Guadalajara, Le Havre, Dijon ...
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- 23. September 2021
Schneller als erwartet beginnen die ersten bergoglianischen Bischöfe damit, die Priesterbruderschaften – zunächst betroffen ist die Petrusbruderschaft mit den meisten Niederlassungen – unter den mit Traditionis Custodes vorgezeichneten Kurs zu zwingen. Bischof Brunin von Le Havre in Frankreich hat den in seiner Diözese tätigen Priestern der FSSP (hier die Website des Apostolats) zunächst untersagt, Taufen und Eheschließungen in der überlieferten Form durchzuführen (Quelle). Sie dürfen auch keinen Katechismusunterricht mehr durchführen – weder für Kinder, noch für Erwachsene.
Ein deutliches Stück weiter geht der Erzbischof des mexikanischen Guadalajara, Kardinal Robles-Ortega. Mit Dekret von gestern hat er die seit über 10 Jahren bestehende Personalpfarrei der Petrusbruderschaft aufgelöst, die Zahl der Messen im alten Ritus stark reduziert und weitere Reduzierungen für die Zeit „nach der Pandemie“ angekündigt. (Details zum Dekret auf katholisches.info und bei LifeSiteNews) Für die Priester der Diözese, die in Zukunft die hl. Messe nach der Liturgie des hl. Gregor feiern wollen, hat er ein nachgerade aberwitzig anmutendes Reglement eingeführt: Sie müssen einen ausführlich begründeten handgeschriebenen Antrag an den Erzbischof stellen, der
a) ein explizites Bekenntnis zur Gültigkeit des Novus Ordo und die volle Anerkennung des 2. Vatikanums und des päpstlichen Lehramtes (in franziskanischer Interpretation) enthält,
b) akzeptiert, daß die Liturgie nach den Büchern von Paul VI. und Johannes Paul II. einziger Ausdruck der der lex orandi des römischen Ritus sei und
c) klarstellt, daß ihre reguläre Zelebration ausschließlich nach diesen Büchern erfolgt. Deshalb sind die Ausnahmen auch für jeden Fall einzeln zu beantragen und zu begründen.
Der Petrusbruderschaft, die in Guadalajara ein großes Schulinternat und ein sog. Proseminar mit zusammen über 1200 Schülern (Quelle) unterhält, wird auferlegt, außerhalb der für die Reste der aufgelösten Personalpfarrei zugestandenen und nach Ort und Zeit genau vorgeschriebenen Messen nur noch die Angehörige der Einrichtungen zu den Meßfeiern in ihren Häusern zuzulassen. Für diese internen Zelebrationen kündigt der Erzbischof den bevorstehenden Erlaß spezieller Vorschriften durch die Ordens- und die Gottesdienstkongregation an. Wie inoffiziell zu erfahren ist, droht Robles-Ortega der Petrusbruderschaft bei Nichtbeachtung der Auflagen den Entzug der Genehmigung zum Betrieb ihre Schulen an. Was sind schon 1200 ohnehin zweifelhaft orientierte Schüler, wenn es um die Durchsetzung DES KONZILS geht?
Für die Petrusbruderschaft in Mexiko und in ganz Südamerika ist der Gewaltstreich von Guadalajara ein schwerer Schlag. Sie hatte gehofft und seit Jahren darauf hin gearbeitet, das Proseminar zum ersten Priesterseminar der Bruderschaft mit spanischer Ausbildungssprache auszubauen. Nun muß sie um das bloße Überleben kämpfen – sofern ein solches unter den genannten Bedingungen überhaupt denkbar ist. Das für Le Havre ausgesprochene Katechese-Verbot ist zwar nicht in Traditionis Custodes explizit vorgesehen, läßt sich aber zwanglos aus dem „Geist“ dieses Dokuments begründen, das in umfassender Weise die Abkehr des aktuellen Kirchenregiments von der Liturgie und Lehre der Kirche von 2000 Jahren zum Programm erhebt.
Die Konsequenzen der Maßnahmen von Le Havre, Guadalajara und nicht zu vergessen der „Generalprobe“ in Dijon für die Bruderschaften der überlieferten Liturgie sind noch nicht vollständig abzusehen. Zu erwarten ist, daß nach der üblichen Salamitaktik zunächst weitere Diözesen in weiteren Ländern mit ähnlichen Maßnahmen nachfolgen, so daß eine unübersichtliche Situation entsteht, in der niemand weiß, was heute erlaubt und morgen noch möglich ist. Diese Situation soll zum einen den Zustrom von Seminaristen zu den Priesterschaften abwürgen und zum anderen den römischen Kongregationen Vorwand und Stichworte liefern – aus ihrer Sicht – gravierende Mißstände in den Gemeinschaften festzustellen, gegen die im Interesse der „Einheit“ mit energischen Maßnahmen vorzugehen ist.
Es geht offenbar nicht darum, wie nach dem Wortlaut von Motu Proprio und Begleitbrief zunächst zu vermuten, diese Gemeinschaften auf längere Sicht aussterben zu lassen – sie sind zu einem schnellen Tod durch Erdrosselung verurteilt. Dahinter steht neben persönlichen Motiven des immer schriller auftretenden Pontifex auch das Kalkül seiner Unterstützer und Antreiber, möglichst schnell vermeintlich unumkehrbare Fakten zu schaffen, da sie begründete Zweifel daran haben müssen, einen ihren Umtrieben ebenso willfährigen Nachfolger installieren zu können.
Für die Gemeinschaften, denen die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. als besonderes Charisma die Pflege der überlieferten Liturgie und Lehre anvertraut haben, stehen daher schwerwiegende Entscheidungen an – nicht nur für die Gemeinschaften und deren Obere, sondern auch individuell für jedes ihrer Mitglieder und nicht zuletzt auch für die Mitglieder der Gemeinden, die sich in den vergangenen Jahrzehnten dank ihrer Apostolate gebildet haben. Die Zeit des Kopf-Einziehens, des Abwartens und Abwägens scheint schneller zu Ende zu gehen, als befürchtet. Die Lokomotiven der synodalen Züge – das kann man an den Verlautbarungen zum deutschen Synodalen Weg und den Vorbereitungsdokumenten der Römischen Synoden-Synode ablesen – nehmen Fahrt auf, und sie wollen sich durch die rigiden, dogmatischen strenggläubigen Reste der Kirche der Vergangenheit nicht länger irritieren und aufhalten lassen. Diese Vergangenheit soll endgültig abgeschlossen und der unbelehrbare Rest herausgedrängt werden – die Parteilinie des großen Vorsitzenden (Namen nach historischen Vorlieben und Abneigungen einfügen) duldet keine Abweichler.