Neues zum Wechsel in Wisques
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- 07. Mai 2014
In bisher drei Beiträgen haben wir über den Wechsel der Benediktinerabtei St. Paul von Wisques in die Obhut der Abtei von Fontgombault und den damit verbundenen Übergang zur überlieferten Liturgie berichtet. Dabei waren wir - auf Grund der veröffentlichten Meldungen - bisher davon ausgegangen, daß die verbliebenen hochbetagten Mitglieder des bisher dem Novus Ordo folgenden Abtei Wisques verlassen und, wie das in anderen Fällen gehandhabt wird, in andere geeignete Klöster oder Alteneinrichtungen umziehen würden. Einem Interview mit Abt Jean Pateau von Fontgombault auf la nef entnehmen wir, daß das so nicht korrekt ist. Unter dem Dach der Benediktinerföderation von Solesmes, der sowohl das „neurituelle“ Wisques als das „altrituelle“ Fontgombault angehören, wurde eine andere Lösung gefunden, die Dom Pateau im Interview so beschreibt:
Die Voraussetzung für die Entsendung unserer Mönche nach Wisques war, daß dort auch die Regeln von Forntgombault übernommen würden. Das war auch allen Beteiligten so klar, daß alles auf wahrhaft brüderliche Weise geschehen konnte. Auf der anderen Seite wollten wir aber auch alles Mögliche tun, um den Mönchen von Wisques die Einhaltung des Prinzips der „stabilitas loci“ zu erleichtern. Der gegenwärtige modus vivendi entspricht daher den Erwartungen der ganzen Gemeinschaft. Während die neu hinzugekommenen Mönche ihre Morgenmessen an den verschiedenen Altären der Abtei in der außerordentlichen Form feiern, konzelebrieren die Alten in der ordentlichen Form. Die Konventsmesse findet dann, von einigen Ausnahmen abgesehen, in der außerordentlichen Form statt. Als ich am Fest unserer lieben Frau von Lourdes, dem Tag der Alten und Schwachen, in Wisques war, habe ich mit unseren Alten dort konzelebriert, von denen vielen die Last der Jahre zu schaffen macht und die viele Prüfungen gemeinschaftlicher und persönlicher Art ertragen mussten.
Unsere Übernahme von Wisques hatte eine zweifache Zielsetzung: Das Überleben des Klosters und die Bewahrung der Einheit der Mönchsfamilie von St. Paul. Ich bin froh, daß dieses Ziel hinsichtlich der Einheit der Familie erreicht werden konnte. Und die Ankunft neuer Berufungen erlaubt es uns, wohlgemut in die Zukunft zu schauen.“
Die hier skizzierte Lösung mag angesichts der schweren Mängel, mit denen die Praxis des novus Ordo vielerorts und keinesfalls zufällig verbunden ist, Bedenken hervorrufen. Auf der anderen Seite bietet sie in auffallendem Kontrast zu der skandalösen Entwicklung um die Franziskaner der Immakulata ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Konflikte zwischen den unterschiedlichen Richtungen innerhalb der Kirche oder von einzelnen Gemeinschaften ertragen werden können, wenn wenigstens Ansätze zu einer gemeinsamen Spiritualität und Wille zu Brüderlichkeit vorhanden sind. Schließlich ist es auch kein Zufall, daß unter den vielen Benediktinerabteien Frankreichs nur die „altrituelle“ von Fontgombault in der Lage war, den weiteren Bestand der sonst dem Untergang geweihten Abtei St. Paul zu ermöglichen. Ein „neuer Frühling“ kann schon noch kommen - nur nicht so, wie es sich die vorstellen, die täglich behaupten, er sei schon längst eingetreten.
Das Interview mit Dom Pateau enthält nach zahlreiche andere interessante Informationen zur täglichen Praxis in Wisques und zur Situation der Benediktiner von Fontgombault und seinen Filialklöstern.