Wie weiter mit der Piusbruderschaft?
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- 19. November 2015
Wieder einmal ist davon die Rede, „Rom“ (wer oder was auch immer das gerade sei) habe der Priesterbruderschaft einen neuen Vorschlag zur Regulierung ihres Status unterbreitet. Die Tatsache selbst kann nach einer Bestätigung durch P. Schmidtberger als sicher gelten - über den Inhalt und die Bedingungen im Einzelnen ist derzeit noch nichts bekannt. Wirklich überraschend kommt das nicht, seit Rom den de jure immer noch suspendierten Priestern der Gemeinschaft für das Jahr der Barmherzigkeit eine von der Zustimmung der Ortsbischöfe unabhängige Erlaubnis zum Beichthören gewährte.
Tatsächlich wurde ein neuer Vorschlag mit einem neuen, über das bisherige hinausgehenden Entgegenkommen durchaus dem Stil des aktuellen Pontifikats entsprechen. Soweit hinter den schwer deutbaren und oft widersprüchlichen Reden, Gesten und Aktionen des Papstes überhaupt eine Richtung erkennbar ist, deuten diese auf eine Absicht zu einer weitgehenden „Pluralisierung“ der Kirche: Hier ein Kontinent mit Partnerschaftssegnung ungeachtet des Geschlechts - dort einer mit Polygamie. Hier eine Volkskirche mit demokratischen Bischofswahlen durch die Gemeindebasis - dort Einsetzung von Bischöfen durch die zu nationalen Bischofssynoden aufgewerteten Bischofskonferenzen. Dort eine Sakramentenlehre in Reduktion auf die Taufe mit der Möglichkeit, auch Frauen zum Vorsitz in der eucharistischen Gemeindeversammlung zu betrauen - dort offenes Abendmahl mit Zutritt für jeden unabhängig von Konfession und Religion. Und alles ohne formelle Veränderung der Lehre, versteht sich.
Da könnte man durchaus auf den Gedanken kommen, den Pluralismus etwas ausgewogener erscheinen zu lassen, indem man hier ein Priesterseminar auf Grundlage der Summa des hl. Thomas und dort ein tridentinisches Levitenamt mit Diakon und Subdiakon hinzunimmt. „Lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern“ wurde schon einmal als Begleitmotto für eine große Revolution angestimmt.
Was „Rom“ zu Zugeständnissen geneigt stimmen könnte, lässt sich insoweit begründbar vermuten. Schwerer fällt es, Argumente zu finden, die eindeutig für oder gegen die Annahme einer solchen „Lösung“ sprechen könnten. Sicher, Einheit ist ein hohes Gut - aber wieviel Verschiedenheit im Grundsätzlichen verträgt eine Einheit, ohne zur bedeutungslosen Phrase zu werden? Und umgekehrt: Wenn jeder „sein Ding“ macht und dennoch alle „drin“ sind - welchen Sinn hat es dann noch, „draußen“ zu stehen? Und überhaupt: Was bedeutet „Regulierung“ in der Regellosigkeit?
Merkwürdige Fragen, von denen man sich bislang nicht vorstellen konnte, daß sie jemals im Zusammenhang mit „katholische Kirche" eine Rolle spielen könnten.