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Heilige des heutigen Tages

Bild: Bestand der königl. Bibliothek KopenhagenEinerseits ist es natürlich eher ein Zufall, daß die Links zu diesen beiden Meldungen gerade nebeneinander auf dem Desktop zu liegen kamen: Kanada: Schwester leitet Trauungszeremonie  und DBK möchte für Trauung keine Priester der Piusbruderschaft. Kanada ist ein weites und immer noch sehr dünn besiedeltes Land – da kann es schon einmal Probleme bereiten, einen Priester zur rechten Zeit an den rechten Ort zu bringen. Die Beauftragung von Laien zur sakramentalen Bezeugung des Ehegelöbnisses ist rechtlich (Can 1112) möglich, und wenn man dann auch noch eine Schwester mit dieser Aufgabe betreut, bekommt der Bischof sicher ein zusätzliches Fleißkärtchen von denen, die jede Gelegenheit nutzen, das Thema „Frauenordination“ am Köcheln zu halten.

Aus rechtlicher Sicht ist auch nichts einzuwenden gegen den Beschluß der deutschen Bischofskonferenz, keine Priester der Piusbruderschaft mit Trauungen im alten Ritus zu beauftragen, sondern ausschließlich andere dafür geeignete Priester zu beauftragen. Wenn sie das einhalten können – warum nicht, und der Bruderschaft gibt es überdies einen Vorgeschmack davon, wie sich im Falle einer Regularisierung die Zusammenarbeit mit den Ortsbischöfen zumindest in Deutschland gestalten könnte. Die Brautleute aus der Piusbruderschaft hätten dann zumindest die Gewähr, ja, das Privileg, daß man ihnen nicht unter Verweis auf den Priestermangel einen Laien oder eine Laiin zur „Eheschließungsassistenz“ delegiert.

Womit wir bei dem Aspekt wären, der dem Nebeneinanderstehen der beiden Meldungen seine Signifikanz gibt. Immer öfter übernehmen – unter dem Beifall der Progressisten – Laien Funktionen, die nach der Tradition oder wegen ihres sakramentalen Charakters von Priestern erfüllt werden. Das muß nicht immer ein grundsätzliches Problem sein – nicht nur die „Eheassistenz“, auch die Taufe kann von bzw. vor einem Laien gespendet werdet werden. Ein Problem liegt darin, daß das eben nicht für alle Sakramente gilt. Weder die Lossprechung in der Beichte noch die traditionell und durchaus zutreffend als „letzte Ölung“ bezeichnete Krankensalbung kann von einem Laien gespendet werden.

In der Konsequenz sind diese beiden Sakramente aus dem entscheidenden letzten Lebensabschnitt der Gläubigen praktisch verschwunden: Der von einer Rätesitzung zur anderen hetzende Priester beauftragt einen Diakon, eine Pastoralassistentin oder einen außerordentlichen Kommunionspender, das Viaticum ans Sterbebett zu bringen – ohne Sorge dafür tragen zu können, daß es würdig empfangen werden kann. Die Gläubigen müssen ihren letzten Weg ohne die Hilfe und den Trost der Sakramente antreten, die dafür ganz besonders wichtig wären. Das dann auch konsequent und bis zum äußersten Ende: Auch die Bestattung, die zwar kein Sakrament ist, aber doch in den Bereich der Sakramentalien gehört, wird immer öfter Laien übertragen.

Diese Praxis in ihrer Gesamtheit ist einerseits Ausdruck der Tatsache, daß das Bewußtsein von der Bedeutung der Sakramente bei den zu ihrer Verwaltung beauftragten Bischöfen und Priestern in skandalöser Weise geschwunden ist. Sie führt ihrerseits dazu, daß dieses Bewußtsein auch bei den Laien, die es sich vielleicht noch in stärkerem Maße bewahrt haben, weiter zurückgeht. Das bietet vielfach älteren Gläubigen ein so großes Ärgernis, daß sie sogar aus dem weltlichen Verbund der Kirche austreten: „Wenn mich noch nicht mal der Pfarrer unter die Erde bringen will...“

Doch das ist nur einer der hier anzusprechenden Aspekte. Von überindividueller Bedeutung ist die Gefahr, daß große Teile der Gemeinschaft, die sich heute noch als Kirche begreift, ihren sakramentalen Charakter einbüßt und damit nicht mehr „Kirche sein“ kann. Vielleicht Kirche der „Heiligen des heutigen Tages“ - aber nicht mehr Kirche Christi.

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