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Ein neuer Abt für Wisques

„Ich habe Ihnen eine große Freude mitzuteilen: Am 3. April, dem Sonntag in albis und von der göttlichen Barmherzigkeit, wurde P. Philippe de Montauzan, bisheriger Prior, als 6. Abt von Wisques gewählt. Deo gratias! Die Weihe wird er am Samstag, 4. Juni, am Fest des Unbefleckten Herzens Marias, durch die Hand des Bischofs von Arras, Mgr. Jean-Paul Jaeger, in der Kathedrale von Saint-Omer empfangen. Wir vertrauen mehr denn je auf euer Gebet für den Vater Abt und seine Söhne.“

So die kurze Nachricht, die anfang dieses Monats aus Saint-Paul de Wisques eintraf.

Dom Philippe de Montauzan, 66 Jahre alt, hochgewachsen, ruhig und von großer Charakterstärke, war in Fontgombault als Novizenmeister und Leiter der Schola eingesetzt. Dom Jean Pateau, der Abt von N.D. de Fontgombault und Dom Philippe Dupont von Saint-Pierre de Solesmes, hatten ihn auserwählt, als Prior mit 13 Mönchen aus Fontgombault nach Wisques in Nordfrankreich zu gehen, um dort die sterbende Abtei Saint-Paul zu „übernehmen“. Das geschah freilich unter bestimmten Bedingungen, die Dom Pateau fordern konnte: Die Rückkehr zu den „alten“ Regeln, zum lateinischen Stundengebet und zur Zelebration in der „außerordentlichen Form des römischen Ritus“ in den Besonderheiten, wie sie in N.D. de Fontgombault gepflegt werden. Motu-proprio: Summorum-Pontificum hat mehrfach darüber berichtet, am 16. 10 2013 mit einer Überschrift „Die Alten gehen, das Alte kommt“ und dem Hinweis auf die Bilder von Pawel Kulas, der auch das Leben in Fontgombault großartig dokumentiert hat.

Die „Rückkehr“ ist erstaunlich gut gelungen. Daß noch nicht einmal nach drei Jahren der Entschluß gefaßt werden konnte, dem Kloster wieder einen Abt zu geben, spricht eine deutliche Sprache. Das klösterliche Leben pulsiert! Wie in N. D. de Fontgombault werden nach der morgendlichen Laudes an allen Altären Stillmessen gefeiert; im Kirchenraum sind an vier Altären die ersten Gläubigen um die zelebrierenden Priester versammelt. Weitere Altäre sind leider im Kirchenschiff nicht unterzubringen, sie finden sich im Bereich der Klausur an verschiedenen Stellen. Die räumlichen Gegebenheiten lassen bei manchen Mönchen immer noch Heimweh nach Fontgombault aufkommen; dennoch, das alte Schloß, an das mit bunt verglasten Ziegeln im Stile des Art decor ein Kreuzgang und die Klausur angebaut worden ist, hat seine Reize. Lediglich der verklinkerte Kirchenraum aus den Siebzigern , wo die Trennung zum Chorgestühl gerade einmal aus den Bänken erkennbar ist, kann die berechtigten Wünsche nicht ganz erfüllen. Die Außenfassaden der Gebäude werden jedoch nach und nach sehr gut restauriert und die Abtei mit ihren sieben Türmen, umgeben von Waldstücken, macht ein gutes Bild!

Das Wichtigste jedoch: Das Kloster lebt, vibriert! Die Konventsmessen nach der Terz sind auch an Wochentagen gut besucht. An Festen müssen sich des öfteren manche Gläubige mit „Stehplätzen“ begnügen, wie in den fünfziger Jahren in Deutschlands Pfarrkirchen! Auch zu den Stundengebeten sind die Mönche nie allein. Und dabei liegt Wisques wirklich „auf dem platten Land“, der kleine Ort selbst wirkt oftmals wie ausgestorben.

Gewohnt an handfeste Arbeit haben die Mönchen aus Fontgombault - in der Mehrzahl Priester! - sofort zugepackt. Es wird gerodet, urbar gemacht, in allen möglichen Gewerken Selbständigkeit zu erreichen versucht. Für die Sonntagsmesse im novus ordo steht eine Kapelle in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Schlosses bereit, ebenfalls von den Mönchen versorgt; auch seelsorglicher Dienst bei den benachbarten Benediktinerinnen wird geleistet. Auch erste Postulanten fanden sich ein, mußten aber nach einer Probezeit wieder Abstand nehmen. Das macht jedoch niemanden ängstlich; voll Zuversicht ist man sich sicher, daß der Herr schon seine Diener rufen wird.

Fremde Besucher sind stets willkommen. Der äußerst rührige Père Hôtellier freut sich über ein stets nachgefragtes Gästehaus, das etwa zu Ostern eine bunte Mischung aus Franzosen, Holländern, Engländern, Deutschen und Schweden bevölkerte. All das zeigt, daß das Experiment „Rückkehr zum Alten“ hier gelungen ist. Es war an der Zeit, daß der Ortsbischof, Mgr. Jaeger, der Abt von Solesmes und auch Dom Pateau den Mönchen die Wahl eines Abtes ankündigen konnten. Und die Wahl fiel nicht schwer. Unter Dom Philippe de Montauzan kann nun auch im Norden Frankreichs, für Deutsche Interessenten leichter als Le Baroux oder Fontgombault erreichbar, ein geistliches Zentrum für den usus antiquor erblühen. Fahren Sie hin!

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