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Das Erdbeben von Toulon-Frejus

Titelbilld des Spectator vom 7. 11. 2015Die von Rom ausgesprochen Anordnung (von einer „Bitte“ des Papstes zu reden, ist unwürdige Schönrednerei) die für Ende des Monats angesetzten Priesterweihen in der Diözese Frejus-Toulon abzusagen, könnte sich für die verbliebenen glaubenstreuen Kräfte in der römischen Kirche als ein ähnliches Erdbeben erweisen wie die gleich zum Auftakt dieses elenden Pontifikats ins Werk gesetzte Zerstörung der Franziskaner der Immakulata. Die Webpublikation Le Salon Beige brachte bereits vorgestern eine Analyse von Guillaume de Thieulloy, von der wir erst heute auf dem Umweg über Marco Tosatti erfahren. Wir bringen im folgenden den Artikel von de Thieulloy vollständig auf Deutsch:

Eine verheerende Nachricht zu den Priesterweihen in Toulon.

Erstaunt und bestürzt habe ich die Erklärung von Erzbischof Rey, Bischof von Toulon, gelesen, der ankündigt, daß Rom von ihm verlangt, die für Ende Juni geplanten Weihen zu verschieben. Dies Mitteilung ist zu knapp gehalten, als daß der Leser alle Einzelheiten feststellen könnte, und als einfacher Gläubiger wäre ich vorsichtig sein, in eine schmerzhafte Kontroverse zwischen einem Bischof und dem Vatikan einzutreten, von der ich nur einen kleinen Teil kenne.

Aber ich kann klar sagen, daß das eine sehr schlechte Nachricht ist.

Vor allem für die Weihekandidaten. Wie herzlos muß man sein, um jungen Menschen, die sich seit 6 oder 7 Jahren vorbereiten, so abrupt und so kurz vor dem schicksalhaften Termin die lang ersehnte Weihe zu verweigern – ohne ihnen irgend eine "Alternative" anzubieten. Sollen wir glauben, daß die Kirche in Frankreich es sich leisten kann, neue Priester abzulehnen? Es steht in unserem schönen Land ja so überaus gut um Berufungen, nicht wahr?

Die Nachricht ist auch für das bischöfliche Amt selbst katastrophal. Wieder einmal sehen wir, daß klarere Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils von genau den Leuten, die uns zwingen wollen, an den nebligen Lehren des „Konzils der Medien“ festzuhalten, fröhlich mit Füßen getreten werden. Hier geht es weiter Wenn der Bischof nicht die Fülle des Priestertums hat, um in seiner Diözese zu regieren, zu lehren und zu heiligen, fragt man sich, was die Verfassung über die Kirche Lumen Gentium (Absatz 21) bedeutete! In diesem Fall legitimiert die Tatsache, daß einige Mitbrüder – und sogar einige Apparate der römischen Behörden – Bischof Reys "Strategie" der Evangelisierung nicht schätzten, keinesfalls, ihn seiner Freiheit und apostolischen Verantwortung zu berauben. Wir brauchen freie und mutige Bischöfe und das auf allen Seiten. Monsignore Rey ist einer von ihnen, und dies ist zweifellos einer der Gründe, vielleicht sogar der Hauptgrund für diese schmerzhafte Sanktion. Das ist, wie wir noch einmal wiederholen, das Hauptproblem der Bischofskonferenzen: Sie drängen auf halbe Sachen, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, oder, wie man auch sagen könnte, auf die albekannten Parolen eines radikal-sozialistischen Kongresses. Aber Bischofskonferenzen sind nicht Teil der göttlich etablierten Struktur der Kirche, im Gegensatz zum Papsttum oder Episkopat. Wer im Episkopat wird es nach einer solchen Sanktion wagen, mutige Entscheidungen zu treffen? Wenn alle Köpfe, die herausragen, dazu verdammt sind, abgeschlagen zu werden, verurteilen wir uns zur Tyrannei der klerikalen Bürokratie!

Aber es gibt, wenn möglich, etwas noch Schlimmeres. Msgr. Rey ist genau die Art von „traditionalistischem“ Bischof, der alle neuen Gemeinschaften willkommen heißt, von Charismatikern bis zu Traditionalisten, einschließlich der Gemeinschaft von Saint-Martin. Er ist der Hirte der „lebendigen Kräfte“ des französischen Katholizismus. Und natürlich werden die Bankrottverwalter der Kirche von Frankreich anlässlich dieser „Verurteilung“ triumphieren. Wie ich bereits sagte, sind die oben genannten „lebendigen Kräfte“, so weit sie voneinander auch in Bezug auf Liturgie, kanonische Regeln oder „Sensibilität“ entfernt sein mögen, miteinander verbunden. Was die Modernisten hassen, ist nicht die Soutane oder das Latein, sondern die Messe, die Beichte, die eucharistische Anbetung, mit einem Wort den orthodoxen Glaube - nachdem ich Seminarist in einem wichtigen französischen Seminar war, kann ich dies persönlich bezeugen. Und so war es beim Lesen des motu proprio Traditions Custodes offensichtlich, daß nach den Priestern von Summorum Pontificum die Schakale über die Gemeinschaft von St. Martin angreifen würden (wie sie die von St. John angegriffen hatten), dann die von Emmanuel und so weiter. Die Medien-Hyänen, die glauben, daß die „Arbeit“ mit den „Tradis“ beendet ist, haben bereits begonnen, die Gemeinschaft von Saint-Martin als zu „identitär“ zu denunzieren. Ich befürchte sehr, daß diese Entscheidung, Bischof Rey die Weihe zu verbieten, diese Hexenjagd und damit den Zusammenbruch der Berufungen und ganz allgemein den Zusammenbruch der Kirche in Frankreich beschleunigen wird.

Last but not least, katastrophal für uns Laien: Bischof Rey hat sich in der Vergangenheit mutig dafür ausgesprochen, nicht verhandelbare Prinzipien zu verteidigen. Auch das muss peinlich gewesen sein (für einige seiner Mitbrüder und für Politiker). Jetzt kann jeder erkennen, daß Leihmutterschaft und Euthanasie auf der Agenda von Macrons neuer fünfjährigen Amtszeit stehen. Für die libertäre Oligarchie ist ein guter Bischof, wenn nicht ein toter Bischof, so doch zumindest ein Handlanger-Bischof. Dies ist beim Bischof von Toulon sicherlich nicht der Fall. Ich weiß nicht, ob es irgendeinen politischen Druck auf Rom gab, ihn zum Schweigen zu bringen. Dies ist bereits in der Geschichte geschehen. Auf jeden Fall ist sicher, daß die römische Entscheidung den überzeugten Katholiken und unserer Fähigkeit, in diesem Zusammenhang einen effektiven und konsequenten Kampf für das Leben zu führen, einen schweren Schlag versetzt hat.

Niemand sollte sich jedoch Illusionen hingeben: das wird uns nicht davon abhalten, zu kämpfen – und all unsere Bewunderung für die bemerkenswerte Arbeit auszudrücken, die bereits in der Diözese Toulon geleistet wurde. Unter anderem erwarte ich mit großem Interesse die nächste Reaktion einiger derer, die sich jetzt über die römische Entscheidung freuen: der Kampf, den uns die Kultur des Todes bald aufzwingen wird, sollte eindeutig die Demarkationslinie mit den falschen Brüdern markieren, während man zweifellos sehen wird, daß es viel mehr braucht, um einen mutigen Bischof wie Bischof Rey zum Schweigen zu bringen!

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