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Wider die „sexuelle Revolution“

Die „Option Benedikt“ - V

Gegenkulturell ist das Konzept der Option Benedikt nicht nur hinsichtlich der Säkulargesellschaft. Gegenkulturell ist es ebenso hinsichtlich gewisser geistiger Tendenzen, die sich auch in den großen christlichen Kirchen im Zuge von deren Anlehnung an die Säkularkultur immer stärker durchsetzen. In den christlichen Epochen der Geschichte drehte sich alles um die Erlösung: Was ist gut, was ist richtig – wie handelt der Mensch seiner Bestimmung gemäß. Im seit der Mitte des 20. Jh. anbrechenden psychologischen Zeitalter geht es nicht mehr um das, was ist, sondern um das: „Was macht das mit mir?“. Was schlechte Gefühle hervorruft, ist schlecht, was gute Gefühle macht, ist gut – die Folgen für später oder für andere spielen keine Rolle – nur noch das Individuum und der Augenblick werden als Maßstab anerkannt.

In der Praxis führt das nicht nur zu einer allgemeinen Relativierung und Auflösung aller herkömmlichen gesellschaftlichen Bindekräfte, sondern zur Etablierung einer neuen Ordnung, die von Joseph Ratzinger vor seiner Wahl zum Papst überaus zutreffend als „Diktatur des Relativismus“ bezeichnet worden ist. Alles, was darauf gerichtet ist, Maßstäbe zu setzen, ist unzulässig. Besonders gravierend sind die Auswirkungen dieser Ideologie in einem Bereich, der in allen entwickelten Gesellschaften traditionell besonders stark geregelt ist: In der Ehe-, Familien- und Sexualkultur. Hier fällt das Gebot der Verpflichtung zu (angeblicher) Freiheit auf besonders fruchtbaren Boden, hier findet die neue Diktatur ihre willfährige Massenbasis. Das erklärt denn auch, wieso selbst die absurdesten Auswüchse des sexueller Zügellosigkeit und des Genderismus sich in einem beispiellosen Siegeslauf als neue Norm etablieren konnten. Der Körper des Individuums und dessen Befreiung von allen so empfundenen Zwängen haben die Schlüsselrolle bei der (an die Erstellung der Erlösung getretenen) Selbstbefreiung, ja Selbsterschaffung des Menschen.

Wie kann man als Christ in einer Gesellschaft überleben, die Zerstörung der Familie, sexuelle Perversion und Genderwahn nicht nur in der Theorie als Leitbilder feiert, sondern ganz praktisch durch Lehrpläne für Kindergärten und Schule, etablierung haarsträubenden Unsinns in der „Wissenschaft“ und an den Universitäten sowie eine angeblich gegen Diskriminierung gerichtete Gesetzgebung mit Gewalt durchzusetzen versucht? Leicht wird es nicht, denn „zwischen Christentum und der sexuellen Revoulution kann es keinen Frieden geben, denn sie stehen sich unversöhnlich gegenüber“ (S. 202) stellt Dreher fest.

Er stellt eine Reihe von Forderungen auf, die er dann jeweils in einigen Absätzen weiter präzisiert und der praktischen Umsetzung näher zu bringen versucht. Hier zur Orientierung nur die jeweiligen Kernaussagen.

  • Keine Kompromisse, „um die Jugend nicht zu verlieren“
  • Betonen, daß Sexualität ein Gut ist – so sie der göttlichen Ordnung entspricht
  • Moralisieren reicht nicht. Das Bestehen auf geordneter Sexualität ist nicht das Zentrum christlicher Lehre und Existenz – aber ihre Unordnung bedroht dieses Zentrum.
  • Die Eltern müssen darauf bestehen, die primäre Verantwortung für die Sexualerziehung der Kinder wahrnehmen zu können
  • Liebevolle Einbindung und Unterstützung der unverheirateten Gemeindemitglieder
  • Bwedingungsloser Kampf gegen die Seuche der Pornographie

Diese Forderungen aufzustellen, so einleuchtend sie sind, bedeutet noch nicht, Wege zu ihrer Umsetzung aufzuzeigen – nicht für Familien und Einzelne, erst recht nicht für größere Gemeinschafte. Trotzdem muß diese Aufgabe angegangen werden, weil ohne ihre zumindest teilweise Erfüllung nicht nur keine christliche Gemeinschaft, sondern keine geordnete menschliche Gesellschaft überhaupt bestehen kann. Zum Abschluss seines Kapitels über „Sexualität und die neue Christliche Gegenkultur“ begründet Dreher das (S. 216) so:

Wie bei so vielen Erscheinungen in der modernen Gesellschaft betrachten wir Amerikaner Sexualität als reine Privatsache, etwas, das in den Bereich der Individualrechte fällt. Aber das ist falsch. Die Regeln, Rituale und Traditionen einer Gemeinschaft zur Sexualität sind darauf gerichtet, deren Energie, Schönheit und Freude zu bewahren und gesellschaftlich nutzbar zu machen: Nicht nur zur dauerhaften Verbindung von Mann und Frau, sondern auch von Eltern und Kindern, Familien und Gemeinden, Gemeinden und Natur. Es geht darum, so weit wie möglich sicherzustellen, daß die Erben der Sexualität, wenn sie denn erwachsen werden, sich dieser Gabe würdig erweisen können. Wenn eine Gemeinschaft das nicht sicherstellen kann, dann kann sie überhaupt keine Sicherheit geben – und genau das erleben wir in der gegenwärtigen Entwicklung.

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