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Spiel mit dem Sprengpotential

Bild: WZ Oktober 2016„Die Frauenfrage hat Sprengpotential“ - unter diesem Titel veröffentlichte die Website der postkatholischen Bischöfe in Deutschland gestern ein Interview mit der in Tübingen irrlehrenden Dogmatik-Professorin Johanna Rahner. Um welches Sprengpotential es sich dabei handelt, kommt sehr gut im folgend zitierten Absatz der Ausführungen Rahners zum Wesen der Weiheämter in der Kirche zum Ausdruck:

Eine Weihe bedeutet, sakramental ein Handeln zu legitimieren, das im Auftrag der Kirche und in persona Christi, also im Namen Christi stattfindet. Was soll denn sonst eine Weihe sein? Wozu werden Priester zu Priestern geweiht? Doch nicht weil sie ein zusätzliches Gnadenpäckchen bekommen! Durch die Weihe werden Menschen weder zu besseren Christen, noch haben sie mehr Gnaden, sondern sie werden in Dienst genommen und ihnen werden die Verheißungen des Heiligen Geistes zugesagt für eine bestimmte Funktion, die dem Aufbau und Wirken der Kirche dient. Und diese pastoralen Funktionen bilden das Kerngeschäft von Kirche.

Halten wir uns nicht lange auf an den Versatzstücken aus der modernen Wissenschaftssprache wie „Gnadenpäckchen“ oder „Kerngeschäft der Kirche“ - so redet man halt von Gegenständen, deren Inhaltliche Bedeutung man längst verloren hat. Schlüsselwort der Aussage ist das „legitimieren“. Darin steckt wohlverpackt das Dementi von „Sakramentalität“ überhaupt. Das Sakrament in diesem Sinne bewirkt dann nicht mehr etwas, sondern es erteilt einen Auftrag oder beglaubigt etwas, das ohnehin so oder so „in persona Christi also(!) im Namen Christi“ - eine abenteuerliche Gleichsetzung – stattfindet. „Legitimierung“ bezieht sich hier nicht auf die Ebene des Seins und des Wesens der Dinge, sondern auf die Ebene der Struktur und des Rechtes. Hier geht es nicht mehr um Metaphysik und Transzendenz, sondern um social engineering.

Auf die Tätigkeit des „Vorstehers“ in der gemeindlichen Eucharistiefeier angewandt: Die actio (so nannte man früher auch den Canon samt seinem Hauptstück, der Wandlung) findet auf jeden Fall statt, wo im Namen der Christi etwa „das Brot gebrochen“ wird – die Frage ist nur, ob das durch den kirchlichen Stempel der „Weihe“ legitimiert ist oder nicht. Und natürlich verlangt Rahner, daß diese Legitimation den Frauen künftig nicht länger vorenthalten werde – wo Struktur alles ist, kann eine Unterscheidung nach dem metaphysischen Wesen der Dinge nicht mehr hingenommen werden; sie erscheint als bloße „Diskriminierung“ nach dem Geschlecht.

Zweiter Aspekt, der die Lektüre dieses Interviews überaus aufschlußreich macht, ist die von Rahner in seltener Offenherzigkeit ausgebreitete Schritt-für-Schritt-Strategie des modernistischen Umbaus der Kirche zu einem aus allen transzendentalen Bezügen gelösten Sozialkonzern mit Kern- und Nebengeschäften.

Jede Abteilungsleiterin in der Diözesanverwaltung, jede Messdienerin am Altar, jede Pastoralassistentin mit liturgischer Funktion etwa bei einer Beerdigung ist für sie ein Zwischenschritt, ein Teilerfolg auf dem langen Weg zur völligen strukturellen „Gleichstellung“ der Frau in der Kirche – in einer Kirche, die sich nicht mehr nach dem Wort Gottes und der Tradition der Väter ausrichtet, sondern am Geist einer säkularen Gesellschaft, die nur noch das kennt und anerkennt, das sie selbst geschaffen hat.

Man kann doch im ersten Schritt die Lösung des Zweiten Vatikanums anstreben und ein Modell angehen, dass dem Ständigen Diakonat für verheiratete Männer ähnelt. Die theologische Legitimität einer Veränderung der sakramentalen Struktur wird festgestellt und begründet. Dann können die Teilkirchen auf der Welt, die mitgehen wollen und dort, wo es kulturell geht, beispielsweise im ersten Schritt das Amt der Diakonin einführen. Es muss nicht überall sofort eingeführt werden; in den Kirchen Afrikas zum Beispiel ist bis heute nicht einmal der männliche Diakon verbreitet. Wichtig ist nur, dass wir endlich konkrete Schritte setzen und mutig voran gehen, damit die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht verloren geht. Und damit Frauen endlich zu ihrem Recht kommen.

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