Der Kommissar zerschlägt den Orden der FFI
- Details
- 10. Dezember 2013
Nachdem Kommissar P. Fidenzio Volpi in der vergangenen Woche der bisherigen Ordensleitung der Franziskaner der Immakulata vorgeworfen hat in eine „krypto-lefebvrianische, jedenfalls traditionalistische“ Richtung „abgedriftet“ zu sein, veröffentlichte er am 8. Dezember ein langes Schreiben an alle Mitglieder (PDF in englischer Sprache). Darin erhob der Kommissar eine Fülle von Vorwürfen gegen die angeblich widersetzlichen Ordensangehörigen, besonders verwerflich erschien ihm die von zahlreichen Mitgliedern bei der zuständigen Autorität eingereichte Bitte um Errichtung einer neuen Gemeinschaft im Rahmen von Ecclesia Dei. Als Ausdruck der „mütterlichen Sorge der Kirche“ für ihre Ordensgemeinschaften und in der Hoffnung, daß die herannahenden Feiertage „Anlässe großer Gnade sind, die meine Worte deutlicher, hilfreicher und fruchtbringender machen werden“, verfügte Volpi:
In Erwägung all des oben Beschriebenen und nach Vorlage dessen bei der Ordenskongregation treffe ich kraft der mir von dieser Kongregation verliehenen Vollmachten folgende Anordnungen, die sofort in Kraft treten:
- Das STIM (Seminarium Theologicum Immaculata Mediatrix) ist bis auf weiteres suspendiert, das Studium wird unterbrochen. Die Studenten des zweijährigen Philosophicums werden in das Mutterhaus in Frigento umziehen, wo sie - sofern der Unterzeichnete das erlaubt - das interdiözesane Kolleg von Benevent besuchen werden. Die Studenten des dreijährigen Theologicums werden ins Generalat nach Rom an der Via Boccea gehen, von wo aus sie - soweit und wenn ich das anordne - die päpstlichen Universitäten Roms besuchen werden. In der Konsequenz dieser Verlagerungen wird das Marianische Haus in Sassoferrato geschlossen.
-
Weihen zum Diakonat und zum Priestertum werden für ein Jahr aufgeschoben. Weihekandidaten, die sich gegenwärtig in der Ausbildung befinden, müssen eine persönliche Erkläung unterschreiben, mit der Anerkennung:
- der Novus Ordo ist ist ein wahrhafter Ausdruck der liturgischen Tradition der Kirche und damit der franziskanischen Tradition (ohne dem vorzugreifen, was das Motu Proprio Summorum Pontificum gestattet, sofern das derzeit geltende Verbot ad hoc et ad tempus für das Institut (d.h. der Orden) aufgehoben wird),
- der Dokumente des zweiten Vatikanischen Konzils entsprechend der ihnen vom Lehramt der Kirche verliehenen Auitorität.
Jeder Kandidat, der diese Vorgaben nicht akzeptiert, wird sofort aus dem Orden entlassen.
-
Jeder Angehörige des Ordens muß eindeutig und in schriftlicher Form seine Bereitschaft erklären, seinen Weg im Orden der Franziskaner der Immakulata entsprechend dem Marianisch-Franziskanischen Charisma, im Geist des hl. Maximilian Kolbe und nach den Vorgaben der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Ordensleben fortzusetzen.
-
Die Gruppen des MIM (Mission Immaculate Mediatrix, Laienvereinigungen im Rahmen des Ordens) in Italien sind förmlich suspendiert, bis sie, wie bereits in einem früheren Rundschreiben erwähnt, eine förmliche Erklärung der Anerkennung der neuen Autorität abgeben. Das gleiche gilt für die TOFI (die Tertiaren des Ordens). Der Apostolische Kommissar wird ein Gremium von drei Ordensangehörigen ernennen, mit dem die Angehörigen der genannten Gruppen das weitere Verfahren klären können.
-
Es wird eine Finanzkommission eingerichtet, die den Generaladministrator bei seiner Arbeit unterstützt. Sie wird auch Rechtsanwälte und Experten in diesem Bereich heranziehen.
-
Die Regelungen zur Zusammenarbeit mit dem Orden der Franziskanerinnen der Immakulate (die nicht dem Kommissar unterstehen, d.Ü.) werden überprüft, um unerwünschte Einflussnahmen zu unterbinden. In der Zwischenzeit müssen alle Ordensangehörigen, die auf die eine oder andere Weise an den Publikationen der Franziskanerinnen beteiligt sind, jede Kooperation einstellen. Publikationen des Verlags Casa Maria Editrice können von den Ordensmitgliedern nicht mehr vertrieben werden. Bezüglich der geistlichen Unterstützung der Franziskanerinnen der Immakulata und der Armen Klarissen der Immakulata erfolgt eine Einzelfallprüfung unter meiner Aufsicht.
Liebe Mitbrüder, die liebevolle Einwilligung in Gottes Willen der unbefleckten Jungfrau und ihres keuschen Bräutigams, des. hl. Joseph, möge uns allen Vorbild und Ansporn sein. Möge die Demut, der Gehorsam und die Selbsthingabe, die der Sohn Gottes, unser Herr Jesus Christus, mit seiner Geburt in Bethlehem zeigte, uns den Weg zeigen, so daß wir wie die Hirten und die Magier am Ende das Licht, den Frieden und die Erlösung finden! Amen!
* * *
In Reaktion auf diese Anordnungen haben Gruppen um den Konzilshistoriker Roberto de Mattei und die Website Corrispondenza Romana eine Unterschriftensammlung initiiert, die den Rücktritt von Pater Volpi als Kommissar fordert. Wir machen auf diese Initiative aufmerksam, auch wenn wir Zweifel sowohl an der Angebrachtheit als auch an der Klugheit dieses Vorgehens haben. Nicht etwa, weil wir uns den vom Kommissar in nachgerade zynischer Form instrumentalisierten Gehorsamsbegriff zu Eigen machen wollten. Aber ein von der „höchsten Autorität“ eingesetzter Beauftragter kann und wird nicht aufgrund demokratistischer Meinungsbilder zurücktreten. Entweder wird er unter missbilligender Aufhebung der von ihm getroffenen Maßnahmen abberufen, oder er bleibt im Amt, was dann die von der höchsten Autorität ausgehende Bestätigung dieser Maßnahmen bedeutet.