen ist und was das rechtlich bedeutet, wird die entsprechenden Spezialisten noch eine Weile beschäftigen – was damit gewollt ist, liegt indes klar auf der Hand.

Eine der daraus vom Gesetzgeber abgeleiteten und gewollten Konsequenzen wird in den letzten Abschnitten des Begleitbriefes an die Bischöfe selbst ausgeführt. Dort heißt es am Ende des drittletzten Abschnittes:  Es liegt vor allem an Ihnen, sich für eine Rückkehr zu einer einheitlichen Form der Feier einzusetzen, indem Sie von Fall zu Fall die Realität der Gruppen, die mit diesem [traditionellen] Missale Romanum feiern, überprüfen. Der folgende Abschnitt sagt dann: Die Hinweise, wie in den Diözesen zu verfahren ist, werden vor allem von zwei Prinzipien diktiert: einerseits, um für das Wohl derjenigen zu sorgen, die in der bisherigen Zelebrationsform verwurzelt sind und Zeit brauchen, um zum Römischen Ritus zurückzukehren, der von den Heiligen Paul VI. und Johannes Paul II. promulgiert wurde.

Das heißt: Das übergeordnete Prinzip für die aus pastoralen Gründen noch begrenzt gewährte Duldung der Verwendung eines nicht der aktuellen lex orandi entsprechenden Missales ist die (euphemistisch als Rückkehr bezeichnete) Hinführung der „Gruppen“ zum Missale von 1970. Tatsächlich erhalten die Bischöfe – denen nämlich mit diesem Motu Proprio keinesfalls die Autorität über die Liturgie in ihren Diözesen „zurückgegeben wird – den Auftrag, durch fallweise (also eher häufige) Kontrolle besagter „Gruppen“ sicherzustellen, daß diese sich tatsächlich auf dem rechten Weg zur alleine anerkannten lex orandi befinden.

Dabei ist es müßig, darüber nachzusinnen, ob mit den besagten „Gruppen“ auch die bestehenden Personalpfarreien oder die Apostolate der ehemaligen Ecclesia Dei-Gemeinschafften gemeint sind. Wo es nur eine einzige „lex orandi“ gibt, sind alle gemeint, und über die tatsächliche Bedeutung einer der vielfach (juristisch gesehen) unpräzisen Bestimmungen von MP und Begleitbrief entscheiden im konkreten Fall die Machtverhältnisse. Aus dieser betrüblichen Einsicht rührt die nach LaPorteLatin zitierte Feststellung des Oberen der französischen Petrusbruderschaft, es gehe jetzt nur noch darum, die „Sterbebegleitung“ für die letzten Gläubigen der überlieferten Liturgie zu übernehmen. (Quelle)

Damit sind wir bei einem Punkt von allergrößter Bedeutung – zu dem das MP in der für Franziskus typischen Ausdrucks- und Arbeitsweise „ex negativo“ kein Wort verliert: Was wird aus den Priestergemeinschaften, deren besonderes Charisma die Pflege der von Benedikt XVI. so bezeichneten „außerordentlichen Form des römischen Ritus“ ist? Hier geht es weiter Es liegt auf der Hand, daß eine vom regierenden Papst für nicht-existent erklärte „lex orandi“ kaum das Charisma einer Priestergemeinschaft des seiner Willkür unterworfenen römischen Ritus darstellen kann. Solange er bzw. die ihn stützenden Gruppen in der Kurie an der Macht sind, können diese Gemeinschaften wohl tatsächlich, wie nach LaPorteLatine von P. Benoit befürchte, keine andere Rolle als die des „Sterbebegleiters“ für die letzten vorgestrigen Tridentiner übernehmen.

In unserer vor sechs Wochen veröffentlichten „Gerüchtesammlung“ (http://summorum-pontificum.de/themen/gemeinschaften/2034-was-kommt-da-auf-uns-zu-ii.html) erwähnten wir ein „zweistufiges Vorgehen“ der römischen Autoritäten: In „wenigen Wochen“ eine neue Gesetzgebung – die haben wir inzwischen – und ein für den Herbst geplantes Vorgehen der von Franziskus zuständig gemachten Ordenskongregation gegen die Gemeinschaften, um sie und vor allem ihre Seminare auf die Parteilinie des Konzilsgeistes zu bringen.Ob etwas in der Art bereits begonnen hat oder ob entsprechende römische Briefe erst in den kommenden Wochen bei den Oberen der Gemeinschaften eintreffen, wissen wir nicht und werden wir vielleicht auch gar nicht erfahren.

