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Mit Sentimentalität gegen die Leere

Bild: Diözese Linz/Kraml  https://www.dioezese-linz.at/portal/zu/sommerakademie/bilder/gallery/20048.htmlDer nachkonziliare Modernisierungswahn hat Liturgie und Kirchen ausgeräumt und alles abgeschafft, was Sinne und Gefühle ansprechen könnte. Die Gottesdienstliche Versammlung sieht vielerorts, von den komischen Gewändern mal abgesehen, ziemlich ähnlich aus wie die Jahrestagung eines x-beliebigen Vereins, und die Kirche wie das Vereinsheim. Natürlich ist diese Ödnis schwer zu ertragen – aber da die Bilder und Motive der Tradition verpönt sind, werden neue an deren Stelle gesetzt. Gerne greift man dazu auf die gerade in der Säkulargesellschaft aktuellen Sentimentalitäten zurück – man will ja den Anschluss nicht verlieren.

Katholisch.de, das unerschöpfliche Zeitgeistmagazin für die Pastoral der Lebenswirklichkeit, hat dazu im November dem Priester und Professor für Moraltheologie an der katholischen Privatuniversität Linz, Michael Rosenberger, zwei große Gespräche gewidmet. In dem einen geht es um die Fragestellung „Warum im Paradies immer Veggie-Day ist“, der andere spricht ein „Ganz klares Ja für Kreuze auf Tiergräbern“ aus.
Gestützt auf die Autorität von Bergoglios „Laudator Si“ widerspricht Rosenberger darin dem hl. Augustinus, der bei Tieren keine unsterbliche Seele sehen konnte, und stellt fest:

Menschen schätzen ihre Haustiere, kümmern sich intensiv um sie und möchten einem verstorbenen Tier ein würdiges Gedenken geben. Die Kirche sollte über den Schatten der Tradition springen und anerkennen, dass die Menschen da ein wichtiges Bedürfnis haben, das auch ihre Liebe zur Schöpfung ausdrückt. Warum sollte die Kirche da nicht Unterstützung und Beistand geben?

Noch schöner kann man es eigentlich nicht ausdrücken, daß der Zweck von Theologie und Kirche darin besteht, den Bedürfnissen der Menschen, so wie sie diese sehen, zu folgen. Sparen wir uns ein näheres Eingehen auf die Ausführungen des Moraltheologen, zur Liturgie von Tierbestattungen, und auch zu den Überlegungen, die ihn einen jährlichen Fleischverbrauch von nicht mehr 15 Kilo pro Person empfehlen lassen. Auch das Folgende zu bewerten überlassen wir dem Sachverstand der Vertreter der sicher demnächst an den Universitäten einzuführenden Biotheologie: „Es gibt keine prinzipielle, sondern nur eine graduelle Differenz zwischen Mensch und Tier“. Ach ja.

Nur eine Aussage aus dem katholisch.de Auftritt des Theologen vom 13. 11. erscheint uns noch besonders erwähnenswert. Im Anschluss an die Information, daß die katholische Akademie Bayern und weitere kirchliche Bildungshäuser mehrmals in der Woche vegetarisches Essen anbieten (wer hätte das gedacht!), teilt der Moraltheologe mit, daß diese Häuser

... für so ein Projekt bereits mit dem Preis ‚Tierschutz auf dem Teller‘ der Schweisfurth-Stiftung ausgezeichnet (wurden) – solche Zeichen wirken also in die Welt hinein und werden geschätzt.“

Wer hier wohinein gewirkt hat erscheint uns allerdings eher fraglich. Aber wer wird kleinliche Fragen stellen, wo es doch um die empfangene Wertschätzung geht. Sentimentalität geht immer.

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