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Zur Situation von St. Benoit

Bild: Von der Facebook-Seite des KlostersDie gegen bischöfliches Verbot erfolgte Priesterweihe von P. Alcuin Reid und – wie wir jetzt erfahren – seines Confraters Ildephonse Swithinbank – hat die zu erwartenden Konsequenzen nach sich gezogen: Bischof Rey von Frejus-Toulon hat die beiden Neupriester suspendiert und die nach bischöflichem Recht errichtete Gemeinschaft von St. Benoit für aufgelöst erklärt. Von einer Exkommunikation war in der Pressemitteilung der Diözese nicht die Rede.

Über das Vorgehen von Bischof Rey gestatten wir uns kein Urteil: Er folgt formal dem geltenden Recht und vermutlich einer dringenden Aufforderung aus Rom. Es wäre durchaus nachvollziehbar, wenn er – wie so mancher andere Prälat – nicht vor dem bevorstehenden Ende des aktuellen Pontifikats ein Amt aufs Spiel setzen will, das eine bedeutende Rolle im dann hoffentlich möglichen Wiederaufbau spielen kann.

Die Patres Alcuin und Swithinbank waren sich zweifellos bereits vor ihrer Weihe darüber im klaren, auf welche Weise das Kirchenregiment auf ihren aus pastoraler Notwendigkeit (s. dazu hier) begründeten Ungehorsam reagieren würde. Tatsächlich gehört Alcuin Reid, den man bisher zumeist als nicht nur höchst kompetenten, sondern auch stets abwägenden und auf Ausgleich bedachten Wissenschaftler kannte, seit dem Erlass des Motu Proprio zu den entschiedensten Vertretern der Opposition gegen Traditionis Custodes. Unter der Losung: „Gehorsam bedeutet keine Pflicht zum Selbstmord“ hat er sich früh und eindeutig zum Widerstand gegen den erneuten Versuch der liturgischen Revolutionäre bekannt, die überlieferte Liturgie aus dem Leben der Kirche zu verbannen. Daß ihm und seiner Gemeinschaft nun ein ähnliches Schicksal bereitet wird wie vor 46 Jahren Erzbischof Lefbvre, dürfte ihn in keiner Weise überraschen.

Auch die der kleinen Gemeinschaft verbundenen Gottesdienstbesucher und Wohltäter werden sich durch die Entwicklung wohl kaum beeindrucken lassen. Hier geht es weiter So haben Suspendierung und Auflösung wohl in erster Linie der Effekt, die römische Entschlossenheit zur Durchsetzung von TC zu demonstrieren und dazu an dem Punkt anzusetzen, an dem die traditionellen Gemeinschaften am leichtesten zu treffen sind: Bei ihrem kirchenrechtlichen Status und beim Priesternachwuchs. Angebliche Mängel in der Priesterausbildung waren der Hauptvorwurf, mit dem das gegenüber Bischof Rey ausgesprochene Verbot der für diesen Monat geplanten Priesterweihen seiner Seminaristen begründet worden war. Der Bischof hat übrigens inzwischen Rom seine Gesprächsbereitschaft zu Veränderungen in der Ausbildungspraxis seiner Diözese angeboten, ohne bislang eine Antwort zu erhalten.

Auch hinsichtlich der bestehenden traditionstreuen Gemeinschaften ist römischerseits immer wieder von Mängeln in der Priesterausbildung die Rede, die angeblich zu wenig die großen Erfolge der Erneuerung seit dem 2. Vaticanum berücksichtige. Wie es heißt, sind Erlasse in Vorbereitung, die Priesterausbildung der Gemeinschaften stärker zu kontrollieren und letztlich den Anforderungen von TC anzupassen, wonach es in der römischen Kirche nur eine „lex orandi“ geben könne: Den Novus Ordo Pauls VI. Ein seit Monaten erwartetes/befürchtetes Dokument mit dieser Zielsetzung ist allerdings bis jetzt nicht vorgelegt worden. Wann und ob es überhaupt bei der gegenwärtigen Lähmung der kurialen Arbeit herauskommt, ist ungewiss, ebenso die Frage seiner Durchsetzbarkeit.