Ein derartiges nicht durch öffentliches Gesetz verkündetes, sondern im Hintergrund auf kaltem Disziplinarwege ablaufendes Verfahren entspräche perfekt dem Modus operandi dieses Pontifikats. Die ehemaligen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften sind hier in einer Zwickmühle, aus der sie sich nur schwer befreien können. Bleiben sie unbeirrt bei ihrem Charisma und der tausendjährigen Tradition und Lehre der Kirche, müssen sie mit einem Kommissar oder gar mit ihrer Auflösung rechnen. Die (im Pastoraldienst auch den Novus Ordo zelebrierenden) Franziskaner der Immakulata geben ein Beispiel von der absoluten Skrupel- und Gewissenlosigkeit der Braz de Aviz-Truppe, die nicht davor zurückschreckt, auch die materielle Lebensgrundlage ihrer Opfer zu zerstören. Geben sie nach, und das auch nur in kleinen und widerstrebenden Schritten, so verlieren sie mit jedem dieser Schritte an Vertrauen bei den Gläubigen und – worauf es Franziskus vor allem abgesehen haben dürfte – an Anziehungskraft auf junge Männer für ihre Seminare. Wer läßt sich schon gerne zum „Sterbebegleiter“ für das machen, was er am meisten liebt?

Und die Pastoral? Franziskus und Parolin haben nicht gezögert, Millionen chinesische Katholiken dem roten Drachen zum Fraß vorzuwerfen, in der Illusion, damit in einem undurchsichtigen Machtspiel punkten zu können. 500 Priester und vielleicht ein, vielleicht auch drei Millionen traditionsorientierte Gläubige sind in ihrem Kalkül eine quantité négligeable. Das Regiment der barmherzigen Demut wirft bedenkenlos alle „unter den Bus“, wie die Amis so schön sagen, die seine Kreise stören. Und so, wie die Karten heute schon gezinkt und gemischt sind, braucht es ein Wunder des Heiligen Geistes, um zu verhindern, daß dieses Regime über den Tod des gegenwärtigen Amtsinhabers hinaus verlängert wird. Wunder können geschehen – aber haben wir schon eines verdient?

Und wenn viele „zu Pius“ gehen, Gläubige sowieso, aber auch Priester? Auch das dürfte die Architekten des Novus ordo mundi nicht stören. Hauptsache, die retardierenden Elemente auf dem Weg in den neuen Frühling sind „draußen“ und können in der rechten Ecke marginalisiert werden – da werden die Medien gerne mithelfen. Wenn Franziskus mit dem höhnischen „Traditionis Custodes“ seinem noch lebenden Vorgänger Benedikt ins Gesicht schlägt, wird er es auch fertig bringen, sich von seinem eigenen in der Vergangenheit gezeigten durchaus begrenzten Entgegenkommen gegenüber der Priesterbruderschaft des Hl. Papstes Pius X. zu distanzieren und die auch wieder nach ganz weit draußen zu befördern. Grund und Anlaß werden sich finden, zumal die FSSPX früher oder später neue „unerlaubte“ Bischofsweihen wird ansetzen müssen, um zumindest für einige Äste die sakramentale Sukzession aufrecht zu erhalten, die beim römischen Stamm nicht mehr überall und auf Dauer gewährleistet erscheint.

Und wenn alles ganz anders kommt? Auszuschließen ist gar nichts. Unsere Überlegungen beruhen in erster Linie auf Kenntnis und Analyse der mitteleuropäischen Verhältnisse. Die hat wohl auch Franziskus primär im Auge, wenn er verhindern will, daß Gemeinden und Gemeinschaften der Tradition eine Alternative zu den im freien Fall befindlichen Diözesen des Konzilsgeistes anbieten. Der Niedergang der katholischen Ortskirchen in seinem südamerikanischen Heimatkontinent, wo merkwürdige Freikirchen in einigen Ländern die Katholiken bereits zahlenmäßig überrunden, scheint ihn erstaunlicherweise wenig zu beunruhigen.

Bleibt als eigenständiges Kraftzentrum Nordamerika. Dort scheint der durchaus auch vorhandene Bätzing-Bode-Nihilismus bei weitem nicht so stark zu sein wie in Europa; eine durchaus katholische Et-et-Mentalität, die vielleicht sogar den Konzilsgeist zähmen kann, dagegen deutlich stärker. Schon hört man von dort, Franzens neues MP sei DoA – Dead on Arrival, werde pragmatisch an den Rand geschoben und im (dortigen) Mainstream nicht viel bewirken. Was auf lange Sicht nicht das Schlechteste wäre und einen guten Beitrag dazu leisten könnte, den in Europa im Gefolge von Vatikan I aufgekommenen Hyperpapalismus zu korrigieren.

Vielleicht ist das ja die Aufgabe, zu deren Erfüllung der Heilige Geist uns mit dem Hyperpapalisten Bergoglio gestraft hat.

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