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Angriffe auf das Priestertum

Während wir alle noch – und das zu Recht – beunruhigt auf das Chaos blicken, das Amoris Laetitia hinsichtlich der Bedeutung der Sakramente der Ehe, der Buße und der Eucharisitie ausgelöst hat, bereiten die Berufsrevolutionäre im Kirchendienst bereits dem nächsten Punkt ihrer Agenda zu. Der Abschaffung des Priestertums nach dem bisherigen Verständnis der Kirche. Daß es dabei durchaus einen gewissen Zusammenhang zu Amoris Laetitia gibt wird daran erkennbar, daß ausgerechnet einer der lautesten Anwälte der „Neubewertung“ von Ehe und Eucharistie, Cardinal Cocopalmiero, jetzt zum Abschluß eines Interviews mit Eduard Pentin zu Amoris Laetitia auch in dieser Frage mit außerordentlich bedenklichen Ideen hervorgetreten ist. Auf die Bitte des Interviewers um Präzisierung seiner bereits zuvor geäußerten Ansicht, die Kirche solle zugunsten der Ökumene von ihrem bisherigen „rigiden“ Amtsverständnis abgehen, erläuterte der Kardinal:

Ich habe gesagt, wir müssen über Fragen nachdenken. Jetzt sagen wir: Es ist ganz gültig, oder gar nichts ist gültig. Vielleicht müssen wir über diesen Begriff von Gültigkeit oder Ungültigkeit nachdenken. Das zweite Vatikanische Konzil hat gesagt, es besteht eine wahre Gemeinschaft, auch wenn sie noch nicht vollständig oder abgeschlossen ist. Sie sehen, man hat ein Konzept entwickelt, das nicht so eindeutig auf alles oder gar nichts festgelegt ist. Es gibt eine Gemeinschaft, die bereits gut ist, aber einige Elemente fehlen noch. Doch wenn wenn man sagt, daß deshalb, weil noch einiges fehlt, gar nichts da ist, ist man im Irrtum. Es gibt noch fehlende Teile, aber es gibt schon eine Gemeinschaft, doch diese Gemeinschaft ist noch nicht vollständig. Das gleiche oder etwas ähnliches kann man auch hinsichtlich der Gültigkeit oder Ungültigkeit der Weihe sagen. Ich sage: Darüber sollten wir nachdenken. Es ist eine Hypothese. Vielleicht kommt etwas dabei heraus, vielleicht auch nicht – es geht um eine Untersuchung, ums Nachdenken.

Hier geht der Angriff also über die Schiene des Gradualismus: Es gibt kein gültig oder ungültig, kein wahr oder falsch – nur gleitende Übergänge. Alles geht irgendwie – Relativismus in Reinkultur.

Über eine andere Schiene geht der Angriff, den der brasilianische Bischof Luiz Demetrio Valentini im Umfeld der berüchtigten Amazonas-Werkstatt unlängst vorgetragen hat. Angesichts des Priestermangels fordert er die Einführung von „Gemeindepriestern“ - wobei unklar bleibt, ob er darunter lediglich die Herabsetzung der Anforderungen an Personen stellt, die als „erprobte Laien“ vom Bischof zu Priestern geweiht werden sollen – oder ob er bereits in der Beauftragung solcher Laien durch die Gemeinde die Übertragung der Vollmacht zur Feier der Eucharistie als gegeben ansieht.

In einer solchen Ansicht könnte er sich – unter Zuhilfenahme der Cocopalmieroschen Gradualitätstheorie – sicher auch auf den Würzburger Liturgologen Martin Stuflesser stützen, der bereits 2015 im Rahmen seiner ökumenischen Schwerpunktsetzung meinte:

Beim Hochgebet kann man festhalten, dass es allen Konfessionen nicht nur darum geht, die Einsetzungsworte zu rezitieren; diese sind vielmehr Teil eines großen Bitt- und Dankgebetes im Kern der Eucharistiefeier, in das die Einsetzungsworte eingebettet sind. Diese Worte werden vom Vorsteher, also einem ordinierten Amtsträger, im Auftrag der Gemeinde gesprochen. Wenn wir uns darüber einig sind, sind wir bereits einen großen Schritt weiter.

Weiter wohin?

Das Gemeinsame an all diesen Gedankengängen – seien sie nun als Denkanstöße, Forderungen oder wissenschaftliche Erkenntnisse dargestellt – ist, daß sie die Kirche und die Feier der Sakramente ihrem Wesen nach nicht mehr als von Christus gestiftetes, von den Aposteln und den Kirchenlehrern überliefertes Geschenk der Gnade begreifen, sondern als Menschenwerk, dessen Deutung und Bedeutung in den Händen derer liegt, die es betreiben.

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