Wesentlich weiter gediehen ist das römische Vorhaben, die Möglichkeiten der Bischöfe zur Errichtung von geistlichen Gemeinschaften diözesanen Rechts einzuschränken. Im eklatanten Widerspruch zum geltenden Kirchenrecht und zur in den Dokumenten des zweiten Vatikanums vorgesehenen Stärkung der bischöflichen Stellung – von den synodalen Parolen des gegenwärtigen Regimes ganz zu schweigen – ist die Zuständigkeit in dieser Sache den Bischöfen nun durch päpstliches Rescript vollständig entzogen und dem Ministerium für die Orden und Gemeinschaften übertragen worden.

In traditionsorientierten Kreisen ist diese Maßnahme nicht grundlos vor allem als Angriff auf das eigene Umfeld verstanden worden. So wie die Gemeinschaft von St. Benoit haben nicht nur in Frejus-Toulon, sondern auch in vielen anderen Diözesen glaubenstreue Gemeinschaften Unterschlupf bei Bischöfen gefunden, die ihrer Sache freundschaftlich gesinnt sind oder zumindest keinen Grund sehen, sich dem römischen Krieg gegen alles Traditionelle anzuschließen. Dieser Unterschlupf war allerdings schon immer eine prekäre Angelegenheit, weil - wie es ja schon mehrfach geschehen ist – schon der nächste Bischof solchen Gemeinschaften seine Duldung entziehen und sie auflösen oder zum Verlassen seiner Diözese auffordern kann. Nun soll dieser unsichere Schutz also völlig aufgehoben werden – soweit die Bischöfe sich dem Diktat unterwerfen oder entstehende Gemeinschaften nicht zunächst einmal ganz darauf verzichten, sich um irgendeine Art kanonischer Anerkennung zu bemühen.

Daneben sollte man jedoch nicht übersehen, daß Franziskus nicht nur die traditionsorientierten Gemeinschaften, sondern sämtliche Gemeinschaften rücksichtslos verfolgt und unter seine Knute zu zwingen versucht, wenn sie nicht seinen ganz persönlichen Vorstellungen von Leben und Zielsetzung einer Gemeinschaft entsprechen. Es sind ja nicht nur die Malteser, die durch rücksichtslose Eingriffe des Diktatorpapstes in Gefahr gebracht werden, ihre Identität zu verlieren. Erinnert sei an die unwürdige Behandlung von Enzo Bianchi, des ursprünglich zu den Favoriten Bergoglios zählenden Gründers der Gemeinschaft von Bose, und an die aktuellen Versuche, der Vereinigung Communio e Liberatione eine dem Palast Sanctae Marthae genehme Führung aufzuzwingen. Trotz möglicher Vorbehalte gegen einzelne Elemente von Geist und Praxis dieser Gemeinschaften: So geht es nicht, Herr Papst!

Von den Stärken und Schwächen dieser „neuen geistlichen Bewegungen“ haben wir keine tiefer gehende Kenntnis, aber eines ist klar ersichtlich: Es ist nicht nur das Erbe seines unmittelbaren Vorgängers Benedikt, das Franziskus rücksichtslos zu zerschlagen sucht. Mit der gleichen Wut verfolgt er die von Johannes Paul II geförderten Gemeinschaften, denen man vieles vorhalten mag – sicher jedoch nicht ein übersteigertes Festhalten an überlebten Traditionen.

Die kleine Gemeinschaft von St. Benoit wird das Wüten von Franziskus und seinem Laufburschen Joao Braz de Aviz überstehen, und wenn es sein muß, auch das womöglich ähnlich agierender Nachfolger. Die gleiche Prognose läßt sich für die anderen Gemeinschaften stellen, die an der unaufggebbaren apostolischen Tradition festhalten wollen. Man mag sie eine Zeit lang an den Rand der Kirche drängen - auslöschen kann man sie nicht. Die persönliche Despotie von Franziskus wird mit dem Tod des Egomanen auf dem Stuhl Petri erlöschen – ob das auch bereits das Ende der in die Kirche eingedrungenen Diktatur des Relativismus bedeutet, steht dahin. Noch scheint der Zeitgeist des Relativismus in Kirche und Gesellschaft in voller Blüte zu stehen. Aber die Substanzlosigkeit dieses Relativismus ist immer weniger zu übersehen oder zu vertuschen – und wenn sich die Bätzinge und Roches noch so sehr aufblähen.

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