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Menschheit im Widerspruch

Bildquelle: http://www.edreams.de/blog/erntedank-2012/Allein in Berlin, so wurde gestern triumphierend berichtet, hätten neun homosexuelle Paare am ersten Tag der Geltung des neuen Eherechts vor dem Standesbeamten eine „richtige Ehe“ geschlossen. Neun? Für eine der Hauptstädte der Schwulenbewegung erscheint das eher überschaubar und kaum eine Rechtfertigung für die in den vergangenen Wochen vorgenommene Aufstockung der Zahl der Standesbeamten um immerhin 30 Köpfe. Aber darum geht es hier bestenfalls am Rande – es geht um die unisono von den Medien verbreiteten Loblieder auf die neue Formulierung des Bürgerlichen Gesetzbuchs: "Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen."

Ist das nicht schön.

Problem ist: Die Ordnung der Dinge läßt sich durch Änderungen im Gesetz oder Behauptungen von Journalisten nicht wirklich verändern – das sieht nur so aus. Zwei Gerichtsentscheidungen der letzten Zeit haben verdeutlicht, daß selbst im Rechtswesen die demokratisch beschlossenen Fiktionen nur begrenzte Wirksamkeit haben, soweit sie der Wirklichkeit widersprechen.

In den USA hatten zwei Paare, bestehend aus jeweils zwei Frauen, geklagt, daß jeweils beide Ehepartnerinnen als Eltern in die Geburtsurkunde eines Kindes eingetragen würden, das eine von ihnen durch die Samenspende eines außenstehenden Mannes empfangen und geboren hatte. Sie beriefen sich dabei auf die traditionelle Funktion der Ehe als Rechtsrahmen der Elternschaft – eines Rechtsrahmens, der in den USA durch die berüchtigte Obergefell-Entscheidung des obersten Gerichtshofes ausgehebelt und durch die Erklärung der Ehefähigkeit gleichgeschlechtlicher Partner ad absurdum geführt worden ist. Nun müssen die Juristen ausklamüsern, wie sie diesen Widerspruch auflösen, möglichst ohne dabei wider alle Vernunft die Feststellung zu ermöglichen, ein Kind habe zwar zwei Mütter, aber keinen Vater. (Quelle)

Ein ähnlich vertrackter Fall stand unlängst in Deutschland zur Entscheidung. Eine biologische Frau, die als Mann lebt und durch Hormonbehandlung wie ein Mann aussieht und als solcher auch rechtlich anerkannt ist, hatte diese Behandlung unterbrochen, um in der wieder aufgenommenen Frauenphase ein Kind zur Welt zu bringen. Danach nahm sie die Behandlung und die Männerrolle wieder auf. Gestützt auf den Eintrag im Personalausweis, der sie als Mann ausweist, verlangte die unglückliche Person, in der Geburtsurkunde des Kindes als „Vater“ eingetragen zu werden - irgendwie logisch, kann doch ein Mann zumindest nach herkömmlicher Vorstellung nicht Mutter sein. Auch hier also ein trickreiches Dreieck zwischen natürlicher, traditionell angenommener und aktuell gesellschaftlich anerkannter Geschlechterrolle. Der Bundesgrichtshof hat nun entschieden, daß die rechtlich als Mann anerkannte Person in der Geburtsurkunde als Mutter des Kindes einzutragen ist. Wir leben offenbar in einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten.

Zweifellos werden bald neue gesetzliche Regelungen gefordert und auch getroffen, die vorgeben, diese Widersprüche aufzulösen – und sie dann doch nur auf um einen Schritt weiter auf dem Spielfeld der Gesellschaftsreform verschieben.

Dem Zentralkomittee der deutschen Katholiken, das sich jetzt gerade wieder für eine „kirchliche Segnung“ homosexueller Paare ausgesprochen hat, sei empfohlen, in einer ruhigen Stunde einmal über solche Zusammenhänge nachzudenken.

Das gleiche Nachdenken empfehlen wir auch dem hier bereits gelegentlich auffällig gewordenen Katholisches-Redakteur Björn Odenthal, der sich jetzt zu einem nur scheinbar ganz anderen Gegenstand geäußert hat. Odenthal will, was soll auch ein Modernist anderes wollen, das Erntedankfest „radikal modernisieren“: Weg mit dem Erntedankkorb! Um die Menschen der Gegenwart in ihrer Lebenswelt abzuholen, sollen nicht mehr die Früchte des Feldes in den Dankgottesdienst gebracht werden, sondern Früchte der Globalisierung und Zeugnisse mangelnder sozialer Gerechtigkeit. Heißt bei genauerem Hinschauen: Sich abzuwenden von dem, was gegeben und vorgegeben ist, und als Wirklichkeit nur noch das wahrnehmen zu wollen, was der Mensch aus eigener Kraft hervorgebracht oder auch entstellt hat. Aus dem Gottesdienst des Dankes wird eine Appell zur Menschheitsverbesserung. Gott, seine Gnade und sein Gebot, brauchen wir nicht mehr – nirgendwo. Die Menschen machen ihre Geschichte und ihre Welt selbst - das wußte doch schon Karl Marx.

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