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Kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft?

Bild: ZenitIn einem allem Anschein nach abgestimmten Vorgehen haben gestern der Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei und die Piusbruderschaft Erklärungen veröffentlich, in denen vom Drängen des Papstes auf eine kanonische Anerkennung der Bruderschaft durch den Vatikan die Rede ist. Die Erklärung von Erbischof Pozzo von Ecclesia Dei hat die Form eines Interviews mit der Nachrichtenagentur Zenit. Die Ausführungen von Bischof Galarreta stammen von einer Tagung im Januar in Frankreich und wurden von der amerikanischen Nachrichtenseite der Bruderschaft zusammengestellt und gestern neben dem ebenfalls (in englischer Sprache) gebotenen Text des Interviews mit Erzbischof Pozzo veröffentlicht. Eine deutsche Übersetzung des Pozzo-Interviews ist inzwischen bei katholisches.info erschienen.

Beide Texte stimmen darin überein, daß sie erkennen lassen, daß die Kontakte zwischen der Bruderschaft und dem Vatikan auch in der Zeit der öffentlichen „Funkstille“ nach 2014 nicht abgerissen sind. Und beide betonen, daß die jetzt in den Bereich des Möglichen rückende Regulierung des kanonischen Status der Bruderschaft ganz wesentlich auf dahingehende Willenserklärungen von Papst Franziskus zurückgeht. Einen deutlichen Unterschied gibt es in der Tonlage: Die Ausführungen Erzbischof Pozzos lassen durchgehend Optimismus erkennen versuchen, die noch bestehenden Differenzen so darzustellen, daß sie einer Einigung nicht im Wege stünden. Demgegenüber äußert sich Bischof Galarreta durchgängig zurückhaltend und bekräftigt, daß er für sich derzeit keine Möglichkeit zu einer Übereinkunft mit dem Vatikan sehe.

Und genau an dieser Stelle kommt anscheinend die merkwürdige Figur einer „einseitigen Anerkennung“ der Bruderschaft ins Spiel. Wenn die Differenzen in der Sache inzwischen seitens Rom als so gering eingeschätzt werden, wie die Äußerungen von Erzbischof Pozzo das erscheinen lassen, dann wäre es denkbar, daß der Papst der Bruderschaft einen kanonischen Status verleiht, ohne daß es vorher eine von beiden Seiten per Unterschrift bekräftigte Übereinkunft gegeben hätte. Das wäre zweifellos eine Herausforderung für die Kirchenrechtler, die daraus praktikable Leitlinien für das Leben der Bruderschaft innerhalb der Kirche zu entwickeln hätten. Die Weigerung vieler Bischöfe, der stets kanonisch anerkannten Petrusbruderschaft in ihren Diözesen auch nur den kleinsten Raum zu gewähren, beleuchtet eines der damit verbundenen Probleme; die jedes Jahr näher rückende Notwendigkeit, neue Bischöfe für die Pristerbruderschaft zu weihen, ein weiteres.

Allerdings: Gerade für den „pragmatischen“ Umgang mit letzterem gibt es Präzedenzfälle. Beispielsweise in China, wo zumindest in einigen Fällen Bischöfe, die von der Staatskirche einseitg bestimmt und geweiht worden sind, von Rom de facto anerkannt wurden - ebenso einseitig.

Bischof Galarreta hat in seinerm Vortrag im Januar letztlich bei aller zuvor geäußerten Skepsis doch noch einen gewisse Zuversicht erkennen lassen, wenn er in seinen Schlussgedanken ausführte:

Eine de-facto-Anerkennung hätte gute und wohltuende Auswirkungen: Das wäre eine ganz außerordentliche apostolische Öffnung, und es würde auch außerordentliche Wirkungen hervorrufen. Allerdings sind damit zwei Risiken verbunden: Das einer inneren Spaltung, und das einer partiellen Anpassung in unserer Verkündigung. Es würde außerordentliche Weisheit und Klugheit, große Festigkeit und Klarheit erfordern. Wären wir dazu in der Lage?

Wenn es das ist, was uns die Vorsehung zuweist, dann dann werden wir auch die nötige Gnade finden, die Schwierigkeiten zu bewältigen und so mit ihnen umzugehen, wie das erforderlich ist."

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